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2015

Sisay Kasaye (ETH) gewann den Frankfurt Marathon 2015 in 2:06:26. ©Helmut Winter

„Startnummer 7“ und „10115 Tage“ – Anmerkungen zum 34. Frankfurt Marathon am 25. Oktober 2015 – Helmut Winter bilanziert

By GRR 0

Die Startnummer „7“ hat beim sportlichen Leiter des Frankfurt Marathon, Christoph Kopp aus Berlin, eine magische Bedeutung, vergibt er diese Zahl stets an Athleten mit viel versprechenden Leistungen.

So trug zum Beispiel Dennis Kimetto diese Startnummer bei seinem Weltrekord-Lauf über 25 km bei den BIG25 in Berlin im Mai 2012. Am letzten Sonntag hatte er die „7“ für den besten deutschen Läufer Arne Gabius reserviert und auch die weibliche Variante „F7“ trug mit Lisa Hahner eine deutsche Läuferin.

Der Ausgang des Spiels ist bekannt: Beide Athleten glänzten mit überragenden Leistungen.

Der Frankfurt Marathon hatte in diesem Jahr – erstmals ohne Titelsponsor – weitgehend auf Arne Gabius gesetzt, der im letzten Jahr an gleicher Stelle mit einem glanzvollen Debüt nach 2:09:32 ins Ziel kam und nach Jahren der Tristesse wieder Hoffnungen für die deutsche Marathonszene bei den Männern säte. Dabei konnte seine zweite Hälfte im letzten Jahr als Fingerzeig für Größeres gedeutet werden, denn diesen Part legte er in exakt dem Tempo des deutschen Rekords zurück, den der Dresdner Jörg Peter am 14. Februar 1988 in Tokyo mit 2:08:47 aufstellte.

Also einer jener Uralt-Rekorde, der am Tag des diesjährigen Frankfurt Marathons 10115 Tage bestand.

Nach Beendigung einer sehr erfolgreichen Bahnkarriere bei der WM in Beijing hatte sich Gabius wesentlich umfangreicher auf den Lauf am Main vorbereitet, wobei er vom Trainerguru Renato Canova tatkräftig unterstützt wurde. In Anbetracht des hohen Potentials des Stuttgarters auf den Unterdistanzen erschien seine Jagd auf die deutsche Bestmarke durchaus realistisch zu sein.

Was allerdings dann kurz vor der Veranstaltung der Öffentlichkeit verkündet wurde, war dann schon überraschend. Gabius wollte sich nämlich weniger an der Rekordmarke orientieren, sondern kündigte gleich eine Jagd in den Bereich einer Zeit zwischen 2:07 und 2:08 Stunden an. Und dies in einem Umfeld, wo ein etablierter Qualifikationsstandard von 2:13 Stunden seit vielen Jahren nicht mehr unterboten wurde.

Konnte dies gut gehen?

Durch dieses Vorhaben im erst zweiten Marathon ergab sich eine interessante renntaktische Konstellation, die Gabius in der ersten Gruppe mitlaufen sah, also zusammen mit den ansonsten übermächtigen Ostafrikanern. Man einigte sich auf eine anzustrebende Durchgangszeit für die Hälfte von 63:30 Minuten, mit der sowohl noch schnelle Endzeiten als auch für Gabius ein Angriff auf den deutschen Rekord in Reichweite lagen.

Obwohl auch Kritik für diese Maßnahme aufkam, bewährte sich das Konzept im Nachhinein in bester Weise. Nach dem Desaster ohne Tempomacher beim Chicago Marathon vor zwei Wochen war der Lauf in Frankfurt eine Werbung für den Einsatz von „Hasen“, die großartige Arbeit ablieferten. Die Rennen war nicht nur schnell sondern auch ungemein spannend.

Als haltlos erwies sich die Kritik im Vorfeld, die viel schnelleren Afrikaner mit einer Zeit von 63:30 bis zum Halbmarathon auszubremsen. Jeder mit etwas Erfahrung in dem Geschäft muss immer öfter erkennen, dass schnelle Zeiten für die erste Hälfte mit erheblichen Leistungseinbrüchen am Ende erkauft werden und dramatische Konsequenzen auf die Zeiten der platzierten Läufer haben.

