„Bei inzwischen 42 Nationen wird die Messlatte immer höher. Da kann sich nur derjenige behaupten, der in Bestform antritt" so ein sichtlich enttäuschter Berglaufchef Münzel.
Timo Zeiler läuft auf Rang sieben bei der World-Trophy – Jonathan Wyatt ringt Martin Toroitich aus Uganda im Schlussteil nieder – Andrea Mayr entschädigt sich mit Titel für entgangenen Olympiastart – DLV-Läufer enttäuschten – 24. World Mountain Running-Trophy in Crans-Montana – Wilfried Raatz berichtet
In einem furiosen Finale rang der Neuseeländer Jonathan Wyatt bei der 24. World Mountain Running Trophy im schweizerischen Crans-Montana den zeitweise klar führenden Martin Toroitich aus Uganda nieder und gewann das siebte Berglauf-Championat seiner beeindruckenden Karriere. Bei den Frauen stürmte bei Dauerregen die Österreicherin Andrea Mayr mit einer Minute Vorsprung letztlich ins Ziel im Wintersportort Crans-Montana und entschädigte sich für die um eine Sekunde entgangene Olympiateilnahme im 3000 m-Hindernislauf.
Den einzigen Glanzpunkt einer enttäuschenden deutschen Mannschaft setzte Timo Zeiler, der im hochkarätig besetzten Männerrennen als viertbester Europäer auf Rang sieben einkam.
„Endlich unter die Top acht! Das ist sogar noch etwas besser als ich mir vorgenommen habe“, freute sich Timo Zeiler im Ziel. Der 27jährige Speditionskaufmann aus Trochtelfingen war mit beeindruckenden Leistungen als Sieger beim Matterhornlauf in Zermatt, beim Aletsch-Halbmarathon auf der Bettmeralp und Grand-Prix-Zweiter in Meran in der Saison 2008 zur Weltklasse aufgestiegen und erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen vollends.
„Ich bin vielleicht am Anfang etwas zu forsch angelaufen, aber ob dies mir letztlich geschadet hat, das lässt sich sicherlich nicht sagen“, rechtfertigte der amtierende deutsche Meister seine zwischenzeitliche Führung vor allen Assen wie Jonathan Wyatt, dem türkischen Europameister Ahmet Arslan, der starken italienischen Armada und den Geheimfavoriten aus Uganda, die mit den Weltklasse-Langstrecklern Martin Toroitich und Wilson Busienei angetreten waren.
Der in Zell-Unterharmersbach so stark auftrumpfende Ahmet Arslan konnte zwar sein Vorhaben, den Weltmeistertitel gegen Jonathan Wyatt gewinnen zu wollen, nicht in die Tat umsetzen, holte aber hinter Wyatt und Toroitich die Bronzemedaille nach einem überaus spannenden Duell um den Sieg. Der ein Gutteil des Jahres bei seinem italienischen Manager Gianni Demadonna lebende Martin Toroitich, mit einer 27:50 Minutenzeit über 10.000 m sicherlich der Schnellste der 160 Starter, ist ein Gewinn für die immer stärker in den Fokus rückende Leichtathletik-Disziplin Berglauf, die im kommenden Jahr offizielle Weltmeisterschaftstitel vergeben kann. Nicht alleine deshalb ist sich der IAAF-Repräsentant Otto Klappert sicher: „Berglaufen wird sich in kürzester Zeit einen Stellenwert erarbeiten wie es der Crosslauf weltweit derzeit ist!“
Mit dem Vize-Europameister Bernard Dematteis (4.), Raymond Fontaine (5.) lagen letztlich nur zwei weitere Europäer vor Timo Zeiler, der sich vor allem gegen die früheren Welt- und Europameister Marco de Gasperi und Marco Gaiardo glänzend durchsetzen konnte. „Timo hat unsere enttäuschende Bilanz gerettet“, freute sich DLV-Berglaufchef Wolfgang Münzel über ein insgesamt schwaches deutsches Team, bei dem allenfalls noch die Männermannschaft mit Timo Zeiler, dem erstmals in der Männerklasse startenden Manuel Stöckert, Josef Beha und dem kurzfristig nachnominierten Marco Sturm als Achte noch ein akzeptables Resultat abliefern konnte.
