Sabrina Mockenhaupt – die Einzige unter der Läufer-Elite 2010 – den 10 Weltbesten
The same procedure as last year – Ein letzter Blick zurück – Ein Leistungsvergleich 2010 : 2009 – Warum deutsche Läufer auch 2010 stagnieren – Für den neuen „Lauf-Chef“ gibt es viel zu tun – Von Lothar Pöhlitz
Allüberall wird zum Jahreswechsel Rückschau gehalten. Für germanroadraces.de stehen natürlich die Mittel- und Langstrecken im 2010 : 2009 Vergleichs-Fokus. Legt man internationale Maßstäbe an muss man sachlich konstatieren, dass es wieder nicht voran ging.
Schon vor Jahren hatte Jürgen Mallow festgestellt, dass unsere Läufer einfach „zu langsam“ sind. Für's Weltniveau füge ich hinzu. Leider kann man auch zum Jahreswechsel 2010 / 2011 nur wenige Ausnahmen finden.
Mit 31:23,86 und Platz 8 konnte sich Sabrina Mockenhaupt 2010 als Einzige von der deutschen Läufergarde unter den 10 Weltbesten platzieren. Nach ihren Spitzenjahren 2008 und 2009 gehört aber auch Irina Mikitenko, nach einem nicht so gelungenem 2010, weiter zum engen Kreis der Olympiakandidaten und auch weiterhin zur Weltspitze – schließlich kann man im Marathon keine 20 oder mehr Starts pro Jahr absolvieren.
"Mocki" unterstrich mit ihrem 6.Platz in 32:06,02 über 10000 m bei der EM ihre Stellung in der Weltspitze.
Die beste Läuferplatzierung bei diesen Europameisterschaften in Barcelona schaffte aber Carsten Schlangen über 1500 m (3:43,52). Eine schöne Silbermedaille; das Spurtrennen erinnerte an den damals sensationellen Spurt des Klaus-Peter Justus zum Europameistertitel 1974 in Rom.
8:25,39 reichten Steffen Uliczka im 3000 m Hindernisrennen zum 7. Platz. Jetzt hat er noch 1 1/2 Jahre Zeit um eine vielleicht ähnliche Platzierung nach einem dafür noch notwendigen großen Schritt nach vorn 2012 in London zu wiederholen.
Leider nur 3 gute Platzierungen von 36 möglichen in 12 Laufdisziplinen der Männer und Frauen und zusammen mit Irina Mikitenko sind dies wohl auch unsere Hoffnungsträger für die Olympischen Spiele 2012.
Seit dem eigentlich „veralteten Statement“ von Jürgen Mallow hat sich leider wenig verändert: „Zu langsam“!.
Für den zum 1. Januar 2011 angekündigten neuen „Lauf-Chef“ hat der DLV offensichtlich noch nicht den Wunschpartner gefunden, wohl auch, weil er um seine vielfältigen Aufgaben nicht zu beneiden ist. In der Neujahrs Ansprache appellierte Bundeskanzlerin Angela Merkel, vielleicht ist es auch eine Botschaft an die Läufer: „Wir brauchen in der Zukunft Menschen die etwas besser machen wollen, "geht nicht – gibt´s nicht", Ideen haben und den Mut sie umzusetzen“. Der „Neue“ wird es sich so oder ähnlich bestimmt auch vornehmen.
An der Schwelle zum neuen Jahr haben sicher viele den Vorsatz etwas zu ändern weil sie mit dem letzten Jahr nicht so recht zufrieden waren. Ein erster richtiger Schritt wäre wenn der Nachwuchs zu den noch Etablierten aufs Podium wollen. Mit „Spaß haben“ allein aber geht´s nicht.
Nur ein Bahnweltrekord in 2010
Die Tatsache dass es nur einen Bahnweltrekord gab – die neue 800 m Bestmarke von David Rudisha (KEN) steht jetzt bei 1:41,01 – lässt den Schluß zu, dass es zu den Olympischen Spielen 2012 hin wieder etwas hastiger zugehen wird. Die zugenommene weitere Leistungsverdichtung in der Welt macht es deshalb deutschen Läufern von Jahr zu Jahr immer schwerer in diesen Bereich vorzudringen, zumal ein Vergleich zum Vorjahr deutlich macht, das man in der Gesamtsituation – von Einzelnen abgesehen – in keiner Disziplin positive Veränderungen ablesen kann. An der Schwelle zum neuen Jahr könnte man eine TV-Anleihe aufnehmen und sagen: "The same procedure as last year"!
