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17
10
2012

Peter Gschwend ist mit seiner Konstanz, seinen vielen Erfolgen und seiner ansteckenden Freude am Laufen und am Wettkampf ein herausragender Botschafter der Schweizer Volkslaufszene. swiss-running.ch hat Peter Gschwend aus Anlass seines bevorstehenden 60. Geburtstags zum Interview getroffen. ©swiss athletics

Swiss Athletics – News – „Ich bin an der vierten Weltumrundung“

By GRR 0

Peter Gschwend ist mit seiner Konstanz, seinen vielen Erfolgen und seiner ansteckenden Freude am Laufen und am Wettkampf ein herausragender Botschafter der Schweizer Volkslaufszene. swiss-running.ch hat Peter Gschwend aus Anlass seines bevorstehenden 60. Geburtstags zum Interview getroffen.


Peter, für Geburtstagsgratulationen ist es noch ein bisschen zu früh – auch wenn Du vor einigen Wochen beim Greifenseelauf Schweizer Meister im Halbmarathon der Kategorie M60 geworden bist. War dies ein besonderer Sieg für Dich?

Eigentlich habe ich mich lange nicht an den Alterskategorien orientiert. Ich konnte den Zenit stets hinauszögern; jetzt ist dieser Zenit aber erreicht. Insofern war der diesjährige Greifenseelauf etwas Besonderes. Zumal es eine schöne Siegerehrung mit Goldmedaille und einer Rose gab – und der Greifenseelauf für mich seit jeher einer der schönsten Läufe ist, an dem es mir immer gut läuft.

Du bestreitest gemäss Deiner Statistik seit mehr als 35 Jahren Laufwettkämpfe und hast bei über 1200 Teilnahmen 240 Tagessiege und insgesamt rund 900 Podestplätze erzielt – eine einzigartige Konstanz und Erfolgsbilanz. Trotzdem bist Du lediglich bei Insidern bekannt. Warum?
Ich habe mich eigentlich immer als Volksläufer verstanden. Zu Beginn war ich zehn Jahre im Marathonkader des Leichtathletikverbands, aber ich bin immer aus Spass gelaufen. Meine drei Säulen sind die Familie, der Beruf und der Sport – in dieser Reihenfolge. Darum habe ich mir über den Bekanntheitsgrad als Sportler nie den Kopf zerbrochen.

Du giltst als offener Typ und strahlst gemäss dem Namen deines Lauftreffs "Run and Smile" stets Optimisums und Lebensfreude aus. Wurden Dir diese Eigenschaften in die Wiege gelegt oder hat sich Dein Naturell mit dem Sport entwickelt?
Eher in die Wiege gelegt. Als jüngstes von neun Kindern war ich das Nesthäkchen der Familie und der Liebling aller. Ich hatte eine schöne Jugend und musste nie verbissen sein. Diese Prägung wurde später durch den Sport gestärkt.

Du bist wie erwähnt ein Familienmensch. Sind sich Familie und Sport in den vielen Jahren nie in die Quere gekommen?
Als ich mit 22 heiratete war ich unsportlich und sogar etwas übergewichtig. Erst während der Zweitausbildung zum Zöllner bin ich durch einen Geländelauf zum Laufsport gekommen. Ich hatte das Glück, dass mich meine Familie unterstützte. So wie man mich vielleicht mal als Spitzen-Volksläufer bezeichnen konnte, ist meine Partnerin immer eine Spitzen-Familienfrau gewesen. Heute joggt sie selber auch.