Zum Beispiel ging man in Rotterdam in diesem Jahr das Rennen in 1:02:04 an, am Ende war der Sieger deutlich langsamer als in Frankfurt. Auch in Frankfurt war man im letzten Jahr beim Halbmarathon fast eine Minute schneller, aber am Ende gleichfalls deutlich später im Ziel als am Sonntag.

Die erste Phase des Rennens verlief trotz des verwinkelten Kurses durch die Innenstadt ausgesprochen gleichmäßig mit km-Abschnitten knapp über 3 Minuten. Dabei hatte es zu Beginn durch den verzögerten Startschuss des Frankfurter Sportdezernenten fast einen Fehlstart gegeben. Eigentlich unverständlich, dass man nicht aus Anlass einer deutschen Meisterschaft einen professionellen Starter eingesetzt hatte.

Eine Gruppe von 23 Läufern zusammen mit dem wegen seiner Körpergröße alle anderen Mitstreiter überragenden Gabius passierten 5 km nach 15:06 und 10 km nach 30:09, man lag exakt auf den Vorgaben. Erst auf dem Weg zur 15 km Marke außerhalb der Innenstadt und auf der anderen Mainseite wurde vor allem einer der Favoriten Sisay Kasaye (ETH) unruhig und das Tempo zog mit zwei km-Abschnitten von 2:55 und 2:54 deutlich an.

Mit 14:48 bei 15 km, d.h. einem km-Abschnitt von 14:48 lag man plötzlich auf Kurs von 2:06:27, deutlich schneller als die Marschtabelle für Arne Gabius.

Danach normalisierte sich die Fahrt wieder und mit 5 km Abschnitten von 15:06 bzw. 15:09 erreichte man 25 km in 1:15:12 mit Kurs auf 2:06:55. Zwischendrin passierte man die halbe Distanz nach 1:03:21, das war fast eine Fahrt Richtung Europarekord (2:06:36). Zu diesem Zeitpunkt lag Gabius schon einige Zeit am Ende der auf 18 Läufer geschrumpften Führungsgruppe. Überraschend war hier einer der Mitfavoriten Bazu Worku (ETH) schon 1 ½ Minuten zurück und stieg kurz danach aus.

Nach 26 km war es wieder Kasaye der für eine rennentscheidende Tempoverschärfung sorgte. Mit km-Splits von 2:55 und sehr schnellen 2:44 sowie 2:49 setzte er sich mit einem Tempomacher ab, lief den 5 km-Abschnitt nach 30 km in phänomenalen 14:23 und lag dort mit einer Zwischenzeit von 1:29:35 auf Kurs von 2:06:00.

Gabius schaffte diesen Part in 15:20 und war mit 1:30:35 auf Kurs von 2:07:24, also einem recht großen Puffer zum deutschen Rekord.

Während Gabius nun die km-Abschnitte um 3:07 zurücklegte, lief der führende Äthiopier noch einen schnellen km in 2:49, um dann allerdings auf ein 3 Minuten-Tempo zurückzufallen. Gabius wird dieser Abschnitt nicht in bester Erinnerung bleiben, denn er bekam Seitenstiche und lief schmerzverzerrt an 17. Stelle im Feld. Dazu gesellten sich auch noch Probleme mit der Muskulatur des linken Oberschenkels, die von einem Muskelfaserriss vor zwei Jahren geschwächt war.

An der Spitze war bei 32 km der letzte Tempomacher nach toller Arbeit ausgestiegen und Kasaye lief nun allein an der Spitze. 14:50 brauchte er für 5 km nach 35 km und lief nun aber die km-Abschnitte über 3 Minuten. Der aberwitzige Zwischenspurt forderte nun seinen Tribut. Gabius passierte unweit des Zielbereichs die 35 km nach 1:46:06 und auf Kurs zu einer Zeit im Ziel von ganz knapp unter 2:08 Stunden.

Die Schlussphase führte nun noch einmal durch die Innenstadt und wurde äußerst spannend. An der Spitze war die Sache noch nicht entschieden, den der führende Kasaye schwächelte und schaffte den km nach 38 km in nur 3:06, so dass die beiden Kenianer Lani Rutto und Alfers Lagat zu ihm aufschlossen.

Der Kampf um den Sieg war plötzlich wieder offen.

