Rund ein Jahr nach dem Rücktritt kehrte Bruno Heuberger in den Wettkampfsport zurück und lief am Swissalpine vor zwölf Monaten auf den fünften Rang. Das überraschend gute Abschneiden motivierte, und so steht der Ostschweizer am Samstag erneut am Start in Davos. ©swiss-image.ch
Swiss Alpine Marathon Davos – Gesagt, getan – doch der Reiz der Königsdistanz ist grösser – Anita Fuchs berichtet
Rund ein Jahr nach dem Rücktritt kehrte Bruno Heuberger in den Wettkampfsport zurück und lief am Swissalpine vor zwölf Monaten auf den fünften Rang. Das überraschend gute Abschneiden motivierte, und so steht der Ostschweizer am Samstag erneut am Start in Davos.
Bruno Heuberger befindet sich gewissermassen in seiner zweiten Karriere. Dies irgendwie ungewollt. Im Frühling 2009 zog er nämlich einen Schlussstrich unter seine Laufbahn als Leistungssportler. „Ich hatte genug von Allem und das Gefühl, der Körper mache nicht mehr mit“, blickt der Ostschweizer zurück. Fast zwei Jahrzehnte lang zählte er zu den besten Schweizer Strassen- und Crossläufern und wusste sich auch auf der Bahn und am Berg in Szene zu setzen.
Seine Erfolgsstory begann 1992 mit dem Gewinn der Silbermedaille an den nationalen Titelkämpfen über die Halbmarathondistanz. Sieben Jahre später sicherte er sich mit der persönlichen Bestzeit von 2:16:11 Stunden den Schweizer Meistertitel im Marathon, und 2000 triumphierte er am Mainz Marathon.
Verletzungen stoppen Olympia-Traum
Im Jahr 2008 beabsichtigte der damalige Halbprofi seiner Karriere die Krone aufzusetzen: Bruno Heuberger peilte die Limite für die Olympischen Spiele in Peking an. Mehrere Verletzungen hinderten ihn dann aber an der Verwirklichung seines grossen Zieles. Wenige Monate später erklärte er den Rücktritt vom Spitzensport und widmete sich vermehrt dem Fussball spielen, das er schon als Bub leidenschaftlich ausgeübt hatte.
In der fast „lauffreien“ Zeit besann er sich seines einstigen Vorhabens. „2002 sagte ich mir, dass ich einmal im Leben den Frauenfelder Militärwettmarsch und die Königsdistanz am Swissalpine bestreite.“ Gesagt, getan. Den „Frauenfelder“ absolvierte er 2003 und gewann ihn prompt, beim Berglauf-Klassiker in Davos lief er vor Jahresfrist auf Anhieb auf den fünften Rang.
Das hervorragende Resultat motivierte, und so stellt sich der im thurgauischen St. Margrethen wohnhafte Bruno Heuberger der Herausforderung des grössten Berg-Ultramarathons der Welt ein zweites Mal. Dabei wird ihn während den rund sechs Wettkampfstunden erneut ein „Wechselbad der Gefühle“ begleiten. Anders präsentiert sich indes die Wahrnehmung bei seinen Konkurrenten; die anderen Spitzenläufer kennen ihn nun und werden ein Auge auf ihn richten.
Doch dies kümmert ihn in keiner Weise. Als Minimalvorgabe peilt er eine Klassierung unter den ersten sechs an, die maximale Ausbeute wäre ein Podestplatz. „Selbstverständlich hängt das Abschneiden auch von der Qualität der Besetzung ab.“ Für den Sieg gesetzt ist aus seiner Sicht Jonas Buud – „er läuft in einer eigenen Liga.“
Lange, aber nicht so intensiv
Im Vergleich zum Läufer aus Schweden verfügt Bruno Heuberger über einen kleinen Erfahrungsschatz im Ultrabereich. „Nichts unversucht lassen“ heisst die Devise. Während er letztes Jahr in der Vorbereitung auf den Swissalpine das Schwergewicht auf eine hohe Intensität legte, so setzte er heuer auf längere Distanzen in den einzelnen Einheiten. „Was besser ist, wird sich weisen“, so der bald 40-Jährige. Sicher ist, dass die vielen Laufkilometer seinem Körper gut tun und sie bestens mit seinem Leben als Familienvater vereinbar sind.
Den Grossteil des Trainings baut der Angestellte eines St. Galler Sportgeschäfts in den Alltag ein, in dem er beispielsweise in der Mittagspause die Laufschuhe schnürt. „Früher“, sagt Bruno Heuberger, „stand das Laufen im Zentrum. Jetzt hingegen baue ich es um die Familie und die Arbeit herum.“
Anita Fuchs