Du scheinst das ganze Jahr in Form zu sein. Trainierst Du stets etwa im gleichen Umfang und in der gleichen Intensität?
Ich habe das Training früher immer periodisiert. Das tue ich auch jetzt noch, aber in einer abgeschwächten Form. Im Frühling, Sommer und Herbst trainiere ich in etwa identisch. Im Winter gilt es, die Basis zu legen. Ich bin mit insgesamt rund 132'000 Laufkilometern an der vierten Weltumrundung…

Wie sieht bei Dir eine typische Trainingswoche aus?
Nach Möglichkeit trainiere ich jeden zweiten Tag. Die Wochenumfänge betragen dabei in der Regel zwischen 50 – 60 km. Wenn ich jetzt zum Beispiel die letzte Woche nehme, sah diese wie folgt aus. Montag Ruhetag (nach 9 km Wettkampf am Sonntag); Dienstag 70 Minuten im Tempo von 5 min/km; Mittwoch 60 Minuten im Tempo von 4.30 min/km; Donnerstag Ruhetag; Freitag 50 Minuten im Tempo 6 min/km; Samstag Wettkampf Hallwilerseelauf Halbmarathon (Anm. der Redaktion: Kategoriensieg in 1:22.07); Sonntag Ruhetag.

Aber Du machst doch bestimmt auch Intervalltraining, um auf diesem Niveau zu laufen?
In der Regel mache ich eine intervalltraining pro Woche, aber in einer deutlich abgeschwächten Form gegenüber früher. Auf der Bahn laufe ich nicht mehr. Dafür mache ich Fahrtspiele. Manchmal einfach aus dem Gefühl heraus. Und manchmal auf Strecken, die ich vorher abgemessen habe. Reizvoll finde ich auch Pyramiden. Etwa 2 min, 4 min, 6 min, 4 min, 2 min. Nach Puls trainiere ich nicht, aber die Stoppuhr ist immer dabei. 

Welche Tipps hast Du für älter werdende Läufer und Läuferinnen, damit Spass und Tempo erhalten bleiben?
Wenn man ambitioniert ist, sind die intensiven Einheiten besonders wichtig. Gleichzeitig sollte man solche Einheiten mit Bedacht absolvieren, da die Muskulatur nicht mehr so flexibel ist wie bei jüngeren Sportlern. Wichtig scheint mir auch, seine Leistungsfähigkeit nicht zu überschätzen. Persönlich mag ich den Konkurreznkampf. Ich habe Freude am Wettkampf und daran, meine Grenzen auszuloten. Aber ich muss nicht. Ein Tipp laudet darum: Lächelt doch auch mal, wenn ihr bezwungen werdet." 

Warum engagiert sich ein Läufer mit Deinen Erfolgen und Deiner Ausstrahlung nicht auf Vereins- oder Verbandsebene?
Ich war egoistisch und wollte Aktiver bleiben, wenn Anfragen von Vereinen und Verbänden eintrafen. Heute engagiere ich mich in meiner direkten Umgebung mit einem Lauftreff und mit gelegentlichen Lauf- und Fitnesswochen. Für die Zukunft ist ein weitergehendes Engagement aber durchaus möglich.

Was hälst Du von der Runningszene wie sie sich heute präsentiert?
Ich habe eine liberale Haltung und finde es gut, dass sich die Runningszene etabliert hat und wirtschafltich geworden ist. Das Angebot ist heute abwechlsungs- und umfangreich. Es sollte aber keine Laufveranstalter im mittelgrossen Bereich geben, die die Altersklassen-Einteilung nicht anbieten. Das ist sportlich unfair. 

Wird der 60. Geburtstag für Dich eher ein Anlass für eine Rück- oder Vorschau sein?
Grundsätzlich bin ich einer, der im Hier und Jetzt lebt. Ich mache schon auch eine Rückschau – aber noch lieber eine Vorschau auf die Anlässe, die ich alle noch machen kann. Natürlich ist 60 eine Zahl, die einem etwas nachdenklich macht. Wir sind jetzt eine Grossfamilie mit bereits drei Enkelkindern. Aber ich bin immer wieder überrascht, wenn ich Sechzigjährige höre und sehe. Es ist für mich unwirklich und nicht greifbar, dass ich selber bald sechzig bin. 

swiss-running.ch gratuliert Peter Gschwend zu seiner aussergewöhnlichen Laufkarriere und wünscht ihm weiter viel Spass und Erfolg!

Mehr Infos zu Peter Gschwend:

petergschwend.ch

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