Das Brandenburger Tor 1990 und 25.000 Läufer ©Sportmuseum Berlin - MARATHONEUM
Steve Moneghetti (AUS) und Uta Pippig – die Sieger von 1990 beim 44. BERLIN-MARATHON 2017
Steve Moneghetti (AUS) und Uta Pippig – die Sieger/-in des legendären und historischen 17. BERLIN-MARATHON am 30. September 1990 – drei Tage vor der Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland – sind Ehrengäste des BERLIN-MARATHON am 24. September 2017.
Beide haben in den Tagen davor ein "strammes" Programm zu absolvieren.Es beginnt schon am Mittwoch. dem 20. September 2017:
Uta Pippig und Steve Moneghetti eröffnen in diesem Jahr die BMW BERLIN MARATHON "Hall of Fame" am Brandenburger Tor, die von nun an jährlich ehemalige Sieger des Laufes ehren wird.
Beide werden am Mittwoch dem 20. September die Eröffnung besuchen und die Premiere der "Hall of Fame" um 12.00 Uhr eröffnen.
Wo: Auf der Straße des 17. Juni / Ebertstraße (vor dem Brandenburger Tor)
Öffnungszeiten der "Hall of Fame":
Mittwoch 12.00 Uhr – 21 Uhr
Donnerstag / Freitag 10.00 – 21.00 Uhr
Samstag 10.00 – 21.00 Uhr
Sonntag 8.00 – 18.00 Uhr
Das weitere Programm von MONA und UTA: MONA kommt mit dem Laufreise-Veranstalter "RunFun Travel" von Fran Seton und Dave Cundy und etwa 40 australischen Läufern/-innen nach Berlin.
Am Donnerstag treffen sich die australischen Läufer um 18.00 Uhr in einem Hotel zu einem nostalgischen Abendessen mit den Organisatoren von 1990 Horst Milde, Christoph Kopp, Rotraud Zylka, Renate Marin u.a. (das kann lustig werden).
Am Freitag gehört das Marathon get-together des Berlin-Marathon am Abend zzum offiziellen Programm.
Am Sonnabend wird MONA den Frühstückslauf am Schloß Charlottenburg starten.
Am Sonntag läuft MONA den 44. BERLIN-MARATHON 2017.
Sonntag: Nach der Teilnahme am Berlin-Marathon "hängt" das australische Team mit Dave Cundy und Fran Seton im Jazzlokal "Schlot" bei Marathonläufer John Kunkeler "ab"!
Rückblick auf den 17. BERLIN-MARATHON am 30. September 1990 (Auszüge aus der Jubiläums-Broschüre "30 Jahre BERLIN-MARATHON 1974 – 2003"
"Der Fall der Mauer war gleichbedeutend mit dem Aufstieg des BERLIN-MARATHON in die Eliteklasse der internationalen Straßenläufe.
Nur einen Tag nach der Wende, also am 10. November 1989, klingelte bei Cheforganisator Horst Milde das Telefon. Michael Coleman, Sportredakteur bei der Londoner Times und ein engagierter Förderer des BERLIN-MARATHON, redete auf einen damals noch sehr skeptischen Horst Milde ein:
„Der BERLIN-MARATHON wird der Lauf des Jahres – aber er muss 1990 durch das Brandenburger Tor führen.“ Nur zwei Tage später veranstaltete der SC Charlottenburg
seinen traditionsreichen Crosslauf am Teufelsberg – und bei dem Rennen starteten bereits die ersten Läufer aus der DDR. Fortan arbeiteten die Organisatoren des SC
Charlottenburg an der Realisierung ihres Traums: dem Marathon durch das Brandenburger Tor.
Den ersten Lauf am Tor gab es allerdings bereits knapp neun Monate vor dem BERLIN-MARATHON – und es wurde ein einmaliges Ereignis. Am 1. Januar 1990 veranstaltete der SCC einen Neujahrslauf. Die Strecke führte seitlich des Brandenburger Tores durch die aufgebrochene Mauer und mit einem Schlenker zurück dann aber durch das Tor, über 20.000 Läufer beteiligten sich, und die DDR-Volkspolizisten klatschten unter den Augen des damaligen Präsidenten des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), Primo Nebiolo, Beifall.