Man lag jetzt nur noch auf Kurs von über 2:06 Stunden. 40 km wurden nach 1:59:43 passiert und das Taktieren begann. Dadurch wurde wertvolle Zeit verloren, wie der Split von 3:15 nach 41 km zeigte. Gut einem km vor dem Ziel zog dann Kasaye nochmals an und mit 2:55 für den folgenden km, setzte er sich deutlich von seinen beiden Mitstreitern ab und erreichte nach 2:06:26 das Ziel in der Frankfurter Festhalle, in der wieder eine grandiose Stimmung herrschte. Platz 2 ging an Lani Rutto in 2:06:34 und Dritter wurde Alfers Lagat nach 2:06:48.

Alle drei Läufer verbesserten ihre persönlichen Bestzeiten zum Teil sehr deutlich, was im nach hinein die Renntaktik einer „moderaten“ ersten Hälfte unterstützte. Mit 1:03:22 und 1:03:04 lief der Sieger einen ausgeprägten „negativen Split“. Dabei hätte ein wenig moderaterer Zwischenspurt von Kasaye nach 27 km zu einer noch besseren Zeit im Ziel führen können. Aber drei Läufer mit Zeiten von unter 2:07 Stunden ist ein sehr beachtliches Ergebnis.

Die letzten km wurden für Arne Gabius zu einer harten Prüfung. Dabei war es faszinierend zu sehen, dass seine ostafrikanischen Mitstreiter fast noch mehr litten als der Stuttgarter selbst. Bei 35 km lag er schon auf Platz 9 und sammelte trotz weiter nachlassendem Tempo weitere Kontrahenten ein.

Schon fast symbolische Bedeutung hatte nach 1:58 Stunden der Moment als er an dem Weltklasseathleten auf der Bahn, Micah Kogo (KEN), vor der 39 km Marke vorbeizog und sich Richtung Platz 4 im Gesamtklassement vorschob. Diese Entwicklung war aber weniger auf eine Tempoverschärfung begründet, seine Mitläufer waren sprichwörtlich „platt“.

Denn auch Arne hatte nun große Probleme, nicht noch weiter nachzulassen. Km-Anschnitte nach 36 km von 3:08, 3:13, 3:07, 3:12 und 3:09 führten über 2:01:52 bei 40 km zu 2:05:01 bei 41 km mit Kurs auf 2:08:40.

Damit wurde es in Bezug auf den deutschen Rekord noch einmal richtig eng.

Zum Rekord musste er die letzten 1195 m in einem km Schnitt von unter 3:09 absolvieren. Motiviert durch die Aussicht auf Platz 4 mobilisierte Gabius die letzten Kräfte und profitierte sicher von seiner hohen Geschwindigkeit auf den Unterdistanzen. In phänomenalen 2:55 lief er den km nach 42 km und überquerte die Ziellinie nach 2:08:33 – neuer deutscher Rekord!

Welche Energieleistung er im Schlusspart vollführte, zeigt auch eindrucksvoll seine Zeit von 6:41 von der 40 km Marke bis ins Ziel, hier war Gabius der Schnellste im Feld, der Sieger lief mit 6:43 langsamer.

Damit fiel ein Uralt-Rekord des Straßenlaufs, gut 27 ½ Jahre oder genauer 10115 Tage haben die 2:08:47 von Jörg Peter aus Dresden gehalten, dessen großartige Leistung am 14. Februar 1988 in Tokyo durch das Vorhaben von Gabius wieder in den Fokus der (Lauf-)Öffentlichkeit zurückkehrte.

Dass sich die Zeiten seit damals auch im Marathonlauf grundlegend verändert haben, zeigt schon die Tatsache, dass nur 30 Läufer vor Peters Rekord jemals schneller waren. Bei der Flut an Topleistungen in den letzten 25 Jahren wird Gabius mit dem neuen Rekord nicht unter den ersten 1000 (!) jemals gelaufenen Zeiten zu finden sein. Auch die Weltbesten agierten damals auf anderem Niveau.

Erst zwei Monate nach Peters Rekordlauf lief Densimo (ETH) mit 2:06:50 als erster Mensch unter 2:07 Stunden, die Weltbestleistung lag damals bei 2:07:12 (Lopez, 1985), heute sind Kimettos 2:02:57 das Maß der Dinge, also gut vier Minuten schneller. Aber solche Entwicklungen sind nicht nur für den Marathon bekannt, wobei im Marathonlauf vor allem die Ostafrikaner den Sport auf ein neues Leistungsniveau gehoben haben.

Dass deutsche Läufer diesem Trend nicht folgen konnten, zeigt ein Blick in die Jahresbestenlisten der letzten Jahre.

