Haile Gebrselassie will unbedingt bei Olympia in London starten. Auch Yuki Kawauchi (Bestzeit: 2:08:37) will nach London ©Helmut Winter
Tokio-Marathon am Sonntag: Hailes letzte Chance
Für Haile Gebrselassie ist es die letzte Chance: Wenn sich der äthiopische Superstar seinen Traum vom olympischen Marathongold erhalten möchte, muss er am Sonntag in Tokio ein sehr starkes Rennen laufen und eine absolute Weltklassezeit erreichen. Ansonsten droht ihm schon vor den Spielen in London das Aus.
Denn nur drei Athleten kann jeder nationaler Verband pro Disziplin für die Olympischen Spiele nominieren. Bei den Äthiopiern ist es normalerweise so, dass die drei schnellsten Läufer jene sind, die die Startplätze bekommen. Aufgrund einer Reihe von Weltklassezeiten, die äthiopische Athleten beim Dubai-Marathon im Januar erzielten, steht Haile Gebrselassie vor seinem Tokio-Rennen nun mächtig unter Druck.
Vielleicht würden Äthiopiens Funktionäre für ihren Nationalhelden Haile Gebrselassie bei der Nominierung eine Ausnahme machen, doch in diese Verlegenheit möchte der 38-Jährige gar nicht erst kommen: „Ich will nicht in einer Position sein, in der es Zweifel geben könnte an einer Nominierung“, hatte Haile Gebrselassie noch im vergangenen Jahr gesagt. 2011 sah seine Position allerdings noch anders aus. Nachdem er beim New York-Marathon 2010 aus dem Rennen gegangen war und dann verletzungsbedingt vor einem Jahr in Tokio nicht antreten konnte, hatte er sich mit einem überzeugenden Halbmarathonrennen in Wien (60:18 Minuten) zurückgemeldet.
Hinzu kam, dass 2011 der schnellste Äthiopier im Marathon nicht über 2:07:04 Stunden hinaus kam. Es sah alles gut aus für Haile Gebrselassie und die Qualifikation für London 2012. Doch dann gab er beim Berlin-Marathon, wo er gemeinsam mit dem späteren Sieger Patrick Makau (Kenia) auf Weltrekordkurs lag, aufgrund von Atemproblemen auf. Während Makau den Weltrekord von Gebrselassie auf 2:03:38 Stunden verbesserte, stand der Äthiopier immer noch ohne eine Olympia-Qualifikationszeit da.
Es sprach dann viel dafür, dass Haile Gebrselassie auf der superflachen Strecke von Dubai, wo er bereits dreimal gewonnen hatte, die Olympia-Qualifikation in Angriff nehmen würde. Doch er entschied sich für Tokio, nachdem er den Japanern im vergangenen Jahr hatte absagen müssen. Das war sicherlich fair, aber vielleicht ein Fehler.
Denn während Haile in der Heimat für Tokio trainierte, nutzten sieben seiner Landsleute die außergewöhnlich guten Wetterbedingungen in Dubai zu Spitzenzeiten: Drei von ihnen kamen unter 2:05 Stunden ins Ziel, vier weitere liefen unter 2:06. Im, gemessen an der Breite der Spitze, besten Marathon aller Zeiten lief der drittbeste Äthiopier 2:04:54 – eine Zeit, die Haile Gebrselassie zuletzt 2008 bei seinem Weltrekord in Berlin (2:03:59) unterbieten konnte.
Es wird also eng für Haile Gebrselassie am Sonntag in Tokio, zumal der Kurs auch nicht zu den schnellsten gehört. „Ich freue mich auf den Tokio-Marathon. Aber die Strecke ist nicht so leicht, so dass es eine große Herausforderung ist, eine gute Zeit zu erreichen. Und durch die tollen Resultate von Dubai ist die Olympia-Qualifikation natürlich noch schwerer geworden“, erklärte der zweifache 10.000-m-Olympiasieger. Immerhin, mit dem Wetter haben die Läufer voraussichtlich Glück, denn die Vorhersagen sind fast ideal. Das war in Tokio schon manches Mal anders in den vergangenen Jahren.
Zwei Kenianer sind die voraussichtlich schärfsten Gegner von Haile Gebrselassie: Jafred Kipchumba steigerte sich im vergangenen Jahr in Eindhoven auf 2:05:48 Stunden, während Michael Kipyego im gleichen Rennen nach 2:06:48 im Ziel war. Ebenfalls am Start ist der Schweizer Kursrekordler des Tokio-Marathons, Viktor Röthlin. Er hatte das Rennen 2008 in 2:07:23 gewonnen. Es wäre eine große Überraschung, wenn diese Streckenbestzeit am Sonntag nicht fallen würde.
Für die japanischen Männer geht es in Tokio auch um mögliche Olympia-Startplätze. Yuki Kawauchi (Bestzeit: 2:08:37) und Arata Fujiwara (2:08:40) haben die besten Karten im Rennen um die London-Tickets.
Nicht ganz so prominent besetzt ist das Frauenfeld in Tokio. Helena Kirop geht mit der schnellsten Zeit an den Start. Die Kenianerin verbesserte sich im vergangenen Jahr auf 2:23:37 Stunden.
Ihre voraussichtlich schärfsten Konkurrentinnen sind die Äthiopierinnen Atsede Habtamu (Bestzeit: 2:24:25), die 2009 den Berlin-Marathon gewonnen hatte, Eyerusalem Kuma (2:24:55) und Esayias Yeshi (2:26:04) sowie die Russin Tatyana Petrova (2:25:01).
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