DM Marathon in München 2013 - Männer Spitze ©wus-media - Wilfried Raatz
Spannender Titelkampf in München zu erwarten – Silke Optekamp vor erfolgreicher Titelverteidigung? – Offener Ausgang bei den Männern – Wilfried Raatz berichtet
Wer wirft die beste Taktik in die Waagschale? Diese Frage wird bei den deutschen Marathon-Meisterschaften im Rahmen des 29. München-Marathon im Vordergrund stehen. Auf der gewiss interessanten und reizvollen Strecke in der bayerischen Metropole dürften keine Spitzenzeiten erwartet werden, denn im dritten Jahr der Austragung der nationalen Titelkämpfe ist der Promi-Faktor einmal mehr nicht sonderlich hoch.
Dafür dürfte einmal mehr die Taktik regieren, wie diese im Vorjahr Frank Schauer und Silke Optekamp perfekt zu inszenieren wussten. Auffällig ist aber, dass in der Landeshauptstadt des Freistaats die Anmeldezahlen schon vor dem offiziellen Meldeschluss über die 20.000er Marke geklettert sind, während die Resonanz bei den deutschen Meisterschaften an gleicher Stelle aber weiter rückläufig ist.
Der Marathon mit den Ergänzungswettbewerben Halbmarathon, Marathonstaffel und 10 km-Lauf hat zumindest im bundesdeutschen Ranking einen stabilen (bemerkenswerten) Stellenwert und liegt auf Augenhöhe zu Hamburg, Köln und Frankfurt.
Der Fokus mit „local heroes“ und der Ausrichtung von deutschen Meisterschaften steht freilich im harten Wettbewerb um die Gunst der Läufer mit dem ohnehin stets ausgebuchten Branchenführer Berlin und der Mainmetropole mit deren Schnelltrassen und dem ansehnlichen Prämiengefüge.
Während die nationale Spitze im Marathonherbst Berlin oder Frankfurt den Vorzug gibt, kämpft die „zweite Reihe“ vornehmlich um die deutschen Meistertitel.
Unter den zum Online-Meldeschluss gemeldeten 7.329 Läufern sind knapp 550 Meisterschaftsläufer, damit geht das größte Starterfeld auf der längsten olympischen Laufdistanz bei der 29. Auflage des München-Marathon an den Start. 7000 Halbmarathonläufer, 3.500 10 km-Läufer und 2.400 Staffelläufer runden das Laufspektakel unter dem weißblauen Firmament am kommenden Sonntag (12. Oktober) ab, das schon jetzt einen ersten Rekord vermelden kann.
Während bei den Männern der Titelverteidiger Frank Schauer fehlt, ist für Silke Optekamp durchaus eine Wiederholung ihres Vorjahreserfolgs im Olympiastadion möglich.
Die 37jährige Läuferin des PSV Grün-Weiß Kassel wird auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung vor allem auf die Konkurrenz der LG Telis Finanz Regensburg achten müssen, die mit der letztjährigen Vizemeisterin Julia Galuschka und ihrer Teamkollegin Steffi Volke, der deutschen Meisterin des Jahres 2011, zwei Sieganwärterinnen an den Start bringen. Ob mit Tinka Uphoff (Spiridon Frankfurt) der Schützling von Kurt Stenzel in den Titelkampf eingreifen kann, das wird der Rennverlauf vom Olympiapark über Schwabing, den Englischen Garten, Oberföhrung, Bogenhausen, Heidhausen, der Isar- und Maxvorstadt und zurück über Schwabing ins Olympiastadion zeigen müssen.
Erheblich mehr Fragezeichen gibt es bei den Männern – und das letztlich könnte das Salz in der Suppe an der Marathonspitze bedeuten. Dominierten im Vorjahr die Läufer aus Magdeburg und vom Thüringer Rennsteig, so könnten heuer vielleicht die Bayern eine Woche nach dem Oktoberfest erneut kräftig feiern. Dabei kommt es sicherlich darauf an, ob letztlich der Mut von Tobias Schreindl (LG Passau) beim dritten Anlauf auf Münchens Straßen endlich auch über die Marathonstrecke belohnt wird oder ob die Grundschnelligkeit von Sebastian Reinwand (TSG Roth) oder von Tobias Gröbl (LG Zusam) den Ausschlag geben wird, die allesamt bislang auf den Unterdistanzen mit schnellen Zeiten aufwarten konnten.
Welche Rolle spielt Bergläufer Benedikt Hoffmann, der unter seinem Berater Manfred Steffny die begehrte 2:20 Stunden-Marke unterbieten möchte und dabei offensichtlich in letzter Minute vom geplanten Start in Frankfurt absieht und zur ihm bereits bekannten Strecke in München zurückkehren möchte. Nach drei Marathonläufen in Frühjahr (mit angezogener Handbremse in Zürich, Hamburg, Mannheim) möchte der einstige WM-Starter Tobias Sauter (LT Haspa Marathon Hamburg) nun in München weiter an seinem Comeback arbeiten und könnte in guter Verfassung durchaus in München ein Medaillenanwärter sein.
Die inzwischen vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) festgesetzten Normen für die Weltmeisterschaften 2015 sollten jedoch für die Titelanwärter um die deutschen Meisterschaften unerreichbar bleiben, selbst wenn man niemals verfrüht derartige Prognosen abgeben sollte.
Für Silke Optekamp, Julia Galuschka, Sebastian Reinwand, Tobias Schreindl und Benedikt Hoffmann sind die geforderten 2:28:45 bzw. 2:12:45 Stunden an der Isar sicherlich nicht machbar, wohl eher schon für die zwei Wochen später am Main für die in der Bankenmetropole ins Rennen gehenden Lisa Hahner, Arne Gabius, Philipp Pflieger und Julian Flügel.
Wilfried Raatz
EN