Die Zeiten des besten deutschen Läufers (und auch die weiteren Platzierungen) in diesem Jahrzehnt lagen weit hinter der internationalen Konkurrenz. Seit Michael Fietz mit 2:11:28 im Jahr 2000 in Rotterdam unterbot kein Läufer mehr die 2:13 Stunden.

Dies hat Arne Gabius mit seinen beiden ersten Marathonläufen in Frankfurt grundlegend geändert. Der macht nun erst mal Pause von der Lauferei und plant auf Hawaii zu heiraten. Im Frühjahr soll dann vor Rio noch ein Marathon in Angriff genommen werden, bei dem ihm eine weitere Steigerung durchaus zuzutrauen ist.

Während der Sieger Kasaye in Dubai Ende Januar 2016 wieder laufen wird, gibt es diesbezüglich zu Gabius noch keine näheren Informationen.

Die Jahresbesten deutschen Marathonläufer (Quelle: Bestenlisten DLV):

2000

2:11:28

Fietz

Rotterdam

2001

2:14:27

Freigang

Lissabon

2002

2:13:47

Eich

Leipzig

2003

2:14:58

Schütz

Essen

2004

2:14:02

Freigang

Hannover

2005

2:18:43

Steidl

Toronto

2006

2:16:02

Steidl

Austin

2007

2:15:22

Beckmann

Hamburg

2008

2:13:30

Cierpinski

Berlin

2009

2:13:08

Pollmächer

Düsseldorf

2010

2:17:18

Cierpinski

Düsseldorf

2011

2:15:40

Fitschen

Frankfurt

2012

2:13:10

Fitschen

Berlin

2013

2:13:05

Pollmächer

Berlin

2014

2:09:32

Gabius

Frankfurt

2015

2:08:33

Gabius

Frankfurt

 

Im gleichen Lauf wurde Gabius (unangefochten) deutscher Meister in einer für Meisterschaften würdigen Zeit, die über 10 Minuten (entspricht über 3 km Stecke) unter den Siegerzeiten der letzten 10 Jahre lag. Auch der Meisterschaftsrekord aus dem Jahr 1985 von Herbert Steffny mit 2:12:12 ist nun Geschichte.

Im ewigen europäischen Ranking schaffte es Gabius in die Top30 und in der aktuellen europäischen Bestenliste fungiert er auf Platz 1 vor dem Ukrainer Sitkovskyy in 2:09:11. Weltweit wird er von der IAAF auf Platz 81 geführt, Jörg Peter lag 1988 europaweit auf Platz 2 und global auf Position 9. Die Norm des DLV für Olympia in Rio 2016 war für den neuen deutschen Rekordler nur noch Formsache.

Dass diese Norm(en) des DLV für die Teilnahme am Marathon in Rio generell alles andere als Formsache sind, zeigte sich schon im Vorfeld und noch mehr auf der Pressekonferenz nach dem Lauf in Frankfurt, wo Renndirektor Jo Schindler einen mehr als mahnenden Appell an die Verantwortlichen des DLV in Sachen Olympianorm richtete. „Die fünf großen Marathons in Deutschland haben bereits nach dem Berlin-Marathon einen offenen Brief an den DLV geschrieben und gefordert, dass Philipp Pflieger für Rio nominiert wird. Und wenn der DLV will, werden wir den gleichen Brief noch einmal schicken und die Nominierung von Lisa Hahner fordern“, so Schindler.

„Es ist Zeit, dass wir unsere Stimme erheben und dem Verband klarmachen, dass jeweils alle drei Marathon-Plätze in der Herren- und Damenkonkurrenz besetzt werden müssen. Der DLV wünscht anscheinend nicht – ich will da bewusst harte Worte finden –, dass im Langstreckenlauf eine Stimmung entsteht, die auch den Spitzensport nachhaltig fördert.

Das muss man so deutlich sagen. Sollte der Verband nur Läufer nominieren, die im olympischen Marathonrennen eine Chance auf eine Platzierung unter den besten zehn haben, müsse man unter den Langstreckenlauf einen Strich machen und damit aufhören“.

