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2024

Läuferlindwurm unter dem Olympiadach des Hans-Jochen-Vogel-Platz - Foto: Wilfried Raatz - wus media UG

Teilnehmerrekord und zwei herausragende Tagessieger – Witterungsbedingungen erschwerten die Jagd nach schnellen Endzeiten – Trotz allen Widrigkeiten: München kann Marathon! – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

­ Renndirektor Gernot Weigl erwägt juristische Schritte gegen die von der Stadt München vorgenommene Marathon-Vergabe an einen Mitbewerber

Der Wetterdienst kündigte schon im Vorfeld ein für den München Marathon untypisches Wetter mit Regen, Wind und deutlich sinkenden Temperaturen an – und diese Prognosen traten leider bei der 38. Auflage des GENERALI MÜNCHEN MARATHON auch tatsächlich ein.

War der Himmel am Samstag beim „warm up“ der Trachtenläufer und einer begeisternden Riesenschar von kleinen Marathonläufern im Olympiapark noch weißblau, sollte sich das Wetter am Sonntagmorgen stark verändern. Und hatte gewiss auch Einfluss auf die Startfelder im bunten Laufmix zwischen den 42,195 km und der 10 km-Strecke.

Statt der registrierten Rekordzahl von 27.374 Anmeldungen gingen die Teilnehmerzahlen auch im Verbund mit den statistisch einzurechnenden Nicht-Startern insgesamt immerhin 23.000 in die einzelnen Rennen – eine großartige Zahl, die Renndirektor Gernot Weigl mit Freude zur Kenntnis nahm. „Wir haben heute trotz des Wetters eine tolle Veranstaltung mit einem eindrucksvollen Melderekord erlebt und den GENERALI MÜNCHEN MARATHON weiter auch international etabliert!“

Dennoch gab es im Marathon-Wettbewerb sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen zumindest eine überzeugende Leistung an der Spitze, die jeweils zu den bislang besten der Münchner Traditionsveranstaltung zählen. So gewann bei den Männern ein Marathon-Debütant: Der Kenianer Nehemiah Kipyegon überquerte nach 2:10:02 Stunden als Schnellster die Ziellinie im Olympiapark. Das alt-ehrwürdige Olympiastadion steht mindestens umbaubedingt für zwei Jahre nicht zur Verfügung. Sodass Start und Ziel auf dem einstigen Coubertinplatz (zwischen Olympiastadion und Olympiahalle) platziert werden mussten.

Die schlechten, nasskalten Wetterbedingungen in der zweiten Rennhälfte verhinderten die avisierten schnelleren Zeiten von deutlich unter 2:10 Stunden. Im Verbund mit dem Athleten-Manager Michael Kraus hatte man insgeheim mit einer Endzeit im Bereich von 2:08 Stunden gerechnet. Entsprechend hoch auch das Tempo, das bei Starkregen und kräftigem Wind auf der zweiten Hälfte um gleich zwei Minuten nach oben ging. Zur Streckenhälfte hatte man noch 1:04:13 Stunden.

Das war offenbar für die Mitstreiter an der Spitze zu viel, denn Nehemiah Kipyegon musste wenig später schon alleine an der Spitze laufen, da sich in einem harten Ausscheidungsrennen ein Mitfavorit nach dem anderen von Siegträumen verabschieden musste. Der 26jährige Kenianer, der mit einer Halbmarathon-Bestmarke von 60:34 Minuten angereist war, zeigte sich bei seinem Start-Ziel-Sieg (denn zumeist bestimmte er das Tempo) die viertbeste Siegerzeit in der Veranstaltungsgeschichte.

Fünf Minuten dahinter folgte mit dem ebenfalls debütierenden Äthiopier Siyum Tola (Äthiopien/ 2:15:29) vor Benard Chumba (Kenia/ 2:19:00). „Tola hat kein Tempo gemacht, daher setzte ich mich ab“, sagte Kipyegon. „Das ist der größte Sieg meiner Karriere. Ich denke, ich kann in der Zukunft Zeiten um die 2:05 Stunden erreichen.“
Andere, wie die hoch gehandelten kenianischen Landsleute Cosmas Birech, der mit einer Bestmarke von 2:08:03 mit der Startnummer 1 ins Rennen gegangen war, und William Kibor (Bestzeit 2:08:32) landeten mit abgeschlagen auf den Plätzen fünf und vier mit zweiundzwanzig bzw. sechzehn Minuten Rückstand auf den Sieger Kipyegon. Die Deutschen Philipp Sasse und Sven Perleth entpuppten sich aus der Not heraus als fleißige Tempomacher für die schnellsten Frauen, alleine Sven Perleth aus Ostheim in der Rhön wurde letztlich als Sechster der Männer mit 2:32:37 Stunden mit einer starken Platzierung belohnt.