"Nüchtern, ehrlich und sachlich analysieren und mit Hochbegabten neue Wege gehen."
Um den gegenwärtigen Leistungsstand im Rahmen erfolgreicher deutscher Läufertraditionen einmal nicht nur hinter vorgehaltener Gardine, sondern nüchtern zu fixieren bedarf es ehrlicher und sachlicher Betrachtungen der nachfolgenden Statistik und neuer Wege aus der Stagnation.
Nicht immer wieder einfach abhaken und zur Tagesordnung übergehen. Niemand ist näher dran als die Bundestrainer der verschiedenen Disziplinen, leider äußern sie sich nicht so öffentlich wie kürzlich DLV-Trainer Eckhart Hutt zur Männer-Dreisprung-Misere. Sein Fazit „anderes Wissen in anderes Training“ schon mit jungen Talenten umzusetzen wäre sicher auch für den Laufbereich gut.
USA-Trainer Dieter Hogen sprach mir aus dem Herzen als er kürzlich in einem leichtathletik.de-Interview sagte: „Mein Prinzip ist: Immer mehr immer schneller bis drei bis vier Wochen vor dem Wettkampf. Progression ist sehr wichtig. Diese darf sich nicht nur auf den Wochen- oder Monatsverlauf beschränken. Im Leistungssport ist Intensität das A und O. Lang und locker ist Schwachsinn. Wer im Training langsam läuft, wird auch im Wettkampf langsam laufen“.
Dafür bedarf es junger Hochbegabter und kompetenter Trainer die mit Leidenschaft zur Aufholjagd entschlossen sind. Um eine neue junge Generation an die Weltspitze zu führen braucht man, bei natürlich entsprechenden Hochleistungssport-Bedingungen, 6 – 8 Jahre Zeit.
Aus gegenwärtiger Sicht haben nur 3 – 4 Männer und 3 – 4 Frauen eine realistische Chance sich Ende 2011 in den Olympiakader zu laufen. Vielleicht schaffen es auch 1 – 3 aus dem Bereich des Anschlusstrainings? Vorausgesetzt sie können einem Anspruch gerecht werden, der über das Ziel hinausgeht sich nur für die „Einkleidung der Olympiamannschaft“ qualifizieren zu wollen.
Nur bereite Profis im Team schaffen eine schnelle Wende.
Irgendwann nach der Wende hat es die früher immer wieder erfolgreichen Läufer aus Ost und West ins Tal gezogen und die Trainingsumfänge, die Geschwindigkeiten, die Härte in der Trainingsbelastung und vielleicht auch die Leidenschaft früherer Jahre gleich mit.
Eckhard Hutt hat sich „anderes Wissen“, Carolyn Nytra kürzlich mehr Härte gewünscht, da steckt schon viel Wahrheit dahinter. Ein Teil der Problematik ist auch, dass Trainer, die junge Menschen zum Weltniveau geführt haben in Rente gegangen sind oder im Ausland arbeiten. Das reichliche Angebot aus der ehemaligen DDR auch aus finanziellen Gründen nicht übernommen werden konnte oder andere, die ihr Hobby Leistungssport gegen Gartenarbeit oder Sport aus der Distanz im Fernsehen eingetauscht haben, weil sie neben ihrem Job zu nicht mehr als 3 x wöchentlichen ehrenamtlichen Engagement bereit waren.
Für die Weltspitze braucht man aber 10 – 12 TE wöchentlich, „Härte“ über Jahre, ein Vollzeit-Job für Läufer und Profi – Trainer. Man hat auch das Gefühl, dass übersehen wurde rechtzeitig geeigneten und bereiten Trainernachwuchs für den Hochleistungsbereich Lauf für Leistungszentren in den Regionen auszuwählen, auszubilden und anzustellen.
Die Leistungsvergleiche aller Laufdisziplinen der jeweils 6 Besten zum Vorjahr in der nachfolgenden Übersicht überzeugen sicher auch „Sie“.
Der „große Sprung“ ist auch 2010 ausgeblieben ist. Nun hoffen alle Lauf-Fans auf Fortschritte im vorolympischen Jahr verbunden mit einer Großoffensive im Anschluss- und Nachwuchstraining für die Zeit nach 2012.
