„Sport macht Kommunen stark“, sagte er in Anspielung auf dessen vielfältige sozialen Leistungen, „und die Kommunen können den Sport stark machen.“
Sport, Wohlfahrt und Kultur – Gemeinsame Mahnung an die Politik – Michael Reinsch, Berlin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die größten Organisationen der Zivilgesellschaft haben sich zusammengetan – und richteten eine Mahnung an Politik und Verwaltung, dass ihnen die grassierenden Spar- und Konsolidierungsbemühungen nicht einerlei sind.
Sporthallen und Schwimmbäder sollen auch in der größten Finanzkrise nicht gegen Opernbetrieb und Museumsheizung sowie gegen Mietzuschüsse und Pflegekräfte aufgerechnet werden. Die größten Organisationen der Zivilgesellschaft haben sich zusammengetan. Deutscher Olympischer Sportbund, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege und der Deutsche Kulturrat versprachen am Donnerstag, ihre Interessen nicht mehr gegeneinander ausspielen zu lassen.
Vertreten von Generaldirektor Michael Vesper (Sport) und den Geschäftsführern Olaf Zimmermann (Kultur) und Gerhard Timm (Wohlfahrt), verabschiedeten sie erstmals gemeinsam und im Namen von gut 14 Millionen ehrenamtlich engagierten Menschen einen Appell.
Auch in Zukunft sollen die Deutschen in Schwimmbädern ihren Spaß haben
Dieser richtet sich zwar an die Kommission zur Neuordnung der Gemeindefinanzen und fordert ein sicheres Fundament für die Daseinsvorsorge in Städten und Gemeinden. In Wirklichkeit aber ist er eine Mahnung an Politik und Verwaltung, dass den großen Spielern der Zivilgesellschaft die grassierenden Spar- und Konsolidierungsbemühungen nicht einerlei sind.
Zimmermann beschreibt eine dramatische Situation
Vesper distanzierte sich zwar von dem Bild Zimmermanns, dass ein Tsunami über Deutschland rausche und man retten müsse, was zu retten sei. Doch auch er konstatierte, dass die Finanzkrise der Kommunen auf den Sport durchschlage. Achtzig Prozent der Sportförderung in Deutschland werden von Städten und Gemeinden geleistet. „Sport macht Kommunen stark“, sagte er in Anspielung auf dessen vielfältige sozialen Leistungen, „und die Kommunen können den Sport stark machen.“
Von den 700 Milliarden Euro, mit denen die Kommunen bei Investitionen im Rückstand seien, sind laut Vesper vierzig Milliarden sportbezogen. Die eine Milliarde, die dem Sport aus dem Konjunkturpaket II zugeflossen sein soll, habe diesen Stau nicht aufgelöst. Der Staat müsse sich fragen lassen, wie er bürgerschaftliches Engagement anregen wolle.Vesper wie Zimmermann wiesen darauf hin, dass sogenannte freiwillige kommunale Aufgaben wie Sport- und Kulturförderung für ein funktionierendes Gemeinwesen und eine demokratisch verfasste Gesellschaft nicht entbehrlich seien.
Doch während Zimmermann eine dramatische Situation beklagte, die man gar nicht überbewerten könne, demonstrierte Vesper Selbstbewusstsein. Der Sport verfüge über so gute Kontakte zu Staat und Regierung, dass man nicht gleich mit den anderen fusionieren wolle.
Sprach's und brach mit den Medaillengewinnern der Olympischen und Paralympischen Spiele von Vancouver auf, um sich von der Kanzlerin loben zu lassen fürs gute Abschneiden.
Michael Reinsch, Berlin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Donnerstag, dem 3. Juni 2010
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