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06
06
2008

SPORT UND TECHNIK: Mit GPS um den Schlachtensee – Die Antreiber – Nicht nur für Profis: Laufcomputer fürs Handgelenk sollen das Training optimieren. Ein Selbstversuch. Sonja Pohlmann im Tagesspiegel

By GRR 0

Als Läufer konnte man lange Zeit neidisch sein auf Autofahrer – ganz klar hatten sie einen Ausrüstungsvorteil: Ihr Tachometer, mit dem sie überprüfen können, wie weit und schnell sie fahren, und auch wie viel Sprit sie verbraucht haben. Viele Radfahrer sind ebenfalls längst mit einem Distanz- und Geschwindigkeitsmesser ausgestattet, um ihre Touren zu kontrollieren.

Läufern blieb hingegen lange Zeit nur der Blick auf die Uhr – doch inzwischen haben Sportausrüster nachgelegt und bieten Läufern Geräte an, die ähnlich wie Tachos funktionieren und mit denen sich das Training optimieren lässt. Wir haben drei Geräte von Nike und Polar getestet.

VARIANTE 1: NIKE+IPOD SPORTKIT

Das Schönste kommt zum Schluss: wenn der Mann, wahlweise die Frau freundlich sagt, dass man in den vergangenen 52 Minuten, 7,2 Kilometer gelaufen ist und dabei 492 Kalorien verbrannt hat. „Hör, wie du läufst“ ist das Motto des Laufsystems, das Nike in Kooperation mit dem Computerhersteller Apple anbietet – beide Hersteller haben allerdings ein Monopol auf das System, denn man braucht dafür einen iPod und einen Nike-Laufschuh. Das Sportkit kostet 29,95 Euro, die passenden Schuhmodelle sind für 100 Euro bis 140 Euro zu haben.

Wünschenswert wäre, dass auch andere Sportschuhe und MP3-Player mit dem System funktionieren, denn vor allem für Freizeitsportler eignet sich das Sportkit gut, um das Training zu kontrollieren und zu optimieren.

DER SENSOR IN DER SCHUHSOHLE

In die Schuhsohle wird ein Bewegungssensor eingesetzt, der die Distanz und die Geschwindigkeit drahtlos an den Empfänger im iPod überträgt. Neuere Modelle erkennen das System sofort, für ältere kann man die Software kostenlos auf der Nike-Seite www.nikeplus.com herunterladen. Auf dem Display erscheint dann der neue Menüpunkt „Nike+iPod“. Während des Laufens spielt der iPod die Musik, die man ausgesucht hat. Doch drückt man auf die iPod-Taste, wird man über die zurückgelegte Strecke, gelaufene Zeit, Durchschnittstempo und auf Wunsch auch verbrauchte Kalorien informiert – das ist manchmal ernüchternd, wenn man feststellen muss, dass man sich fühlt wie nach einem 8-Kilometer-Lauf, aber erst die Hälfte hinter sich hat. Gleichzeitig wird man motiviert weiterzulaufen. Und am Ende ist man stolz, wenn die Gesamtleistung angezeigt wird.

VARIANTE 2: NIKE+SPORTBAND

Wer keinen iPod besitzt, lieber ohne Musik oder zusammen mit anderen Joggern läuft, für den bietet Nike seit April das Sportband an, das 59,95 Euro kostet. Auch dafür sind Nike-Schuhe notwendig, in die der Sensor eingebaut wird – nur überträgt er die Daten bei diesem System an das Band, das wie eine Uhr um das Handgelenk gemacht wird. Im Band steckt ein abnehmbarer USB-Stick, der die Daten speichert. Die Handhabe ist schwieriger als beim iPod, da das Display nur etwa einenZentimeter groß ist und alles über zwei kleine Knöpfe geregelt wird. Der eine startet und beendet das Training, mit dem anderen kann zwischen den verschiedenen Anzeigemodi gewechselt werden: Distanz, Geschwindigkeit, verstrichene Zeit und verbrauchte Kalorien.

DAS TRAINING KONTROLLIEREN

Nach dem Training kann man seine Daten über den USB-Stick oder iTunes auf die dafür eigens von Nike eingerichtete Seite www.nikeplus.com überspielen – nach Angaben des Sportherstellers inzwischen zur größten Laufcommunity der Welt angewachsen. Mehr als 250 000 Läufer weltweit sollen hier registriert sein, allein in Deutschland etwa 30 000. Jeder Läufer kann auf der Seite sein eigenes Laufkonto errichten und seine Trainingseinheiten verwalten, also beispielsweise sehen, ob man bei einem Lauf die ersten vier Kilometer schnell gewesen, dann aber eingebrochen ist. So kann man sein Training optimieren.

VARIANTE 3: POLAR-LAUFCOMPUTER

Die Laufsysteme von Polar haben gegenüber den Nike-Produkten zwei Vorteile: Erstens ist der Sensor an jedem Schnürschuh zu befestigen. Zweitens wird mit dem System die Herzfrequenz gemessen. Dafür wird ein dünner Gurt, an dem Elektroden befestigt sind, unter die Brust gespannt. Die Herzfrequenz ist ein wichtiger Indikator dafür, ob man im individuell optimalen Bereich trainiert. Wer sich beispielsweise auf einen Marathon vorbereiten möchte oder sehr häufig trainiert, sollte auf diese Messung nicht verzichten. Eine Uhr empfängt die Daten und zeigt die gelaufene Strecke. Sie funktioniert wie ein kleiner Computer, denn über Größe, Gewicht und Alter errechnet sie die ideale Herzfrequenz.

Läuft man zu langsam oder zu schnell, piepst die Uhr zur Warnung, bis man sein Tempo wieder angepasst hat. Auch Distanz und verbrauchte Kalorien werden angezeigt. Um die Geschwindigkeit zu messen, gibt es zusätzlich ein GPS-System, das auch für andere Outdoor-Aktivitäten wie Inline Skating, Kajak fahren oder Mountainbiking funktioniert. Die Uhr speichert bis zu 99 Trainingseinheiten.

Unter www.polarpersonaltrainer.com können die Trainigseinheiten eingetragen und mit professioneller Hilfe geplant werden. Die Einsteigermodelle beginnen bei Polar ab 40 Euro, aufwendigere Modelle sind ab 99,95Euro zu haben. Das GPS-System funktioniert allerdings nur mit dem teuersten Modell, das 479,95 Euro kostet.

Fazit: Wer all diese Trainingshilfen benutzt, kommt sich zunächst zwar sehr verkabelt vor und muss sich in die technischen Details eine Weile einarbeiten. Doch der erfolgreichen Teilnahme am nächsten Berlin-Marathon Ende September dürfte dann nichts mehr im Wege stehen – nur zum Training aufraffen, das muss man sich immer noch selbst.

Sonja Pohlmann im Tagesspiegel vom Freitag, dem 06. Juni 2008

author: GRR

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