Am 30. September 1990 wurde schließlich ein Traum wahr für viele Läufer in Ost und West.
Die Strecke des BERLIN-MARATHON führte 16 Jahre nach der Premiere des Rennens durch das Brandenburger Tor und somit durch beide Stadthälften. Drei Tage vor der deutschen Wiedervereinigung fand die sportliche Vereinigung von Ost und West in atemberaubender Weise auf den Straßen der künftigen Hauptstadt statt.
Nachdem alle bürokratischen Hürden genommen waren – die Veranstalter mussten auch mit dem Ost-Berliner Magistrat verhandeln –, wurde schnell klar, dass der BERLIN-MARATHON auf dem Weg war, zu seinen Vorbildern von New York und London aufzuschließen.
Plötzlich hatte der BERLIN-MARATHON annähernd die Dimensionen dieser beiden Läufe erreicht. Überschwemmt von Meldungen aus aller Welt wurde das Berliner Marathonbüro. Und im Starterfeld, das auf 25.000 Teilnehmer limitiert worden war und ausgeschöpft wurde, waren schließlich auch eine Reihe von Athleten, die zur Weltspitze gehörten.
Das Interesse am BERLIN-MARATHON war nun auch bei den Topläufern so groß wie nie zuvor, was natürlich damit zu tun hatte, dass der Lauf nun finanziell deutlich attraktiver war als zuvor. 1990 hatte das Rennen den damaligen Rekordetat von rund vier Millionen DM, was auch mit dem japanischen Hauptsponsor (Yanase) zu tun hatte. Die Japaner hatten so großes Interesse an der Veranstaltung, dass der Lauf dort live im Fernsehen übertragen wurde. In Deutschland war zum ersten Mal ein City-Marathon live im Fernsehen zu sehen. Die ARD setzte mit viel Aufwand diese Reportage um und hatte mit 1,5 Millionen Zuschauern eine überzeugende Einschaltquote.
Wenige Tage vor dem Start am 30. September hatten die Organisatoren allerdings noch ein Problem aus der Welt zu räumen. Denn ausgerechnet das Brandenburger Tor, das fortan zum neuen Symbol für den BERLIN-MARATHON werden sollte, war eingerüstet worden.
Der Mittelpunkt des Laufes, der enormes internationales Interesse auf sich zog, drohte als Baustelle per TV in die Welt transportiert zu werden. Mit Hilfe der Medien und speziell des Sender Freies Berlin (SFB) gelang es schließlich, die Politiker davon zu überzeugen, das Gerüst noch abbauen zu lassen.
Die Strecke führte dann durch ein freies Brandenburger Tor.
Nur die Quadriga fehlte damals noch auf dem Tor, weil sie restauriert wurde (Die Japaner wollten für ihre Live-TV Übertragung die Quadriga mit einem Nachbau ersetzen!). Viele Läufer hatten Tränen in den Augen, als sie durch diese Nahtstelle zwischen Ost und West hindurchliefen, andere jubelten lauthals. Weiter ging es Unter den Linden bis zum Fernsehturm und dann in einem Bogen wieder zurück über den Potsdamer Platz, bevor es zum Lützowufer ging. Auf dem Weg nach Kreuzberg kam man dann wieder zurück auf den alten Kurs, der auf der zweiten Hälfte nur geringfügig verändert wurde. Dass die neuen 42,195 Kilometer quer durch die Berliner City nicht langsamer waren als die alten, bewiesen die Siegzeiten.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es klare Steigerungen, obwohl erst in den nächsten Jahren
das wahre Potenzial der Berliner Strecke zu Tage kommen sollte. Die 1990 auf 25.000 DM
aufgestockte Siegprämie erlief sich der Australier Steve Moneghetti, der in Topform war und seine Bestzeit von 2:09:06 Stunden deutlich unterbieten musste, um diesen historischen BERLIN-MARATHON zu gewinnen. Mit 2:08:16 Stunden erzielte Moneghetti die erste Zeit unter 2:10 in Berlin und verbesserte die Jahresweltbestleistung des Italieners Gelindo Bordin um drei Sekunden.
