„Mit 550 Läufern und Feuerwehrleuten aus 12 Nationen verzeichnen wir in diesem Jahr einen Teilnehmerrekord“, sagt Dirk Nanni
Stairway to Heaven – 5. Sky Run Berlin am Pfingstsonntag mit 550 Läufern aus zwölf Nationen auf die Dachterrasse des Park Inn Berlin-Alexanderplatz – Champion Thomas Dold
Beim 5. Sky Run Berlin am Pfingstsonntag nahmen 550 Freizeitläufer und Feuerwehrleute aus zwölf Nationen Kurs auf die Dachterrasse des Park Inn Berlin-Alexanderplatz. Der Schnellste, Thomas Dold aus dem Schwarzwald, schaffte die 770 Stufen in 3:39,31 Minuten.
„Wo sauet ihr denn ’na?“, spricht ein schwäbischer Tourist eine durchtrainierte Sportlerin an, die am Brunnen der Völkerfreundschaft gerade konzentriert mit Dehnübungen beschäftigt ist. „Da hoch“, antwortet sie und zeigt auf Berlins höchstes Gebäude, das Hotel Park Inn, das 150 Meter hoch über dem Alexanderplatz aufragt. „D’ Trebbe ’nuff?“ Der Schwabe schaut ungläubig, aber beeindruckt. „Na, dann viel Spaß …“, verabschiedet er sich lachend und schlendert mit seiner Frau weiter in Richtung Startbereich.
Dort tummeln sich bunt gemischt Sportler aller Altersgruppen, Feuerwehrleute und Schaulustige und warten bei Musik, Cheerleader-Show und Samba-Rhythmen gespannt auf das, was sie gleich erwarten wird. Als um 11.30 Uhr der Startschuss fällt, geht es Schlag auf Schlag: Angefeuert von lautem Jubel rennen die Läufer im 15-Sekunden-Takt eine 200 Meter lange Strecke vorbei an der „AlexOase“ zum Hintereingang des Park Inn, bevor sie schließlich im Treppenhaus verschwinden.
Ein Wettkampf für Verrückte
Seit vier Jahren gehört der Sky Run Berlin im Hotel Park Inn Berlin-Alexanderplatz zu den wohl verrücktesten Sportwettkämpfen, die die Hauptstadt zu bieten hat: Ziel des Treppensprints über 39 Stockwerke und insgesamt 770 Stufen ist die Dachterrasse des Hotels. Eine enorme Anstrengung für den Körper: Schon nach wenigen Stockwerken ist der Puls am Maximum, die Oberschenkel werden weich, das Atmen fällt schwer. Gedanken ans Aufgeben verfliegen aber spätestens, wenn in der 20. Etage eine Gruppe kreischender Cheerleader jeden Einzelnen zum Weiterlaufen antreibt.
Die Vorfreude auf die Ankunft auf der Aussichtsplattform steigt von Stockwerk zu Stockwerk. Wer die letzte Stufe genommen und die Ziellinie überquert hat, erlebt ein Hochgefühl: Geschafft! Empfangen von jubelnden Cheerleadern, bekommt man Erfrischungen, Finisher-Urkunde und -Glaspokal gereicht und kann eine einzigartige Aussicht über Berlin genießen, während der Blutdruck sich nach und nach wieder normalisiert.
Wettkampf-Premiere Team Challenge
Drei Wettkämpfe werden beim diesjährigen Sky Run Berlin ausgetragen. Neben dem traditionellen Lauf der Einzelstarter gibt es erstmals eine Team Challenge, bei der die Läufer in Dreierteams antreten und gemeinsam im Ziel ankommen müssen. Als schnellstes der zehn Starterteams sichern sich Daniel Flohe, Jörg Heger und Robert Kempe mit einer Zeit von 05:10,50 Minuten den Premierensieg. Die zweit- und drittplatzierten Teams liegen nah beieinander: Michael Ziller, Rico Wiedemann und Michael Veit treffen nach 05:37,94 Minuten auf der Dachterrasse ein, René Körner, Danny-René Silbe und Imre Marton nach 05:39,25 Minuten.