Ein Vergleich der 6 Besten in den olympischen Laufdisziplinen 2009 : 2010
2010 2009
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800 m Frauen BL 2008: 2:00,51 Gradzki, Monika
BL 2009: 2:00,71 Hartmann, Jana
2:00,72 Kohlmann, Fabienne 89 2:00,71 Hartmann, Jana 81
2:01,18 Hoffmann, Claudia 82 2:02,13 Goldfuß, Janina 83
2:02,77 Horna, Annett 87 2:03,11 Horna, Annett 87
2:02,82 Hartmann, Jana 81 2:03,38 Hoffmann, Claudia 82
2:04,28 Harrer, Corinna 91 2:03,48 Pilawa, Karoline 85
2:04,36 Kesselring, Anne 89 2:04,14 Harrer, Corinna 91
1500 m Frauen BL 2008: 4:11,96 Möldner, Antje
BL 2009: 4:13,51 Krebs, Denise
4:11,62 Krebs, Denise 87 4:13,51 Krebs, Denise 87
4:13,69 Sujew, Diana 90 4:14,86 Möldner, Antje 84
4:16,25 Kesselring, Anne 89 4:15,16 Harrer, Corinna 91
4:16,37 Strausa, Agata 89 4:16,20 Sujew, Elina 90
4:17,83 Sujew, Elina 90 4:16,31 Strausa, Agata 89
4:18,52 Killius, Svenja 85 4:17,09 Marxen, Kerstin 85
5000 m Frauen BL 2008: 15:27,08 Mockenhaupt, Sabrina
BL 2009: 14:59,88 Mockenhaupt, Sabrina
15:06,93 Mockenhaupt, Sabrina 80 14:59,88 Mockenhaupt, Sabrina 80
16:00,80 Restle, Simret 84 15:59,87 Restle, Simret 84
16:05,96 Kröckert, Christina 89 16:06,67 Pohl, Veronika 85
16:10,87 Dreier, Verena 85 16: 16:12,07 Bultmann, Birte 74
16:19,18 Pohl, Veronica 85 16: 16:12,84 Lutz, Susi 87
16:22,50 Hilschenz, Marina 81 16:13,16 Schwennen, Cornelia 87
3000 m Hindernis Frauen BL 2008: 9:29,86 Möldner, Antje
BL 2009 9:18,54 Möldner, Antje
9:47,78 Krause, Gesa Felicitas 9:18,54 Möldner, Antje 84
9:50,25 Dreier, Verena 85 9:55,47 Hiller, Julia 87
9:58,48 Lutz, Susi 87 9:56,45 Dreier, Verena 85
10:11,15 Sussmann, Jana 10:01,87 Lutz, Susi 87
10:14,30 Schütz, Birte 10:12,85 Koubaa, Sanaa 85
10:16,20 Hiller, Julia 87 10:16,72 Lang, Carolin 86
10 000 m Frauen BL 2008: 31:14,21 Mockenhaupt, Sabrina
BL 2009: 31:27,56 Mockenhaupt, Sabrina
31:23,86 Mockenhaupt, Sabrina 80 31:27,56 Mockenhaupt, Sabrina 80
32:48,69 Mikitenko, Irina 72 33:55,75 Schulz, Melanie 79
33:06,84 Restle, Simret 84 34:27,05 Restle, Simret 84
33:30,25 Heuck, Ingalena 86 34:53,48 Bultmann, Birte 74
34:07,43 Kröckert, Christina 89 35:00,52 Lutz, Susi 87
34:11,45 Lutz, Susi 87 35:09,85 Hahner, Anna 89
Marathonlauf Frauen BL 2008: 2:19:19 Mikitenko, Irina
BL 2009: 2:22:11 Mikitenko, Irina
2:26:21 Mockenhaupt, Sabrina 80 2:22:11 Mikitenko, Irina 72
2:26:40 Mikitenko, Irina 72 2:29:25 Hahn, Susanne 78
2:35:26 Pichlmaier, Bernadette 69 2:30:07 Mockenhaupt, Sabrina 80
2:36:00 Kraus, Melanie 74 2:34:28 Maisch, Ulrike 77
2:39:56 Optekamp, Silke 79 2:35:06 Zaituc, Luminita 68
