Der Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart war selbst Mittelstreckenläufer und weiß, was im Notfall zählt: Zeit. Bei Herz-Rhythmus-Störungen muss innerhalb von zwei Minuten defibrilliert werden - das ist in Stuttgart gewährleistet. ¸¸ Wir sind bei der Vorsorge auf einem sehr hohen Niveau\" sagt auch Gerhard Müller, ¸¸aber eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.\"
Stuttgarter Zeitung Lauf: Zum letzten Mal die alte Route? 23000 Läufer wollen dabei sein – Der Stuttgarter-Zeitung-Lauf führt die Freizeitsportler noch einmal entlang des Neckarufers – Beim Thema Gesundheit ist die Veranstaltung weltweit führend – Stefanie Keppler in der Stuttgarter Zeitung
STUTTGART. Heute fällt der Startschuss zum 14. StZ-Lauf. Beim Kids Day stehen zunächst die Nachwuchssportler im Mittelpunkt, morgen gehen dann die ¸¸Großen\“ auf die Strecke.
Ein wenig wehmütig ist Gerhard Müller schon ums Herz. Es könnte ja das letzte Mal sein – zumindest auf dieser Strecke. Seit 1995 ist der 50-Jährige in verschiedensten Funktionen rund um den Stuttgart-Lauf tätig. Seit nunmehr fünf Jahren ist er als Projektleiter des Württembergischen Leichtathletik-Verbands (WLV) für den meist reibungslosen StZ-Laufs verantwortlich. Unter seiner Regie ist der Termin zur größten Breitensportveranstaltung im deutschen Südwesten gewachsen.
In diesem Jahr haben sich 22 833 Teilnehmer in den acht Wettbewerben für heute und morgen angemeldet; zudem rechnet Müller mit zahlreichen Nachmeldungen (siehe Kasten unten). Allein im Halbmarathon morgen werden knapp 12 000 Läufer starten – und damit wohl nach Berlin wieder die zweitgrößte Teilnehmerzahl über die 21-Kilometer-Distanz in Deutschland erreichen.
Der StZ-Lauf hat inzwischen eine große Tradition. Man könnte fast sagen, der StZ-Lauf ist auf einem (vorläufigen) Höhepunkt angekommen. Jedenfalls könnte es in diesem Jahr wieder einen Teilnehmerrekord geben. Die Höchstmarke von 2005 liegt bei 19 435 Finishern – also Teilnehmern, die im Ziel angekommen sind. Trotz der zahlreichen Anmeldungen kennt der Projektleiter aber auch die Grenzen des Laufes: ¸¸Es gibt eine gewisse Sättigung – wir müssen den Teilnehmern etwas Neues bieten.\“
Deshalb hat der Projektleiter in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stadtbehörden eine neue Strecke ausgetüftelt; im September wird darüber entschieden, ob auf ihr 2008 gelaufen wird. Die Signale sind eindeutig: Vom nächsten Jahr an soll der Stadtlauf seinem Namen gerecht werden und durch die Innenstadt führen.
Doch all dies ist Zukunftsmusik. Erst einmal gilt es, die 14. Auflage des StZ-Laufes erfolgreich zu organisieren. Müller und knapp 30 WLV-Mitarbeiter sind in den vergangenen Tagen rund um die Uhr im Einsatz gewesen. Gestern konnte der Projektleiter erleichtert aufatmen: Endlich kamen auch die Erinnerungsmedaillen im Daimlerstadion an. Der Container aus Südafrika war zehn Tage überfällig gewesen. Nur um eines hat sich Gerhard Müller nicht gekümmert: um prominente Läufer. Im Gegensatz zu anderen Veranstaltern ¸¸kauft\“ der WLV keine Topläufer ein. ¸¸Wir zahlen keine Antrittsgelder – das widerspricht unserer Philosophie\“, erklärt Gerhard Müller, ¸¸wir verstehen uns als wirkliche Breitensportveranstaltung.\“
Dem Sport hat dies nicht geschadet, im Gegenteil. Im vergangenen Jahr etwa hat es ein spannendes Duell zwischen dem Seriensieger und Lokalmatador Martin Beckmann (Leinfelden-Echterdingen) und dem 5000-Meter-Olympiasieger Dieter Baumann gegeben. Beckmann hieß am Ende der Sieger. Der Marathonmann startet auch morgen in Stuttgart.
Der Halbmarathon beim StZ-Lauf ist für den 29-Jährigen eine Zwischenetappe auf dem Weg zur Leichathletik-Weltmeisterschaft in Osaka im August, für die er nominiert ist. Auch seine Frau, die Vorjahressiegerin Stephanie Maier, wird an den Start gehen. Dagegen ist Dieter Baumann verhindert, zwei von ihm betreute Athleten starten beim Europacup in München. ¸¸Leider\“, sagt der Tübinger. 2008 wird er sich aber die neue Strecke mitten durch die Stuttgarter City sicher nicht entgehen lassen.
Alle 500 Meter sind entlang der Strecke Defibrillatoren
Auf der aktuellen Halbmarathonstrecke steht auch 2007 wieder die Gesundheit im Vordergrund. Rund 250 Sanitäter vom Deutschen Roten Kreuz sorgen bei gesundheitlichen Problemen für die Betreuung der Läufer, hinzu kommen zehn Notärzte und zwölf mobile Einsatzfahrzeuge.
Einzigartig ist die technische Ausstattung in Stuttgart: Alle 500 Meter sind entlang der Strecke Defibrillatoren von der Firma Philips aufgestellt, die den plötzlichen Herztod vermeiden können. ¸¸Ich kenne weltweit keine andere Laufveranstaltung, bei der in so hoher Frequenz diese Geräte aufgestellt werden\“, sagt Heiko Striegel, der leitende Streckenarzt.
Der Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart war selbst Mittelstreckenläufer und weiß, was im Notfall zählt: Zeit. Bei Herz-Rhythmus-Störungen muss innerhalb von zwei Minuten defibrilliert werden – das ist in Stuttgart gewährleistet. ¸¸
Wir sind bei der Vorsorge auf einem sehr hohen Niveau\“ sagt auch Gerhard Müller, ¸¸aber eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.\“
Stefanie Keppler
Stuttgarter Zeitung – Stadtausgabe,
Samstag, 23. Juni 2007