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Sport verlangt mehr Geld: „Finanzierungssituation im Weltmaßstab grenzwertig“ – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
„Eine deutlich bessere finanzielle Förderung“ verlangen die Organisationen des deutschen Sports, um die Leistungssportreform mit der sogenannten Unabhängigen Spitzensportagentur realisieren und deren Ziele erreichen zu können, Spitzenplätze bei Olympischen und Paralympischen Spielen sowie World Games.
„Unsere Finanzierungssituation ist im Weltmaßstab jetzt schon grenzwertig“, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Appell, der vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), den Landessportbünden, Fachverbänden bis hin zur Anti-Doping-Agentur und der Stiftung Deutsche Sporthilfe unterzeichnet wurde. Hintergrund ist die Befürchtung des organisierten Sports, bei den Haushaltsplanungen des Bundes für 2025 eine Etatreduzierung auch für den Spitzensport hinnehmen zu müssen, die den Betrieb gefährdet.
Einsparungen bei der staatlichen Förderung von aktuell 300 Millionen Euro allein im Etat des Innenministeriums werden in dem Papier nicht im Konjunktiv beschrieben, Konsequenzen nicht als Möglichkeiten ausgemalt, sondern angekündigt.
Demnach schränkten schon geringe Einsparungen die Servicequalität in jeglichen Institutionen massiv ein, gefährdeten Arbeitsplätze und damit die Konkurrenzfähigkeit der Athleten. „Absurd erscheint dies vor dem Hintergrund einer vom organisierten Sport und der Bundesregierung beabsichtigten und vorangetriebenen Bewerbung Deutschlands um Olympische und Paralympische Spiele.“
Faeser fordert 82 Millionen Euro mehr
Bei Innenministerin Nancy Faeser scheint der Sport auf offene Ohren gestoßen zu sein. Sie macht gegenüber Finanzminister Christian Lindner für die Sportförderung ein Plus von 82 Millionen Euro geltend. Darin sind 35 Millionen Euro Zuschuss für die Welt-Hochschulspiele 2025 im Ruhrgebiet enthalten, deren Budget von 160 Millionen Euro nicht ausreichend ist.
Das Innenministerium geht aber bei seiner Rechnung nicht von den 300 Millionen Euro des diesjährigen Budgets aus, sondern von rund 270 Millionen, die das Kabinett im Juli 2023 beschloss. Wenige Monate später hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages das Budget aufgestockt auf jene 300.
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Ob sich Lindner auf diese Summe bezog, als er mündlich versprach, beim Sport nicht zu kürzen? Ob er einer Steigerung auf 352 Millionen Euro zustimmen wird? Ob Athleten und Trainer durch Verzicht auf Altersvorsorge, Tarifanpassung und Modernisierung der Olympiastützpunkte zu den pauschalen Einsparungen von 25 Milliarden Euro im Haushalt nächsten Jahres beitragen müssen?
Sicher ist nur, dass der Spitzensport seit Jahren insbesondere bei den Bauten von der Substanz lebt. „Wir bilden gemeinsam das Rückgrat für eine nachhaltige, manipulationsfreie, am Weltmaßstab orientierte und konkurrenzfähige sowie an den Athlet*innen orientierte Spitzensportlandschaft in Deutschland“, heißt es in dem Appell: „Ihre Leistungen inspirieren unsere gesamte Gesellschaft.“
Sport sei zentraler Pfeiler der Gesellschaft und unterstütze Wertebildung wie Fairplay, Toleranz und Respekt. Nur eine auskömmlich finanzierte und leistungs- und konkurrenzfähige Leistungssportlandschaft könne Voraussetzungen dafür bieten.