"YANASE" war auf allen Startnummern zu lesen – (keiner wusste, das das bedeutet) – aber das war der grösste Daimeler – und VW-Importeur für Japan. Die Sieger erhielten als Siegespreis einen Daimler!
Moneghetti, einer der großen Marathonläufer seiner Zeit, hat in seiner Karriere eine Reihe von erstklassigen Erfolgen erzielt – doch Platz eins beim BERLIN-MARATHON 1990 ist sein größter Marathonsieg geblieben.
Mit einem überzeugenden zehnten Platz bei den Olympischen Spielen 2000 beendete er zehn Jahre später seine Marathonkarriere in Sydney.
Auf die Sekunde genau hatten nun übrigens London und Berlin die gleichen Kursbestzeiten. Noch drei weitere Läufer blieben an jenem denkwürdigen Tag im September 1990 unter 2:10 Stunden. Der Bruder des dieses Mal zehntplazierten Vorjahressiegers Alfredo Shahanga, Gidamis, lief 2:08:32. Noch zwei Tage vor dem Rennen hatte Alfredo über ihn gesagt: „Ich habe Angst vor ihm, er trainiert so hart.“
Auf Rang drei und vier kamen zwei starke deutsche Läufer aus der damaligen DDR: Der deutsche Marathonrekordhalter Jörg Peter (Dresden), dessen Bestzeit von 2:08:47 Stunden in Deutschland bis heute unerreicht ist, und die Nachwuchshoffnung Stephan Freigang aus Cottbus. Peter lief 2:09:23, und Freigang, der zwei Jahre später bei Olympia einen sensationellen Bronzerang belegen sollte, danach aber nicht mehr an diese große Leistung anknüpfen konnte, erzielte seine heute noch gültige Bestzeit von 2:09:45.
UTA Pippig
Eine ehemalige DDR-Athletin, die unmittelbar nach dem Fall der Mauer nach Stuttgart geflüchtet war und inzwischen für die Stuttgarter Kickers startete, feierte einen Heimsieg: Uta Pippig wohnte bereits wieder in Berlin und sollte wenige Monate später für den SC Charlottenburg starten. Zuvor hatte sie den bundesdeutschen Marathon-Rekord auf 2:28:03 Stunden verbessert, in Berlin gewann sie nun in 2:28:37. Es war ihr erster großer Marathontriumph – und aufgrund ihrer persönlichen Vorgeschichte ein ganz besonderer Augenblick. Sie hatte sich im DDR-Sportsystem nie wohl gefühlt, so dass die Wende für die Berlineri wie eine Befreiung gekommen war.
Die Gefühle der Uta Pippig reflektierten die bewegende Stimmung bei diesem historischen Massenlauf durch Ost und West. „Als ich durch das Brandenburger Tor lief, bekam ich eine Gänsehaut“, erzählte Uta Pippig später.
Die Berlinerin vom SC Charlottenburg war in den 90er Jahren über mehrere Jahre
hinweg die beste Marathonläuferin der Welt. Dreimal hatte sie den BERLIN-MARATHON gewonnen: 1990, 1992 und 1995. Dreimal triumphierte sie hintereinander auch beim Klassiker in Boston: 1994, 1995 und 1996. Sie war damit die erste Frau, die bei dem Traditionslauf einen ,Hattrick’ schaffte.
Und zudem gewann Uta Pippig 1996 den 100. Boston-Marathon, das bis heute größte Marathonspektakel aller Zeiten. Nach ihrem zweiten Sieg beim BERLIN-MARATHON 1992 blieb Uta Pippig über diese Strecke fast vier Jahre lang unbezwungen.