Diese sehr harte Kritik des Frankfurt Marathon Machers ist leider mehr als angebracht, wo man allerdings auf der vom DLV betriebenen Webseite schon fast versöhnliche Töne lesen konnte, die ein „Überdenken“ der Problematik in Aussicht stellen. Dies wäre auch bitter nötig, um den Leistungsschub im deutschen Marathonlauf nicht maßgeblich auszubremsen, wo der DLV in den letzten Jahren in der Tat kaum Augenmaß und Weitsicht bewiesen hat.

Auch Gabius, der von der Problematik durch seine Ausnahmeleistung nicht unmittelbar betroffen ist, stand seinen Mitstreitern(innen) mit kritischen Worten bei: „Der DLV könne es sich nicht leisten, eine der schwersten Normen im Marathon auf der Welt zu haben: Man nimmt den Athleten bewusst die Chance zu überraschen.“ Und vermutlich die Motivation dazu.

Ein Thema war diese Problematik schon eher für Lisa Hahner, die nach über zweijähriger Verletzungspause ein großartiges Comeback auf das Frankfurter Plaster legte. Ihr Kommentar zu ihrer Bestzeit von 2:28:39, mit der ganze 9 Sekunden an der Norm für Rio fehlen: „Ich laufe, so schnell ich kann, und hoffe, dass das schnell genug für die Olympischen Spiele ist“, sagte die 25-Jährige zurückhaltend. Und zum Thema Norm selbst hielt sie sich sichtbar zurück: „Ich kenne die Vergangenheit und kann deshalb nur hoffen, dass die Zukunft für uns Läufer besser wird.“ Da kann man nur mit Lisa hoffen.

Denn ihre Leistung hat Lisa, die zusammen mit Zwillingsschwester Anna durch ihre fröhliche und ansteckende Stimmung längst zu nationalen Sympathieträger in Sachen Laufsport fungiert, zuvor eindrucksvoll erbringen können. Dabei erscheint es fast unbegreiflich, wie eine Läuferin mit einer Bestzeit im Halbmarathon von 2:14 Stunden eine Marathonzeit von deutlich unter 2:30 Stunden erzielen kann. Wenn man sieht, was das Gros der internationalen Konkurrenz mit Halbmarathon-PBs von 66 bis 68 Minuten auf die volle Distanz umsetzt, dann sollte man von Lisa und vermutlich auch von Anna noch einiges erwarten können.

In Frankfurt reichte das diesmal zu Platz 6, wobei sich Lisa von Platz 14 bei 10 km ähnlich wie Gabius durch das internationale Feld nach vorne arbeiten konnte. Beim Halbmarathon lag sie schon auf Platz 11, bei 30 km war die Zehnte und bei 35 km Achte. Im Ziel mit 2:28:39 dann Gesamtsechste, was auch für den deutschen Meistertitel reichte. Hier wurde Mona Stockhecke aus Hamburg als Gesamtzwölfte mit neuer persönlicher Bestzeit von 2:33:54 deutsche Vizemeisterin.

Mit dem Rennen an der Spitze hatten Lisa und Mona wenig zu tun, hier lief ein Trio bis in den Schlussphase hinein ein sehr gleichmäßiges Rennen zusammen, wo sich dann zeitgleich die Äthiopierin Gulume Chala in 2:23:12 vor ihrer Landsfrau Dinknesh Tefera durchsetzte. Auch der dritte Platz auf dem Podium ging nach Äthiopien mit Koren Yal in 2:23:52.

Ansonsten erlebte der Frankfurt Marathon wieder ein Fest des Laufsports. Das Konzept des Veranstalters auf die „deutsche Karte“ zu setzen, ist voll aufgegangen. Die Akzeptanz für den Marathonlauf in der Öffentlichkeit erfuhr einen gewaltigen Schub, den die beiden prominenten deutschen Athleten in großartiger Manier rechtfertigten. Eine nach deutschen Maßstäben durchaus akzeptable TV-Übertragung mit ausgezeichneten Quoten beim hr fernsehen und in der ARD brachte das Geschehen auf der Strecke in die weite Welt, wobei die Dramatik der Ereignisse so manches Fußballspiel in den Schatten stellte.

Für Wermutstropfen sorgten die Querelen um den Start der Doping belasteten Simret Restle, in deren Sache man für oder gegen einen Start beide Standpunkte vertreten kann, und das Ausgehen der Medaillen für eine erhebliche Anzahl von Finishern. Ersteres wird als Thema erhalten bleiben, die Medaillen kann man auf dem Postweg nachschicken.

Ergebnis der Männer:

1.