Die schnellsten Einzelstarter
Bei dem traditionellen Lauf der Einzelstarter, der Sky Run Berlin Classics, ist der neue gleich der alte Sieger: Wie in den vergangenen fünf Jahren auch geht der Pokal an den Treppenlauf-Champion Thomas Dold. Seine Siegerzeit: 03:39,31 Minuten. „Die um 200 Meter verlängerte Strecke hat mich nicht aus dem Konzept gebracht“, freut sich der 25-jährige Treppenprofi aus dem baden-württembergischen Steinach. „So kann es nächste Woche in Taipeh gerne weitergehen“, gibt Dold einen Ausblick auf den Taipeh 101 Run Up am 30. Mai, bei dem er 91 Stockwerke mit insgesamt 2046 Stufen laufen wird.
Seine Berliner Fans drücken ihm die Daumen. Zehn Sekunden nach Dold erreicht Viktor Novotny aus Tschechien das Ziel. Der Italiener Ignacio Cardona erläuft sich mit einer Zeit von 03:56,24 Minuten Platz drei. Italien gehört zu den Ländern, aus denen am meisten Starter angereist sind – und mit ihnen auch das italienische Fernsehen.
Als schnellste Frau bei den Sky Run Berlin Classics überzeugt Anna Hahner. Die 20-jährige Leichtathletin aus Fulda ist das erste Mal beim Sky Run Berlin dabei und sonst eher auf der Langstrecke als auf Treppen zu Hause. Sie erreicht eine Zeit von 04:30,49 Minuten. Zweitschnellste wird die Berlinerin Sylvia Jacobs mit 05:02,53 Minuten. Viermal ist sie schon beim Sky Run Berlin gestartet, und jedes Mal hat sie sich eine Platzierung vom ersten bis zum vierten Platz erkämpfen können. Die Dritte im Bunde ist zugleich die jüngste Teilnehmerin: Marie-Fee Breyer, gerade einmal zwölf Jahre alt, strahlt mit ihrer Zeit von 05:05,36 über Platz drei.
Es geht noch härter
Die Krönung des Wettkampftages schließlich bildet der Fire Fighter Team Cup 2010, bei dem Feuerwehrleute aus Berlin, Deutschland und Europa in Schutzkleidung, mit Sauerstoffflasche und Atemschutzgerät paarweise den beschwerlichen Aufstieg antreten. Die 25 Kilogramm schwere Ausrüstung macht das Rennen zu einer Tortur. Umso beeindruckender sind die Ergebnisse:
Es triumphieren die beiden jungen Tschechen Michal Precechtel und Lukas Novak mit einer Siegerzeit von 05:55,61 Minuten, gefolgt von Alexander Meyer / Joachim Posanz vom TFA Team Göttingen 1 (06:24,36 Minuten) und Martin Lehmann / Robert Penka von den Chorknaben Neue Mühle (06:38,19 Minuten). Die Feuerwehr gibt an diesem Tag aber noch eine andere Kostprobe ihres Könnens ab: Wer um 12.30 Uhr vom Alex zur Park-Inn-Fassade hinaufschaut, kann einen spektakulären Höhenrettungsshow verfolgen, bei der sich zwei Kameraden von der Dachterrasse abseilen.
Höchste Teilnehmerzahlen seit 2006
„Mit 550 Läufern und Feuerwehrleuten aus 12 Nationen verzeichnen wir in diesem Jahr einen Teilnehmerrekord“, sagt Dirk Nanni, der zusammen mit dem Hotel Park Inn Berlin-Alexanderplatz und TFA Berlin das Sportevent organisiert. „Bei den Feuerwehrleuten hat sich die Zahl der Starter auf 144 Teams erhöht – das sind etwa doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.“
Meist sind es Männer, die dem Reiz der Treppe erliegen, der Frauenanteil unter den Startern beträgt nur 20 Prozent. Alle Altersgruppen und Leistungsniveaus sind vertreten: junge und ältere Sportbegeisterte, Profi- und Spaßläufer, Trainierte und Untrainierte. Die Zahl der „Wiederholungstäter“ ist groß.
Wer einmal Treppenluft geschnuppert hat, kommt meist immer wieder.
Dirk Nanni
EN