Swiss Athletics – News – Tadesse Abraham läuft sensationellen Schweizer Rekord!

Tadesse Abraham (LC Uster) hat am Sonntagmorgen Schweizer Leichtathletikgeschichte geschrieben: Beim Marathon in Seoul (KOR) stellte er mit 2:06:40 Stunden einen fantastischen Schweizer Rekord auf. Den Europarekord verfehlte er um lediglich vier Sekunden.
Ergänzt mit Zitaten

Der 33-jährige Langstreckenläufer des LC Uster zeigte in der koreanischen Hauptstadt das Rennen seines Lebens. In der ersten Hälfte des Rennens hielt er sich stets in der immer kleiner werdenden Spitzengruppe auf und machte einen starken Eindruck. Bei Rennhälfte passierte er in 1:02:55 Stunden.

Danach verschwand Abraham aus dem Blickfeld der Kameras und lief fast unbemerkt ein Wahnsinnsrennen. Er teilte sich seine Energien sehr gut ein und erreichte als einziger Nicht-Kenianer in den Top 8 den 4. Platz.

Nur zwei Europäer waren jemals schneller
Viel bedeutender als der Rang ist jedoch die Zeit. Mit 2:06:40 Stunden verbesserte er den Schweizer Rekord von Viktor Röthlin (2:07:23 im Jahr 2008 in Tokio) um nicht weniger als 43 Sekunden. Gleichzeitig schrammte er nur um vier (!) Sekunden am Europarekord des Franzosen Benoit Zwierchlewski (2003 in Paris) und des Portugiesen Antonio Pinto (2000 in London) vorbei. In der europäischen Allzeit-Bestenliste liegt er hinter diesen beiden Läufern an dritter Stelle.

Den Sieg der Familie gewidmet
Der gebürtige Eritreer, der seit mehr als zehn Jahren in der Schweiz lebt und seit 2014 für die Schweiz startberechtigt ist, bereitete sich seit Anfang Januar in einem Trainingslager in Äthiopien auf diesen Wettkampf vor. Nun hat sich der grosse Aufwand – verbunden mit einer langen Trennung von Frau und Sohn, die in Genf leben – bezahlt gemacht. Es erstaunt nicht, dass er seinen Erfolg in einer ersten Reaktion nach dem Zieleinlauf seiner Familie widmete. Seine persönliche Bestzeit steigerte er in Seoul um 65 Sekunden.

„Ich bin wahnsinnig glücklich und stolz“, sagt Tadesse Abraham, sichtlich bewegt. „Ich war jetzt zweieinhalb Monate fort von meiner Familie. Deshalb widme ich ihr diesen Rekord. Meine Frau und mein Sohn lassen mir die viele Zeit, die ich zum Trainieren brauche. Jetzt bin ich froh, dass ich ihnen auf diese Weise etwas zurückgeben kann.“

In Äthiopien war der Schweizer im Training mit Athleten zusammen, die Marathon-Zeiten um 2:04 oder 2:05 Stunden laufen. „Ich verpasste in dieser Zeit kein einziges Training und konnte immer mit diesen Läufern mithalten. Deshalb hatte ich schon die Hoffnung, dass ich eine persönliche Bestzeit laufen würde. Mein äthiopischer Trainer sagte, eine Zeit unter 2:07 Stunden sei möglich, doch ich war mir bewusst, dass in einem Rennen immer sehr vieles passieren kann.“ Wie beispielsweise vor einem Jahr, als er ebenfalls gut trainierte, sich kurz vor dem Seoul-Marathon jedoch erkältete und sich mit einer Zeit über 2:11 Stunden zufrieden geben musste.

Gratulations-SMS von Viktor Röthlin
Seit der EM in Zürich läuft Abraham seine Marathons ohne Uhr am Handgelenk. Deshalb sah er nur alle 5 km, wie schnell seine Gruppe unterwegs war. „Ich spürte, dass wir schnell sind. Etwa nach 25 km wurde es richtig hart und bei Kilometer 34 verlor ich den Kontakt zur Spitze. Die 40-km-Marke passierte ich nach 1:59:53 – da wusste ich, dass das eine PB geben musste. Ich gab Vollgas und schaute bis zum Schluss weder links noch rechts.“ Als er schliesslich im Ziel stand, hörte er zunächst widersprüchliche Angaben was seine Endzeit anbelangt. Als er die Gewissheit hatte, dass er unter 2:07 geblieben war, war die Erleichterung entsprechend gross.

Zu den ersten Gratulanten gehörte Viktor Röthlin, sein früherer Trainingskollege und Europameister von 2010. „Er hat mir ein Gratulations-SMS geschrieben. Das ist sehr lieb und sportlich von ihm. Darüber habe ich mich sehr gefreut“, so Abraham.

Zwei grosse Ziele im Sommer
Mit dieser Topleistung setzte Abraham ein eindrückliches Ausrufezeichen. Im Sommer sind der Halbmarathon an der EM in Amsterdam (NED/10. Juli) und der Marathon an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (BRA/21. August) seine grossen Ziele.

Diesen kann er nun voller Zuversicht entgegenblicken.

Seoul (KOR). Internationaler Marathon. Männer: 1. Wilson Erupe (KEN) 2:05:13. – Ferner: 4. Tadesse Abraham (SUI) 2:06:40 (Schweizer Rekord, vorher Viktor Röthlin 2:07:23/2008).

Dudince (SLK). Internationaler Geher-Wettkampf. Männer. 50 km: 1. Augustyn Rafał (POL) 3:43:22. Ferner: 27. Alex Florez (SUI) 4:02:37. – Frauen. 20 km: 1. Eleonora Anna Giorgi (ITA) 1:28:05. Ferner: 21. Laura Polli (SUI) 1:37:10.

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