„Bei inzwischen 42 Nationen wird die Messlatte immer höher. Da kann sich nur derjenige behaupten, der in Bestform antritt. Wir haben einfach schon im Vorfeld zu viele Ausfälle kompensieren müssen. Wenn dann noch Athleten mit leichten Erkältungen ins Rennen gehen, ist mit einer besseren Bilanz kaum zu rechnen!“ so ein sichtlich enttäuschter Berglaufchef Münzel.
Norwegen steigerte nach dem erfolgreichen Auftritt bei den letztjährigen Europameisterschaften in Cauterets/ Frankreich ihre Erfolgsbilanz nochmals: Nach dem Juniorensieg durch Sindre Buraas holten sich die Skandinavierinnen angeführt von Kirsten Otterbu und Langdistanz-Weltmeisterin Anita Haakenstad-Evertsen den Mannschaftstitel bei den Frauen mit einem Punkt Vorsprung vor der Schweiz und Italien, die in der Einzelwertung mit Renate Rungger und der Europameisterin Elisa Desco die Plätze zwei und drei hinter Andrea Mayr belegen konnten. Die 29jährige Wienerin lief sich mit enormem Anfangstempo den Frust über die Nichtnominierung für die Olympischen Spiele vom Herzen, dem keine der 90 Konkurrentinnen folgen wollte oder auch konnte.
„Ich wusste, dass ich in guter Form war. Mir fehlte nur der Vergleich zur Titelverteidigerin Anna Pichrtova oder den Italienerinnen mit Renate Rungger und der Europameisterin Elisa Desco. Ich laufe gerne mein eigenes Tempo. Dass ich dieses aber heute in Crans-Montana durfte, das überrascht mich schon! Für mich ist dieser Titel eine willkommene Frustbewältigung!“
Mit einer starken Erkältung musste Veronika Ulrich alle Chancen auf eine gute Einzelplatzierung aufgeben und landete abgeschlagen als 53. weit hinter ihren Erwartungen. „Die schnelle Strecke hätte mir eigentlich gelegen, aber mit einer Erkältung läufst du einfach unter Wert“, so eine sichtlich enttäuschte Veronika Ulrich.
Da auch die Nachwuchsläuferinnen hinter den Erwartungen zurückblieben, ist unter dem Strich nur eine enttäuschende Bilanz zu konstatieren, die alleine der zur Weltklasse aufgestiegene Timo Zeiler etwas aufhellen kann.
Wilfried Raatz
24. World Mountain Running Trophy, Crans-Montana/ SUI (14.9.):
Ergebnisse:
Männer (11,970 km/ HD 1046 m): 1. Jonathan Wyatt (Nzl) 55:03, 2. Martin Toroitich (Uga) 55:16, 3. Ahmet Arslan (Tur) 55:26, 4. Bernard Dematteis (Ita) 55:48, 5. Raymond Fontaine (Fra) 55:52, 6. Jairo Vargas Espinosa (Col) 56:30, 7. Timo Zeiler (Ger/ TSV Trochtelfingen) 56:43, 8. Marco de Gasperi (Ita) 56:50, 9. Andrey Safronov (Rus) Rus) 56:53, 10. David Schneider (Sui) 56:54, 11. Marco Gaiardo (Ita) 57:14, 12. Rickey Gates (USA) 57:17, 13. Steve Vernon (Eng) 57:27, 14. Elexis Gex-Fabry (Sui) 57:40, 15. Moses Aliwa (Uga) 57:44, 16. Joe Gray (USA) 57:53, 17. Sébastien Epiney (Sui) 57:55, 18. Tarcis Ancay (Sui) 58:05, 19. James Walsh (Eng) 58:10, 20. Gabriele Abate (Ita) 58:15… 39. Manuel Stöckert (Ger/ TSV Ostheim) 59:29, 46. Josef Beha (Ger/ FC Unterkirnach) 1:00:31, 80. Marco Sturm (Ger/ LLC Marathon Regensburg) 1:02:46 (157 Läufer im Ziel) –
Mannschaften: 1. Italien 43, 2. Schweiz 59, 3. USA 76, 4. Frankreich 116, 5. Türkei 132, 6. England 132, 7. Tschechische Republik 171, 8. Deutschland 172, 9. Norwegen 184, 10. Portugal 196 (27 Nationen gewertet).
