Ines Geipel, weltrekordlerin, geb. 1960, Sprinterin, geflohen 1989 „Durch den Sport habe ich die Welt wirklich sehen können und auf Grund dieser Welt hinter der DDR war ich nicht mehr einzutakten. Der Weg zur Flucht war eigentlich in meinen Augen ziemlich zwangsläufig.“ ©Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e.V. (ZdS)
Sportverräter. Spitzenathleten auf der Flucht – Ausstellung aus Anlass des 50. Jahrestages des Mauerbaus im August 1961 in Berlin,
"ZOV Sportverräter. Spitzenathleten auf der Flucht" so lautet der Titel einer Ausstellung des Zentrums Deutsche Sportgeschichte in Berlin.
Die Ausstellung aus Anlass des 50. Jahrestages des Mauerbaus im August 1961 in Berlin, wurde gemeinsam mit der mexikanischen Künstlerin Laura Soria und der Agentur exhibo konzipiert. Sie beschäftigt sich mit dem komplexen Thema von Republikflucht im deutschen Sport.
Vom 22. Juli bis zum 28. August 2011 ist die Aussstellung im Willy-Brandt-Haus, Wilhelmstraße 140 in Berlin zu sehen. Sie wurde von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert. Sie wird nun gemeinsam mit dem Freundeskreis Willy-Brandt-Haus präsentiert.
Insgesamt 15 ausgewählte Persönlichkeiten des deutschen Spitzensports, die ihre Karriere als Aktive längst beendet haben, werden mit ihren jeweiligen Fluchtschicksalen auf außergewöhnliche Art in Szene gesetzt; alle Texte auf den Begleittafeln sind dreisprachig (deutsch, englisch und spanisch). In einer Videoinstallation der Künstlerin Laura Soria erwachen die Gesichter und sportlichen Körper der Betroffenen zum Leben; persönliche Erinnerungsstücke, Dokumente und Fotos runden die Ausstellung ab.
Die Ereignisse spielen zwischen den Jahren 1958 und 1989. Dargestellt werden die Fluchtgeschichten von folgenden Sportlerinnen und Sportlern: Karin Balzer (Leichtathletin, geflohen 1958), Renate Bauer (Schwimmerin, 1979), Frank Hoffmeister (Schwimmer, 1984), Falko Götz (Fußballer, 1983), Ines Geipel (Leichtathletin, 1989), Jürgen Kissner (Radsportler, 1964), Peter Kotte (Fußballer, verhaftet 1981), Jürgen May (Leichtathlet, 1967), Axel Mitbauer (Schwimmer, 1969), Günter Perleberg (Kanute, 1963), Ute Scheiffele (Rennrodlerin, 1964), Manfred Steinbach (Leichtathlet, 1958), Wolfgang Thüne (Turner, 1975), Günter Zöller (Eiskunstläufer, 1972) und Hans Zierold (Schwimmer, 1958).
Die Öffnungszeiten der Ausstellung sind Dienstag bis Sonntag von 12.00 bis 18.00 Uhr (Montag geschlossen); der Eintritt ist frei.
Quelle: DOSB
- Links:
Ines Geipel, Weltrekordlerin, geb. 1960,
Sprinterin, geflohen 1989
„Durch den Sport habe ich die Welt wirklich sehen können und auf Grund dieser Welt hinter der DDR war ich nicht mehr einzutakten. Der Weg zur Flucht war eigentlich in meinen Augen ziemlich zwangsläufig.“
1984 wollte Ines Geipel aus der DDR flüchten, da sie sich in einem Vorbereitungslager auf die Olympischen Spiele in Los Angeles in einen mexikanischen Geher verliebt hatte. Die Staatssicherheit vereitelte den Fluchtplan und veranlasste drastische Zersetzungsmaßnahmen gegen sie. 1985 erfolgte nach etlichen Tribunalen und Konfrontationen mit Sportfunktionären ihre Ausdelegierung aus dem Leistungssportsystem.
Während ihres anschließenden Germanistikstudiums unterstützte sie die Jenaer Opposition und geriet erneut in Konflikt mit der Staatsmacht. Man entzog ihr die Dissertationsmöglichkeit und verunmöglichte ihr jedwede Berufsperspektive als Germanistin.
Am 28.8.1989 floh Geipel bei Sopron über die Grenze von Ungarn nach Österreich. Erst 1997 wurde sie von dem Heidelberger Krebsforscher Werner Franke auf die Risiken des DDR-Dopings aufmerksam gemacht. Als Nebenklägerin unterstützte sie die justizielle Verfolgung der verantwortlichen Funktionäre, Ärzte und Trainer, die um die Jahrtausendwende in den so genannten „Moabiter Prozessen“ verurteilt wurden.
Geipel wurde fortan eine markante Stimme für die historische Aufarbeitung innerhalb des organisierten Sports. So lehnte sie eine weitere Anerkennung ihres Weltrekords von 1984 ab, da dieser unter erzwungener Dopingeinnahme erzielt wurde und deshalb kein Maßstab für heutige Athleten sein soll. Geipel ist staatlich anerkanntes Opfer des DDR-Zwangsdopings.