Im Männerrennen schlugen die ,Hasen’ zunächst ein Tempo ein, das im Bereich von Haile Gebrselassies Weltrekord (2:03:59 Stunden) lag
Standard Chartered Dubai-Marathons 2011 – David Barmasai in Dubai wie im ,Märchen aus 1001 Nacht’
Drei Jahre in Folge hatte Haile Gebrselassie den Dubai-Marathon dominiert. Am Freitagmorgen wurde nun ein Außenseiter aus Kenia zum Nachfolger des Äthiopiers, der dieses Mal nicht am Start war und stattdessen Ende Februar in Tokio Marathon laufen wird. David Barmasai heißt der Sieger des Standard Chartered Dubai-Marathons 2011.
Der erst 22-jährige Kenianer muss sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten vorkommen wie im ,Märchen aus 1001 Nacht’, denn zum ersten Mal in seiner jungen Karriere startete er außerhalb Kenias. Dabei landete er auf Anhieb den ,Marathon-Jackpot’, denn bei keinem anderen Rennen über die klassische Distanz gibt es ein derart hohes Sieggeld zu gewinnen: Mit 250.000 Dollar fliegt David Barmasai zurück nach Kenia. Mit dieser Summe hat er in seiner Heimat praktisch ausgesorgt.
Mit 2:07:18 Stunden erzielte David Barmasai auf der superflachen Strecke von Dubai zwar eine erstklassige Zeit, jedoch war das Ergebnis bei weitem nicht so schnell wie die Zeiten der vergangenen Jahre. Schnellste Frau war bei warmen Temperaturen von 21 Grad Celsius und einem zeitweiligen Gegenwind die 25-jährige Äthiopierin Aselefech Mergia. Zwei Tage vor ihrem 26. Geburtstag lief sie sehr gute 2:22:45 Stunden und sicherte sich damit ebenfalls eine Prämie von einer Viertelmillion US-Dollar.
Im Männerrennen schlugen die ,Hasen’ zunächst ein Tempo ein, das im Bereich von Haile Gebrselassies Weltrekord (2:03:59 Stunden) lag. Doch die 20-köpfige Spitzengruppe verlor schnell an Fahrt und als die Halbmarathonmarke nach 62:46 Minuten erreicht wurde, hatte sich die Anzahl der Läufer in der ersten Gruppe bereits fast halbiert. Bald darauf rannten nur noch zwei Athleten hinter dem letzten verbliebenen Tempomacher Stephen Kibet:
Der favorisierte Eliud Kiptanui und sein Landsmann David Barmasai. Nachdem Kibet an der 30-km-Marke ausgestiegen war und Kiptanui sich mit einer Tempoverschärfung abgesetzt hatte, schien das Rennen zugunsten des 21-jährigen Prag-Marathon-Siegers von 2010 (Bestzeit: 2:05:39 Stunden) entschieden. Doch plötzlich fasste sich der kenianische Shooting-Star an die Seite. Nachdem ihn David Barmasai überholt hatte, beendete Kiptanui das Rennen vorzeitig.
„Ich hatte nicht erwartet, hier zu gewinnen. Mein Ziel war eine Platzierung unter den ersten zehn Läufern. Deswegen hatte ich mich zunächst auch hinter der Spitzengruppe einsortiert“, erzählte David Barmasai, der in Dubai erst seinen dritten Marathon lief. Seine Bestzeit von 2:10:31 Stunden datierte aus dem vergangenen Oktober. Damals gewann er den Nairobi-Marathon in leistungsmindernder Höhenluft.
„Ich hatte Respekt vor Eliud Kiptanui und war überrascht, als ich ihn überholte. Ich dachte, er würde den Rückstand wieder aufholen und mich am Ende überholen. Deswegen schaute ich mich immer wieder um, aber er war nirgendwo zu sehen“, sagte David Barmasai, der in der Schlussphase des Rennens deutlich an Tempo verlor. „Nach 35 km war der Gegenwind sehr störend.“ Doch sein Vorsprung war groß genug, so dass der am Ende schneller laufende Evans Cheruiyot ihn nicht mehr einholen konnte.
Der Kenianer wurde schließlich in 2:08:17 Stunden Zweiter. Zum dritten Mal in Folge Dritter wurde in Dubai Eshetu Wendimu (Äthiopien), der nach 2:08:54 im Ziel war. Auch die nächsten drei Läufer blieben noch unter 2:10 Stunden: Deressa Chimsa (Äthiopien) wurde Vierter in 2:09:08, gefolgt von Stephen Kosgei (Kenia/2:09:27) und Berhanu Bekele (Äthiopien/2:09:54).
Während bei den Männern der Kursrekord von Haile Gebrselassie (2:04:53 Stunden) außer Reichweite war, war dies bei den Frauen anders. Bis kurz vor dem Ziel war die Marke von 2:22:42 Stunden, die Berhane Adere (Äthiopien) 2008 aufgestellt hatte, noch erreichbar. Doch am Ende verfehlte Aselefech Mergia den Streckenrekord um drei Sekunden und ihre eigene Bestzeit um fünf. Die äthiopische Marathon-WM-Dritte von Berlin 2009 konnte sich aber mit dem Sieg und dem enormen Preisgeld trösten.
„Nach dem WM-Rennen in Berlin hatte ich immer wieder Probleme mit meiner Beinmuskulatur“, erklärte Aselefech Mergia, die auch in Dubai im Ziel unter Krämpfen im linken Bein litt. Ohne diese Probleme wäre sie dicht an die 2:20-Stunden-Marke herangekommen, sagte die Äthiopierin, die am Freitag erst ihren vierten Marathon lief. Immerhin war sie stark genug, um die Kenianerin Lydia Cheromei hinter sich zu lassen. Erst zwei Kilometer vor dem Ziel setzte sich Mergia von ihrer Konkurrentin ab. „Aber erst einen Kilometer später war ich mir sicher, dass ich gewinnen würde“, sagte Aselefech Mergia.
Die 33-jährige Lydia Cheromei, die vor 20 Jahren als Junioren-Weltmeisterin im Cross als Jugendliche für Aufsehen gesorgt hatte, lief als Zweite eine persönliche Bestzeit von 2:23:01 Stunden. Dritte wurde die aus Kenia stammende Schwedin Isabella Andersson, die den Landesrekord auf 2:23:40 verbesserte. Rang vier belegte Atsede Habtamu (Äthiopien) in 2:24:26, gefolgt von ihrer Landsfrau Atsede Bayisa (2:25:08) sowie Diana Chepkemoi (Kenia/2:26:53).
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