Sportgeschichte mitten in Deutschland – Tagungsband erschienen Leistungen der Sportgeschichte mehr öffentlich sichtbar machen - Prof. Detlef Kuhlmann stellt vor ©arete Verlag - Hildesheim
Sportgeschichte mitten in Deutschland – Tagungsband erschienen Leistungen der Sportgeschichte mehr öffentlich sichtbar machen – Prof. Detlef Kuhlmann stellt vor
Einen aktuellen Querschnitt durch sporthistorisches Arbeiten und Forschen bietet der vor wenigen Tagen erschienene Sammelband mit dem Titel „Sportgeschichte mitten in Deutschland. Sammeln – Erforschen – Zeigen“, der zurückgeht auf das gleichnamige 7. DAGS-Symposium der Deutschen Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen (DAGS) Mitte Oktober 2014 in Freyburg (Unstrut).
Der Band mit insgesamt 22 Originalbeträgen wird herausgegeben im Auftrag der DAGS und der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft von Manuela Dietz als Leiterin des Friedrich-Ludwig-Jahn-Museums in Freyberg und Geschäftsführerin der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft, Dr. Michael Thomas als Vorstandsmitglied der DAGS und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sportwissenschaft der Universität Magdeburg sowie Dr. Josef Ulfkotte, Vizepräsident der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft.
In seinem Grußwort betont der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, die wachsende Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Turn- und Sportbewegung quasi als Daueraufgabe und verweist auf das im Jahre 2009 eingerichtete DOSB-Projekt „Gedächtnis des Sports“ als eine Art „Sicherungsplattform“, mit der die „eigene Geschichte das Fundament für die Aktivitäten der Zukunft“ bilden kann.
Prof. Michael Krüger (Münster) skizziert in der Niederschrift seines Hauptvortrages bei der Tagung das Sammeln, Erforschen und Zeigen als die drei zentralen Aufgaben (sport-) historischen Denkens und Handelns, warnt dabei auch vor der weit reichenden Abwicklung der Sportgeschichte als Lehr- und Forschungsdisziplin innerhalb der universitären Sportwissenschaft in Ost- und Westdeutschland und setzt sich abschließend für mehr öffentliche Präsentation und Diskussion sporthistorischer Themen und Ereignisse im Sinne einer „Erinnerungskultur“ des Sports ein: „Die Leistungen der Sportgeschichte müssen auch öffentlich sichtbar werden, um die Bedeutung dieser Arbeiten in und für die Öffentlichkeit zeigen zu können“.
Schaut man sich das breite Spektrum der behandelten Themen in den Beiträgen ein wenig genauer an, dann „spielen“ viele, aber nicht alle geografisch gesehen immer mitten in Deutschland: Aber es geht beispielsweise um „Die Geschichte jüdischer Sportvereine in Mitteldeutschland“ (Titel des Beitrags von Prof. Lorenz Peiffer und Dr. Henry Wahlig) sowie um „Das Deutsche Akademische Olympia 1914 in Marburg (Dr. Alexander Priebe) und die „Grundlinien einer Sportgeschichte Anhalts (1774-1914)“ (Dr. Michael Thomas), ferner um den Harz als die Wiege des deutschen Skilaufes (Gerd Falkner), um den „Dresden Football Club von 1872“, um „Jena gegen Leipzig 1893“ … und nicht zuletzt auch in mehreren Aufsätzen um das (Nach-) Wirken von Turnvater Friedrich-Ludwig-Jahn selbst mitten in Deutschland bis nach Tschechien:
So skizziert beispielsweise Gerd Steins (Berlin) den Wandel des Jahnhauses in der Schlossstraße 11 in Freyburg „Vom Privathaus zum Jahn-Museum“, während Manfred Nippe (Berlin) an die „Jahn-Ausstellung“ von 1943 im Rathaus von Neukölln in Berlin erinnert und Vojetech Kessler und Martin Klement (beide Prag) den „Jahnmalhügel bei Cheb (Eger) in Tschechien“ als „Ein Manifest der turnvölkischen Weltanschauung“ einordnen.
Um den weiteren Aufbau und die Intensivierung der Arbeit über „Regionale Netzwerke zur Sportgeschichte“ geht es Peter Schermer, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises „Sport und Geschichte“ beim Landessportbund (LSB) Hessen, zumal nach seiner Feststellung derzeit nur ganz wenige Sportvereine und Sportverbände über funktionsfähige Archive verfügen. Als ein positives Beispiel kann er dagegen seinen Arbeitskreis anfügen, über den seit nunmehr zehn Jahren Sportvereine und Sportkreise in Hessen mit Unterstützung des Präsidiums des LSB eingeladen werden, „regionalbezogene Sportüberlieferungen auf Dauer zu sichern“ und so immer dichter zusammen wirkende Netzwerke entstehen zu lassen.
Wie ein Landessportbund und ein Fachverband bei der Erschließung und Nutzung sporthistorischer Quellen und Materialien gemeinsam vorgehen, zeigt Dr. Jörg Lölke (Erfurt) am Beispiel der seit rund 20 Jahren bestehenden Archive des LSB Thüringen und des Thüringer Fußball-Verbandes mit den Standorten in Bad Blankenburg und Erfurt.
Manuela Dietz/Michael Thomas/Josef Ulfkotte (Hg.): Sportgeschichte mitten in Deutschland. Sammeln – Erforschen – Zeigen. Dokumentation des gleichnamigen 7. DAGS-Symposium in Freyburg (Unstrut). Hildesheim 2105: arete Verlag. 312 S.; 29,95
Prof. Detlef Kuhlmann