Neben den Triumphen in ihrer Heimatstadt und in Boston hat sie als erste Deutsche 1993 den New-York-Marathon gewonnen. Nur um 39 Sekunden lief sie damals, 1994 in Boston,
am Weltrekord der Norwegerin Ingrid Kristiansen vorbei. Die 2:21:45 Stunden bedeuteten
die drittschnellste je gelaufene Zeit. Ausgerechnet bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta riss die Erfolgsserie von Uta Pippig. Verletzungsbedingt musste sie das Rennen aufgeben.
Uta Pippig wurde in Leipzig am 7. September 1965 geboren, ist aber in Petershagen,
einem kleinen Vorort östlich von Berlin, aufgewachsen. Dort begann sie mit der
Leichtathletik. Laufen machte ihr am meisten Spaß, doch ihr Talent blieb auch im DDR Sportsystem lange unentdeckt.
Beim Ost-Berliner TSC wollte man sie nicht, so ging Uta Pippig zum ASK Potsdam, wo 1986 Dieter Hogen ihr Trainer wurde. Glücklich waren die beiden damals nicht. Von den Marathonläufen in Boston, New York oder West-Berlin konnten sie nur träumen, auch alle anderen Anträge auf Startgenehmigungen für ausländische Läufe wurden vom DDR-Verband abgelehnt.
Heute lebt Uta Pippig in den USA. Sie startet bei Rennen über kürzere Distanzen und macht Promotion für ihren Sport. (Auszüge aus der Jubiläums-Broschüre "30 Jahre BERLIN-MARATHON 1974 – 2003")
Während Uta Pippig nach ihren Siegen wieder oft an Laufveranstaltungen in Berlin teilnahm, kommt MONA "nach 27 Jahren zum ersten Mal wieder nach Berlin zurück", wie Dave Cundy in einem Beitrag schreibt, der in Australien veröffentlicht wurde.
"In den späten 1980er Jahren war Steve Moneghetti einer der führenden Marathonläufer
in der Welt, aber er hat keinen großen Sieg auf seiner Ehrentafel. Sein Fokus waren international Meisterschaften für Australien:
Bronze bei seinem Debüt bei den 1986 Commonwealth Games, Vierter bei der 1987 Weltmeisterschaften, Fünfter bei den Olympischen Spielen 1988 und Silber bei 1990 Commonwealth Games. In diesen vier Jahren war seine einzige "große Marathon-Stadt"
London 1989, wo er von Douglas Wakiihuri um drei Sekunden auf der Westminster-Brücke Sekunden, vom damaligen Weltmeister, geschlagen wurde.
Nach dem Auckland Commonwealth Games 1990, kam er wieder an zweiter Stelle hinter Wakiihuri ins Ziel, da beschlossem Mona und sein Trainer Chris Wardlaw ein passendes Großstadt-Rennen zu suchen, wo man eine schnelle Zeit laufen kann.
Das Paar entschied sich für den Berlin-Marathon, der allerdings noch nicht als schnellster Lauf bekannt war, aber historisch bedeutsam war als Erstausgabe nach dem Fall der Berliner Mauer.
Wardlaw erinnert sich an den Prozess, der zu der Entscheidung geführt hat. "Es gab ein paar Gründe", erklärt er. "Es war ein großes, wichtiges erstes Rennen im vereinigten Berlin, es gab das ok von Mona's Sponsor, Nike. Es war als ein schneller Kurs so ziemlich garantiert und es gab es ein gutes Feld und Tempo. Und es gab zusätzlich das Rennen in Newcastle zwei Wochen vorher. Natürlich, das war schon viele Monate im voraus geplant."
Der Rest ist Geschichte. Zuerst schlug Mona schließlich Wakiihuri bei seinen ersten internationalen Sieg beim Great North Run, mit 1:00:34 – die schnellste damals gelaufene Zeit, das waren gute Voraussetzungen für Berlin.
Christoph Kopp war in Berlin für die Verpflichtung der Top-Athleten verantwortlich. Er hatte mit der Verpflichtung von MONA ein glückliches Händchen. Zum ersten Mal in Berlin eine Zeit unter 2:10 und gleichzeitig Jahresweltbestzeit, das war für Berlin der Anfang von vielen weiteren Weltklassezeiten in den Folgejahren.
Horst Milde
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