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Thomas Weikert oder: Warum ein Pingpong-Spieler den deutschen Sport führen will – Von KLAUS BLUME
HAMBURG – Früher hat er selbst in der Bundesliga gespielt. Jetzt, mit Sechzig, tritt Thomas Weikert zwar noch immer an der Tischtennis-Platte an, doch nur noch in der Verbandsliga.
Sein Amt als Chef der Welt-Tischtennis-Föderation (rund 164 Millionen Mitglieder) hat er allerdings aufgegeben, denn am 4. Dezember will der Jurist aus dem Oberhessischen – als Nachfolger von Alfons Hörmann – Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) werden.
Er tritt dann – als erklärter Favorit von 14 deutschen Fachverbänden – gegen Claudia Bokel an, die Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes.
Ein Tischtennisspieler an der Spitze des deutschen Sports?
Warum nicht: Er gilt schließlich in den deutschen Fachverbänden als logischer Kandidat, der nicht nur über genügend Führungsqualitäten verfügt, sondern auch viel Erfahrungen in der kaum durchschaubaren Welt der internationalen Strippenzieher im mitbringt – auch im schwer durchschaubaren Anti-Dopingkampf. Für seinen Einsatz um ein deutsches Anti-Doping-Gesetz wurde Weikert sogar mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau sagte er jetzt, der Sport habe „kein rechtes Gesicht und keine Stimme, besonders in Bezug auf die Pandemie.“ Während die hoch bezahlte Fußball-Bundesliga einfach weiter gespielt habe, hätten viele andere Vereine brach gelegen. Aber gerade im Breitensport gehe es doch um den gesamten Stellenwert des Sports. Weikert denkt aber auch an eine deutsche Olympiabewerbung – und dabei vor allem an Berlin. Das sei im Falle seiner Wahl „ein Kern-Thema.“
Ein Tischtennis-Spieler an der Spitze des des deutschen Sports?
Warum also nicht? Immerhin spielen hierzulande 518 000 Deutsche in ihrem Verband Tischtennis. Weltweit, so wird geschätzt, sind es sogar rund 250 Millionen. Kaum eine andere Sportart – außer dem Laufen – ist mehr verbreitet als Tischtennis.
Dass Tischtennis längst auch in der Wissenschaft seinen Platz hat, hat sich obendrein seit Jahren herum gesprochen. Denn Tischtennis kann, zum Beispiel, das Fortschreiten der Parkinsonschen Krankheit hinauszögern. Erkrankte haben bereits Turniere untereinander ausgespielt. Erfolgreich.
Für alles das tritt am 4. Dezember Thomas Weikert an, um als Tischtennisspieler künftig den deutschen Sport zu reformieren und zu führen.
Von Pingpong wird dann keine Rede sein.
Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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