Frauen (8,330 km/ HD 733 m): 1. Andrea Mayr (Aut) 43:57, 2. Renate Rungger (Ita) 44:57, 3. Elisa Desco (Ita) 45:29, 4. Kirsten Otterbu (Nor) 45:29, 5. Martina Strähl (Sui) 45:43, 6. Anita Haakenstad-Evertsen (Nor) 46:02, 7. Paula Tudoran (Rom) 46:35, 8. Bernadette Meier (Sui) 47:00, 9. Constance Devillers (Fra) 47:07, 10. Anna Frost (Nzl) 47:35, 11. Brandy Erholtz (USA) 47:40, 12. Angéline Flückiger-Joly (Sui) 47:42, 13. Victoria Wilkinson (Eng) 48:02, 14. Ingunn Weltzien (Nor) 48:23, 15. Maria Rodriguez Quijana (Col) 48.27, 16. Natalia Leontyeva (Rus) 48:27, 17. Daniela Gassmann (Sui) 48:31, 18. Maetja Kosovelj (Slo) 48:32, 19. Martina Merkova (Svk) 48:34, 20. Kartarina Beresova (Svk) 48:37… 53. Veronica Ulrich (Ger/ LG Telis Finanz Regensburg) 52:26, 67. Annette Bendig (Ger/ TG Nürtingen) 54:02, 82. Kerstin Straub (Ger/ SSC Hanau-Rodenbach) 56:06 (95 Läuferinnen im Ziel) –
Mannschaften: 1. Norwegen 24, 2. Schweiz 25, 3. Italien 33, 4. England 62, 5. Russland 79, 6. Schottland 81, 7. Österreich 81, 8. USA 82… 17. Deutschland 202 (21 Nationen gewertet).
Junioren (8,33 km/ HD 733 m): 1. Sindre Buraas (Nor) 42:12, 2. Ricardo Sterni (Ita) 42:25, 3. Mevlut Savaser (Tur) 42:43, 4. Alper Demir (Tur) 42:51, 5. Tim Smith (USA) 43:02, 6. Emrah Akalan (Tur) 43:06, 7. Dewi Griffiths (Wal) 43:07, 8. Akif Kitir (Tur) 43:21… 23. René Stöckert (Ger/ TSV Ostheim) 44:56 (67 Läufer im Ziel) –
Mannschaften: 1. Türkei 13, 2. Norwegen 20, 3. Italien 35, 4. USA 49, 5. Russland 60, 6. Österreich 63, 7. Wales 69, 8. Slowenien 92 (15 Nationen gewertet).
Juniorinnen (4,27 km/ HD 332 m): 1. Laura Park (Eng) 22:34, 2. Esra Gullu (Tur) 23:07, 3. Alex Dunne (USA) 23:33, 4. Victoria Kreuzer (Sui) 23:55, 5. Gina Paletta (Wal) 24:04, 6. Veronica Wallington (Aus) 24:25, 7. Heather Timmins (Eng) 24:28, 8. Katerina Berouskova (Cze) 24:31… 22. Carolin Tuch (Ger/ LAC Erdgas Chemnitz) 25:51, 32. Barbara Abler (Ger/ LC Ainring) 26:54, 43. Lina Scherzer (Ger/ LAZ Salamander Kornwestheim/ Ludwigsburg) 29:01 (48 Läuferinnen im Ziel)–
Mannschaften: 1. England 8 Punkte, 2. Türkei 11, 3. Schweiz 22, 4. Australien 29, 5. Italien 33, 6. Wales 35, 7. Polen 38, 8. Österreich 39… 13. Deutschland (Tuch, Abler) 54 (18 Nationen gewertet).