Die schnellste Frau war heute Äthiopiens Newcomerin Asmare Assefa: Die 26Jährige triumphierte bei ihrem ersten Rennen in Europa mit einer persönlichen Bestzeit von 2:29:44 und erzielte die zweitschnellste Siegerinnenzeit der Veranstaltungsgeschichte. Zweite wurde die lange das Tempo bestimmende Kenianerin Shamilah Kipsiror in 2:34:01 vor Gelane Senbete (Äthiopien/2:35:44).

Nachdem eine vierköpfige Frauen-Spitzengruppe die 10-km-Marke nach 34:54 Minuten erreicht hatte, entwickelte sich in der Folge ein Zweikampf zwischen Shamilah Kipsiror und Asmare Assefa. Die beiden passierten die Halbmarathon-Marke nach 1:13:34 Stunden und hatten bereits knapp eine Minute Vorsprung. Nach der 30 Kilometer-Marke fiel die Entscheidung. Die mit einem herrlich ausgereiften Schritt („kommt von den Intervalls und meiner Cross-Vergangenheit“) setzte sich Asmare Assefa an die Spitze und hatte im Nu einen Vorsprung herausgelaufen. Shamilah Kipsiror hatte das Gros der Führungsarbeit geleistet und musste im Ziel ärztlich behandelt werden und verpasste somit die Siegerehrung.

Gernot Weigl und RA Maximilian Schmid bei der Pressekonferenz- Foto: Wilfried Raatz – wus media UG

„Der Regen machte es ab Kilometer 27 schwierig. Ich denke, bei gutem Wetter wäre ich heute drei Minuten schneller gewesen“, sagte Asmare Assefa, die von ihrem Management mit bislang 2:33:10 als Bestmarke geführt wurde.
Wie schon im Männerfeld gab es auch bei den Frauen keine deutschen Spitzenläufer, die nach der ereignisreichen Saison und in der Vorbereitung auf die nächsten Höhepunkte wie im spanischen Valencia noch für einen Start in München zu bewegen waren. Hinter drei Ostafrikanerinnen belegte somit die Münchenerin Ruth Bergmann in 2:51:42 Stunden Rang vier.
 
Der mit fast 10.000 Finishern bestens nachgefragte Halbmarathon-Wettbewerb hätte auf den Podestplätzen kaum internationaler besetzt sein: Der Österreicher Dominik Hirczy gewann in 1:07:13 vor dem überaus vielseitig laufenden Ultraspezialisten Florian Neuschwander (1:08:05) und Luis Carlos Rivero aus Guatemala (1:09:L55). Sehr zur Freude der viele Jahre in Passau wirkenden Trainerlegende Günter Zahn gewann mit Eva Schultz eine Passauer Läuferin in 1:17:08, gefolgt von der US-Läuferin Elena Barham (1:18:29) und Anabel Knoll (1:18:44).

Prominente Sieger gab es über die 10 km-Distanz mit dem EM-Starter Maximilian Thorwirth (30:21) und der früheren deutschen Meisterin Ingalena Schönburg-Heuck (37:28).

Vor und hinter den Kulissen spielte aber die Zukunft beim München-Marathon eine große Rolle und heiß diskutiert. Fakt ist zumindest derzeit, dass im Ausschreibungsverfahren um die Ausrichtung der Veranstaltung 2025 und 2026 die LG Stadtwerke München den Zuschlag gegen die seit nunmehr 24 Jahre den Marathon organisierende München Marathon GmbH mit dem Renndirektor Gernot Weigl erhalten hatte.

Die in der deutschen Leichtathletik eine Spitzenposition einnehmende LG Stadtwerke ist allerdings im Straßenlauf unerfahren und wusste offenbar mit einem Konzept eines Zwei-Runden-Kurses Mitarbeiter des Kreisverwaltungsreferats zu überzeugen.

Jedoch gibt Weigl das Terrain noch lange nicht preis und erwägt juristische Schritte.

Mit einer ausführlichen Expertise des weltweit im Bereich „Crowd Science“ arbeitenden Wissenschaftlers und Lauffachmanns Marcel Altenburg von der Manchester Metropolitan University belegten Gernot Weigl und Rechtsanwalt Maximilian Schmid in einer Pressekonferenz, dass das von der „Gegenseite“ vorgelegte Konzept für einen großen, international angesehenen Stadtmarathon wie in München nicht tauglich ist und das Laufevent auch aus touristischer Hinsicht künftig kein Renommee mehr für die Sportstadt München sein kann.

„Wir sind überwältigt von diesem Teilnehmerrekord und einem Zuwachs von rund 20 Prozent verglichen zum Vorjahr. Diese Anmeldezahlen machen uns sehr stolz und zeigen, dass unsere Veranstaltung und unsere Strecke sich einer großen Beliebtheit erfreuen!“

Wie aber geht es weiter mit dem München-Marathon?

„Bezüglich der Ausrichtung des Rennens im nächsten Jahr ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Ich hoffe, dass wir auch 2025 den Marathon veranstalten werden. Die Stadt hat heute gesehen, dass unsere Veranstaltung funktioniert und für München in jeglicher Hinsicht ein echter Gewinn ist!“ gibt sich Weigl kämpferisch.

Wilfried Raatz

 

 

 

author: GRR