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Sportwissenschaftler der TU München betreuen Kinder im Verein – Kinder, macht Sport! So lautet unisono der Ratschlag von Ärzten, Krankenkassen und Gesundheitspolitikern
Um Vereinssport auch für eher unsportliche Kinder optimal gestalten zu können, haben die Spielvereinigung Unterhaching e. V. und Sportmediziner der Technischen Universität München ein Gemeinschaftsprojekt gestartet. Die Kinder sollen sportmedizinisch begleitet werden, damit etwa motorische Defizite gezielt ausgeglichen werden können.
Kinder, macht Sport! So lautet unisono der Ratschlag von Ärzten, Krankenkassen und Gesundheitspolitikern an eine Jugend, die ihre Zeit zunehmend lieber Fast Food essend und mit Videospielen verbringt als durch die Natur zu toben. Sportvereine gelten als probates Gegenmittel: Gemeinsam mit Gleichaltrigen haben die Jüngsten Spaß, lernen Sozialverhalten und beugen Gesundheitsgefahren durch Übergewicht und Bewegungsmangel vor.
Und wenn sie dann kommen, die Kinder – wie gehen die Vereine mit einem Nachwuchs um, der dicklich und unbeweglich ist? Traditionelle Vereine sind überfordert, meint Dr. Thorsten Schulz, Sportwissenschaftler der TU München (TUM), denn „viele Kinder bringen nicht nur motorische Defizite mit, sondern leiden zuweilen auch an unerkannten Erkrankungen des Herzkreislaufsystems oder des Stoffwechsels.“ So vermutet eine Studie niederländischer Forscher bei sieben Prozent der Kinder einen nicht diagnostiziertem Bluthochdruck (maskierte Hypertonie). Dies zu erkennen und damit umzugehen, kann ein Sportverein kaum leisten.
Zusammen mit der Spielvereinigung Unterhaching, die neben dem Spitzensport auch Breitensport anbietet, haben TUM-Sportwissenschaftler jetzt ein Projekt zur sportwissenschaftlichen Begleitung des Vereins gestartet. Zunächst werden Kinder und Jugendliche auf ihre Gesundheit, motorischen Fähigkeiten und körperliche Leistung untersucht. Zeigen sich Defizite, können neben Fußball und Co. spezifische Übungen wahrgenommen werden, zum Beispiel ein Rückenprogramm oder ein Training zur Kräftigung von Bein-, Rumpf- und Hüftmuskulatur. Damit soll nicht nur die individuelle körperliche Leistungsfähigkeit erhöht, sondern auch Sportverletzungen vorgebeugt werden.
Die körperliche Ertüchtigung reicht dem Verbund aus Universität und Verein jedoch nicht aus. Thorsten Schulz: „Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, indem wir uns auch dafür interessieren, wie sich die Kinder ernähren. Auch die Eltern möchten wir informieren und in unser Projekt mit einbeziehen.“ So kann sich Schulz vorstellen, dass die Kinder alle eine Flasche mit einem Getränk mit zum Training bringen, die nachher gemeinsam getrunken wird, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Kleine Einheiten Ernährungskunde runden das Projekt ab. Die Kinder sollen lernen, gesundheitsbewusst mit ihrem Körper umzugehen, auch über die Vereinsmitgliedschaft hinaus.
Auch die Forschung soll profitieren. Thorsten Schulz und seine Kollegen am TUM-Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsförderung wollen ein Konzept entwickeln, wie auch Sportmuffel in Vereine gelockt und dort optimal betreut werden können. Schulz: „Wir wollen herausfinden, wie wir die sportmedizinische Diagnostik verbessern können. Und wir möchten unser Projekt natürlich aus sportmedizinischer Sicht evaluieren: Sind Kinder in Sportvereinen tatsächlich gesünder als andere?“ Vieles spreche bereits jetzt dafür, so der TUM-Sportwissenschaftler, doch der wissenschaftliche Nachweis stehe noch aus.
Kontakt:
Technische Universität München
Dr. Thorsten Schulz
Lehrstuhl für Sport und Gesundheitsförderung (Prof. Renate Oberhoffer)
Tel. 089 289 24574
thorsten.schulz@tum.de
Quelle:idw
vr