Blog
04
11
2009

Doch Timo Zeiler ist eher ein Läufer mit berechnender Laufgestaltung. Seit vier Jahren trainiert er mit dem Darmstädter Coach Wilfried Raatz zusammen.

Timo Zeiler: Aufstieg in die Berglauf-Weltklasse – Ludwig Reiser berichtet

By GRR 0

Hier die Hammerwerferin Betty Heidler und die Hochspringerin Ariane Friedrich, dort der Bergläufer Timo Zeiler. Die drei aktuell erfolgreichsten Eintracht-Athleten haben eines gemeinsam, sie gehören zur absoluten Weltklasse in ihren Disziplinen. Das ist im weiteren Sinne aber nicht die einzige Gemeinsamkeit, denn den Langstreckenläufer von der Schwäbischen Alb zieht es schneller denn je hoch hinauf, wobei Höhen von 2000 m eher Standard sind, 3000 m die Ausnahme darstellen.

Dass dabei durchaus auch einmal der „Mann mit dem Hammer“ kommen kann, das erklärt sich angesichts des selbst gewählten Tempos oder dem Renndiktat der Konkurrenz.

Doch Timo Zeiler ist eher ein Läufer mit berechnender Laufgestaltung. Seit vier Jahren trainiert er mit dem Darmstädter Coach Wilfried Raatz zusammen. Seitdem geht die Leistungskurve des gelernten Speditionskaufmanns, den es im Spätsommer 2009 beruflich nach seinem Betriebswirt-Abschluss mit einem 40-Stunden-Job als Controller zu einer Logistikfirma nach Villingen-Schwenningen an den Schwarzwaldrand verschlagen hat, steil bergauf.

Auf nationaler Ebene kann keiner dem 27jährigen Gipfelstürmer mehr folgen, international sind es wenige, seit er in der ersten Reihe der Berglaufspezialisten steht. „Ich möchte Weltmeister werden“, so formulierte Timo Zeiler sein Fernziel zu Beginn der gemeinsamen Arbeit mit Wilfried Raatz. Schritt für Schritt sind die beiden diesem hochgesteckten Ziel näher gekommen. Siege über Weltmeister Jonathan Wyatt, Europameister Marco Gaiardo nährten dieses Unternehmen. „Es ist aber noch ein gutes Stück Arbeit“, schätzt Timo Zeiler realistisch ein, „aber ich bin in der Weltklasse angekommen und kann je nach Gelände jeden schlagen!“

Timo Zeiler hat sich inzwischen zu einem Allroundläufer entwickelt, der nicht nur 30 Minuten über 10 km laufen kann, sondern auch schon bei auf der halben Halbmarathon-Distanz zu den besten deutschen Straßenspezialisten zu zählen ist. Oder auch regelmäßig im Crossgelände anzutreffen ist. „Wir legen besonderen Wert auf eine Langstrecken bezogene Ausrichtung. Ich weiß, dass diese komplexe Trainingsgestaltung für mich der richtige Weg ist“.

Somit gehören Sprints und Serienläufe auf der Bahn ebenso zum abwechslungsreichen Trainingsalltag wie auch Fahrtspieleinheiten oder Zwei-Stunden-Läufe, Aquajogging und lange Mountainbike-Touren. Vielleicht ist diese Mixtour für den Mann von der schwäbischen Alb der richtige Weg zur Weltspitze. Für Privates bleibt mit Fulltime-Job und dem umfangreichen Training kaum Zeit. Wenn andere Menschen Reisen als Hobby angeben, dann gehört dies für Timo Zeiler zum aufwändigen Anreiseprocedere bei den Wettkämpfen, die aus nahe liegenden Gründen einfach nicht mehr „um die Ecke“ herum stattfinden. So sind 1000 bis 1500 km mit dem PKW am Wochenende eher Normalität.  

Als EM-Vierter verpasste er heuer nur um wenige Sekunden in Telfes im Stubaital eine Einzelmedaille, dafür sammelte er in der 2009er Saison eindrucksvolle Siege wie beim Aletsch-Halbmarathon auf der 1900 m hoch gelegenen Bettmeralp, beim Gamperney-Berglauf im schweizerischen Grabs, beim Berglauf im südtiroler Weinort Mölten, auf der legendären Dammkar-Skipiste im Karwendelgebirge über 1400 Höhenmeter bergauf…

Die Orte der spektakulären Erfolge lesen sich inzwischen wie ein alpiner Reisebericht in einem Tourismusmagazin, denn das Drei-Zinnen-Massiv ist ebenso weltbekannt wie das Matterhorn oder der Ski-Doppelort Crans-Montana.

Timo Zeiler ist stets für weitere Überraschungen gut. So düpierte er im Oktober bei einem 30 km-Mountainbike-Rennen die Spezialisten.

Im November möchte er sich mit den Topstars anderer Ausdauersportarten bei den Trailrunning Worldmasters duellieren, im kommenden Jahr steht die Langdistanz-WM in Pikes Pikes ebenso auf dem Plan wie 2011 der erste Marathonstart mit der Option auf einen WM-Startplatz.

Ludwig Reiser

author: GRR

Comment
0

Leave a reply