Kasaye, Sisay Lemma (ETH)

02:06:26

2.

Rutto, Lani Kiplagat (KEN)

02:06:34

3.

Lagat, Alfers (KEN)

02:06:48

4.

Gabius, Arne (GER)

02:08:33

5.

Simotwo, Suleiman Kipkesis (KEN)

02:08:49

6.

Cheruiyot, John Kemboi (KEN)

02:08:56

7.

Tewelde, Estifanos Hidru (ERI)

02:09:16

8.

Chemungor, Raymond Kemboi (KEN)

02:10:06

9.

Chirchir, Henry Kipsigei (KEN)

02:10:22

10.

Kogo, Micah Kipkemboi (KEN)

02:10:24

11.

Ekvall, Mikael (SWE)

02:12:07

12.

Hawkins, Callum (GBR)

02:12:17

13.

Kimutai, Philip Sanga (KEN)

02:12:18

14.

Gizynski, Mariusz (POL)

02:12:40

15.

Ben Lkhainouch, El Hassane (FRA)

02:13:24

16.

Htaibi, Noureddine (MAR)

02:13:39

17.

Basore, Kaleb Keshebo (ETH)

02:14:24

18.

Them, Henrik (DEN)

02:15:54

19.

Ulad, Abdi Hakin Achkel (DEN)

02:16:00

20.

Persen, Asbjorn Ellefsen (NOR)

02:16:30

Die Splits der Spitze der Männer:

5 km

15:06

2:59, 3:02, 3:03, 3:02, 3:00

10 km

30:09

15:03

3:03, 2:59, 3:00; 2:59, 3:02

15 km

44:57

14:48

2:57, 3:01, 3:01, 2:55, 2:54

20 km

1:00:03

15:06

3:01, 3:03, 3:02, 2:59, 3:01

HM

1:03:21

25 km

1:15:12

15:09

3:00, 3:03, 3:00, 3:05, 3:01

30 km

1:29:35

14:23

2:59, 2:55, 2:44, 2:49, 2:56

35 km

1:44:25

14:50

2:49, 3:00, 2:57, 3:01, 3:03

40 km

1:59:43

15:18

3:03, 3:01, 3:06, 3:02, 3:06

Ziel

2:06:26

6:43

3:15, 2:55

Die besten deutschen Marathonläufer aller Zeiten:

1.

Arne Gabius

2:08:32

LT Haspa Mar. Hamburg

25.10.2015 Frankfurt

2.

Jörg Peter

2:08:47

SC Einheit Dresden

14.2.1988 Tokyo

3.

Michael Heilmann

2:09:03

TSC Berlin

14.4.1985 Hiroshima

4.

Christoph Herle

2:09:23

VfL Waldkraiburg

21.4.1985 London

5.

Stephan Freigang

2:09:45

SC Cottbus

30.9.1990 Berlin

6.

Waldemar Cierpinski

2:09:55

SC Chemie Halle

31.7.1976 Montreal

7.

Ralf Salzmann

2:10:10

LG Frankfurt

14.2.1988 Tokyo

8.

Carsten Eich

2:10:22

LAC Quelle Fürth

25.4.1999 Hamburg

9.

Michael Fietz

2:10:59

LG Ratio Münster

26.10.1997 Frankfurt

10.

Herbert Steffny

2:11:17

Post-Jahn Freiburg

26.10.1986 Chicago

Ergebnis der Frauen:

1.

Chala, Gulume Tollesa (ETH)

02:23:12

2.

Tefera, Dinknesh Mekash (ETH)

02:23:12

3.

Yal, Koren Jelela (ETH)

02:23:52

4.

Trofimova, Sardana (RUS)

02:24:38

5.

Tolwak, Meseret Kitata (ETH)

02:27:17

6.

Hahner, Lisa (GER)

02:28:39

7.

Biru, Meseret Mengistu (ETH)

02:28:58

8.

Mutune, Agnes (KEN)

02:30:13

9.

Gesabwa, Risper Biyaki (KEN)

02:30:49

10.

Mayr, Andrea (AUT)

02:33:28

11.

Navascues, Estela (ESP)

02:33:51

12.

Stockhecke, Mona (GER)

02:33:54

13.

Baumeister, Anna Holm (DEN)

02:34:28

14.

De La Rosa Rojas, Vianey (MEX)

02:34:56

Helmut Winter

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author: GRR

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