2:41:41 Schnabel, Anja 85 2:35:26 Pichlmaier, Bernadette 69
800 m Männer BL 2009: 1:45,63 Schembera, Robin
BL 2008: 1:45,66 Schembera, Robin
1:46,38 Schembera, Robin 88 1:45,63 Schembera, Robin 88
1:46,48 Keiner, Sebastian 89 1:46,30 Keiner, Sebastian 89
1:47,29 Ludolph, Sören 88 1:46,69 Ludolph, Sören 88
1:48,31 Schlangen, Carsten 80 1:47,25 Schlangen, Carsten 80
1:48,44 Conrad, Martin 86 1:47,28 Schumann, Nils 78
1:48,52 Hummel, Daniel 79 1:48,30 Co, Steffen 77
1500 m Männer BL 2009: 3:33,92 Eberhardt, Stefan
BL 2008: 3:34,99 Schlangen, Carsten
3:34,19 Schlangen, Carsten 80 3:33,92 Eberhardt Stefan 85
3:36,97 Waldmann, Moritz 85 3:34,60 Schlangen, Carsten 80
3:37,60 Lohse, Christoph 83 3:38,80 Waldmann, Moritz 85
3:39,93 Hamm, Jonas 80 3:39,23 Lohse, Christoph 83
3:40,39 Lenz, Arthur 88 3:41,06 Keiner, Sebastian 89
3:40,60 Orth, Florian 89 3:41,74 Bauschinger, René 85
5000 m Männer BL 2009: 13:28,45 Gabius, Arne
BL 2008: 13:26,69 Gabius, Arne
13:31,86 Gabius, Arne 81 13:28,45 Gabius, Arne 81
13:46,02 Pflieger, Philipp 87 13:54,39 Pflieger, Philipp 87
13:53,43 Ghirmai, Filmon 79 13:56,35 Hallmann, Sebastian 77
13:55,16 Fitschen, Jan 77 13:57,75 Glatting, Christian 86
13:56,83 Hallmann, Sebastian 77 13:59,11 Roba-Kinkel, Musa 89
13:57,35 Roba-Kinkal, Musa 89 14:00,01 Uliczka, Steffen 84
3000 m Hindernis Männer BL 2009: 8:26,18 Uliczka, Steffen
BL 2008: 8:26,66 Ghirmai, Filmon
8:25,39 Uliczka, Steffen 84 8:26,18 Uliczka, Steffen 84
8:30,64 Ghirmai, Filmon 79 8:28,43 Ghirmai, Filmon 79
8:46,38 Hentschel, Felix 88 8:55,75 Schöfisch, Marcus 87
8:48,45 Hohl, Stephan 80 8:56,29 Töpfer, Jannis 89
8:50,71 Götz, Daniel 89 8:56,40 Krüger, Daniel 91
8:50,84 Liebach, Hannes 87 8:57,54 Meisel, Christian 87
10 000 m Männer BL 2009: 29:40,06 Ghirmai, Filmon
BL 2008: 28:02,55 Fitschen, Jan
28:32,20 Fitschen, Jan 77 29:40,06 Ghirmai, Filmon 79
28:40,18 Glatting, Christian 86 29:41,59 Hallmann, Sebastian 77
28:41,36 Ghirmai, Filmon 79 29:48,08 Markowski, Matti 88
28:41,90 Roba-Kinkal, Musa 89 29:49,18 Schuff, Carlo 80
29:09,30 Hallmann, Sebastian 77 29:51,88 Neuschwander, Florian 81
29:13,42 Pflieger, Philipp 87 29:53,19 Schwarz, Rico 88
Marathonlauf Männer BL 2009: 2:13:08 Pollmächer, André
BL 2008: 2:13:30 Cierpinski, Falk
2:17:18 Cierpinski, Falk 78 2:13:08 Pollmächer, Andre 83
2:19:59 Meyer, Manuel 81 2:13:41 Beckmann, Martin 77
2:20:09 Pyka, Dennis 72 2:17:12 Cierpinski, Falk 78
2:20:43 Friedrich, Richard 81 2:17:26 Sauter, Tobias 83
2:22:31 König, Christian 87 2:18:11 Seiler, Christian 83
2:22:38 Sansar, Elias 80 2:18:44 Justus, Steffen 82
Lothar Pöhlitz