Titelseite der Broschüre "Turn-Zeichen - Vom Stabreim zum Markenkonzept" - Ausstellung zur Geschichte der Symbolik des Turnens ©Sportmuseum Berlin
Sportmuseum Berlin – Vom Stabreim zum Markenkonzept. Zur Geschichte der Turn-Zeichen – Band 17 der Sporthistorischen Blätter ist erschienen – Prof. Dr. Kuhlmann stellt vor
Wohl kaum ein anderer Stabreim in der Geschichte der Turn- und Sportbewegung hat sich so in das kollektive Gedächtnis eingeprägt wie das „Frisch, frei, fröhlich, fromm“, das einst Tunvater Friedrich Ludwig Jahn für seine Turngesellschaft in der Berliner Hasenheide aus einem studen-tischen Spruch geformt hat.
Danach wurde es vielfach als FFFF Logogramm auf Fahnen und Stempeln im Bereich der Turnvereine und –verbände verwendet. Heute strahlt es uns als sogenanntes 4-F-Piktogramm an und ist längst das Marken-zeichen der Turnbewegung schlecht-hin geworden. Über dieses grafische Zeichen und seine zeitge-schichtliche Entwicklung ist schon viel geschrieben worden – allerdings kamen die visuelle Wahrnehmung und ihre Deutung dabei bisher viel zu kurz.
Dieses Defizit wird nun endlich gehaltvoll kompensiert. Das jüngste Produkt der Reihe Sporthistorischen Blätter, die vom Sportmuseum Berlin (Reihenredaktion: Martina Behrendt und Gerd Steins) herausgegeben wird, widmet sich anschaulich der Geschichte dieses und weiterer Turnzeichen.
Die Schrift, die anlässlich des 14. Hessischen Landesturnfestes in Friedberg Anfang Juni 2012 der Öffent-lichkeit vorgestellt wurde, dokumentiert in Bild und Text die gleichnamige Ausstellung „Turn-Zeichen. Vom Stabreim zum Markenkonzept“, die erstmals beim 2. Internationalen Turnfest 2009 in der Frankfurter Paulskirche zu sehen war und danach als Wanderausstellung in mehr als einem Dutzend Städte (u. a. in Berlin, Freyburg, Mainz, München) gezeigt wurde.
Die Ausstellung wurde seinerzeit konzipiert vom Forum für Sportgeschichte Berlin und dem Sportmuseum Berlin in Kooperation mit dem Deutschen Turner-Bund (DTB). Der Berliner Sporthistoriker Gerd Steins, der auch an der Ausstellung maßgeblich beteiligt war, hat nun den 58-seitigen Band angefertigt, in dem alle 16 Tafeln der Ausstellung detailreich in Bildern mit Signaturen und Begleittext präsentiert werden.
Die Broschüre beginnt geografisch bzw. chronologisch auf dem ältesten Turnplatz der Welt in Berlin, wo angeblich der Stabreim erstmals in Turnkreisen kommuniziert wurde. Die erste Tafel klärt uns auch gleich darüber auf, was es mit den vier Eigenschaften frisch, frei, fröhlich und fromm aus der Sicht seines Erfinders Friedrich Ludwig Jahn auf sich hatte – beispielsweise sollten seine Turnjünger damals „frisch“ ans Werk gehen, dabei stets nach dem Rechten und Erreichbaren streben, das Gute tun, das Bessere bedenken und das Beste wählen.
Zwischenfrage: Gilt das nicht heutzutage in gleicher Weise auch noch, und zwar nicht nur beim Turnen? Auf der Tafel vier („Der ‚gekreuzigte’ Turnerwahlspruch“) wird die grafische Geburt des ältesten Turn- und Sportlogos erklärt und u. a. mit alten Stempelaufdrucken „besiegelt“, die von Turnvereinen wie der TG Rinteln, dem MTV Kassel und dem Alten Turnverein Breslau stammen.
Bemerkenswert ist dann auch das Faktum, dass der DTB kurz nach seiner Gründung im Jahre 1950 zunächst ein Verbandsabzeichen ohne die 4-F einführte, wie eine Gegenüberstellung der Logos von der ersten Hauptausschusssitzung in Bremen im Gründungsjahr und dem aktuellen aus dem jüngsten Markenkonzept von 2008 optisch belegt, während das Festabzeichen des Frankfurter Turnfestes im Jahre 1948 die 4-F schon kennt wie später z.B. der Teilnehmerausweis beim 7. Deutschen Turn- und Sportfest in Leipzig im Rahmen der 9. Spartakiade 1983, wo die vier Buchstaben – wenn man so will – grafisch vermenschlicht worden sind: Die 4-F gleichen vier sich bewegenden Turnern (siehe genauer Tafel 14 mit der thematischen Überschrift „Hüben und drüben: Turnfeste!“ auf den Seiten 38 und 39 in der Broschüre).
Der Band 17 (mit einem Beitrag von Ingo Peschel über das Banner der Deutschen Turnerschaft) wird herausgegeben vom Forum Sportgeschichte, dem Förderverein für das Sportmuseum Berlin und der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft in Freyburg an der Unstrut (Lektorat Martina Behrendt). Die Gesellschaft hat zusammen mit dem DTB den Druck der Broschüre finanziell unterstützt.
Der Band wird daher (nur) gegen eine Schutzgebühr von fünf Euro an Interessierte abgegeben; Bestellungen sind unter Tel. 030-3058300 oder per E-Mail über sportmuseum.berlin@t-online.de möglich.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann