Alles deutete auf Stéphane Franke als Absender des „ISTAF-Faxes“. Nach langen kriminalpolizeilichen Ermittlungen akzeptierte Stéphane Franke schließlich unmittelbar vor dem ersten Gerichtstermin einen Strafbefehl gegen ihn wegen Urkundenfälschung. Seitdem galt er als vorbestraft.
Stéphane Franke ist tot
In Versailles geboren, entwickelte sich Stéphane Franke dann in Filderstadt zu einem Langstreckenläufer, der einige beachtliche internationale Erfolge erreichte. Später wechselte er nach Berlin und lebte dann in Potsdam. Bereits 1991 startete er bei den Weltmeisterschaften und wurde 12. über 10.000 m. Überraschend lief er dann bei der WM 1993 in Stuttgart auf Rang vier über diese Strecke. Damals noch von Isabelle Baumann betreut, gingen Baumanns und Franke bald danach jedoch getrennte Wege.
Stéphane Franke lief 1995 seine Bestzeiten von 13:03,76 (5.000 m) und 27:48,88 (10.000 m). 1994 hatte er bei den Europameisterschaften eine 10.000-m-Bronzemedaille gewonnen, ein Jahr später war er Siebenter bei der WM. Bei seiner zweiten Olympiateilnahme lief er 1996 in Atlanta beide Langstrecken. Über 10.000 m belegte er Rang neun, über 5.000 m erreichte er dann das Finale und wurde 14. Seine beste Marathonzeit lief Stéphane Franke 1997 in London mit 2:11:26.
Sehr erfolgreich war der Langstreckenläufer dann 1998 bei den Europameisterschaften in Budapest: Zunächst wurde er Dritter über 10.000 m, dann führte er als Trainer Damian Kallabis zum sensationellen EM-Titel über 3.000 m Hindernis. Kallabis gewann im gleichen Jahr auch noch den Weltcup, brach 1999 den deutschen Rekord mit 8:09,48 Minuten und wurde Vierter bei der WM.
Stéphane Franke, der während seiner Karriere auch einen Europarekord über die selten gelaufene 25.000-m-Distanz auf der Bahn aufstellte, führte dann noch Jirka Arndt auf Platz acht über 5.000 m bei Olympia 2000.
Doch schon nach den Europameisterschaften 1998 in Budapest fiel ein erster Schatten auf die Leistungen von Stéphane Franke als Athlet und Trainer. Es wurde bekannt, dass sowohl er als auch Damian Kallabis Infusionen mit dem Blutverdünner HES erhalten hatten. Die Nutzung dieses Mittels, das damals noch nicht auf der Dopingliste stand, deutete auf den Gebrauch des Blutdopingmittels EPO hin. Da jedoch weder Franke noch Kallabis je positiv getestet wurden, kam es zu keinen Sanktionen. Jahre später verdichteten sich die Dopinghinweise.
Stéphane Franke konzentrierte sich in der Folge auf verschiedene andere Tätigkeiten. Er wurde Kommentator von Eurosport und war für den Sender in den vergangenen Jahren auch bei anderen Sportarten tätig. Auch als Sportbuch-Autor und mit Lauf-Seminaren hatte Stéphane Franke Erfolg.
Ende der 90er Jahre war er kurzzeitig für den Berlin-Marathon tätig, dann wurde er überraschend als Nachfolger des legendären Berliner ISTAF-Chefs Rudi Thiel zum Sportlichen Leiter des Leichtathletik-Meetings ernannt. Die damalige ISTAF-GmbH ging allerdings bankrott und der gewiefte Stéphane Franke hatte sich verspekuliert.
In einem Fax mit einer gefälschten Unterschrift an die Council-Mitglieder des Welt-Leichtathletik-Verbandes wurde das Ende des ISTAF angekündigt und die Sportstadt Berlin diskreditiert. Das passierte wenige Tage vor der Wahl des Leichtathletik-WM-Ausrichters 2005. Berlin galt als Favorit, verlor aber die Wahl. Die WM fand stattdessen in Helsinki statt, das ISTAF lief weiter. Alles deutete auf Stéphane Franke als Absender des „ISTAF-Faxes“. Nach langen kriminalpolizeilichen Ermittlungen akzeptierte Stéphane Franke schließlich unmittelbar vor dem ersten Gerichtstermin einen Strafbefehl gegen ihn wegen Urkundenfälschung. Seitdem galt er als vorbestraft.
Stéphane Franke war eine ebenso erfolgreiche wie kontroverse Figur.
Der Tod von einem der besten deutschen Langstreckler der jüngeren Vergangenheit ist ein Schock.
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