Laufwunder von Mike Kleiss
So läuft es … als Lebensläufer! Die Buchbesprechung über ‚Mike Kleiß: Laufwunder‘ von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
So läuft es. So lautet sein Markenzeichen. So enden seine Kolumnen. Die schreibt er seit 2015 jeden Donnerstag für die bundesweit erscheinende Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel".
Jetzt ist daraus das „Laufwunder" geworden. So heißt jedenfalls der Titel des Buches von Mike Kleiß (Jahrgang 1970). Nach dem Vorwort vorn und einer Danksagung am Ende besteht das gedruckte Laufwunder aus exakt 30 Geschichten von jeweils nicht mehr als zehn Seiten.
Diese Laufwunder haben alle ein Ziel. Sie zeigen auf, „Wie sie dein Leben verändern" (Untertitel des Buches) – vorausgesetzt, du liest das Buch und beherzigst das, was Mike Kleiß dir zu sagen hat. Es kommt also immerzu auf den Selbstversuch an. So läuft es.
Die einzelnen Geschichten tragen Titel wie: „Wenn es mit der Seele nicht mehr läuft, dann lauf doch!" oder „Warum es wichtig ist, beim Joggen nicht auf die Uhr zu sehen" oder in der Anrede auf Distanz wechselnd: „Hören Sie auf zu denken: Laufen Sie einfach los, mit Liebe!"
Angesichts solcher Einladungen und Zuschreibungen ahnt man, in welcher Richtung sich die Laufwunder ausbreiten können. Sie sollen irgendwann und irgendwie unser Leben verändern und bereichern … wenn es denn so läuft! Dass es so läuft, steht schon auf der ersten Seite im zehnseitigen (!) Vorwort geschrieben: „Jeden hat das Laufen verändert. Und zwar im durchaus positiven Sinn".
Für Mike Kleiß ist nicht so sehr entscheidend, „wie viel man beim Laufen leistet. Sondern was leistet das Laufen für mich!?". Entschleunigung und Selbstfindung sind die Schlüsselbegriffe, um schließlich seine eigenen Laufwunder zu entschlüsseln.
So gesehen muss man die 30 Kapitel nicht chronologisch von vorn nach hinten durchlesen. Jede Geschichte steht für sich, Querverbindungen sind dabei nicht ausgeschlossen, verdichten die Laufwunder und grenzen sie sogar unterwegs von „wundersamen" Entwicklungen ab. Eine solche kritische Querverbindung hat sich mir jedenfalls nach der Lektüre von Nummer 18 („Warum laufen nicht nur ein Trend ist: Laufen als wichtige Konstante des Lebens") und Nummer 29 („Hört auf zu posen: Werdet Lebensläufer!") eröffnet.
Die Kernthese von Mike Kleiß in Nummer 18 lautet dabei sinngemäß: Es gibt einen Trend, sich beim Laufen mehr um den (auch digitalen) Schnickschnack beim Drumherum als auf die „Marke" Laufen selbst zu konzentrieren. Wir wollen anderen alles Mögliche zeigen, was uns beim Laufen begleitet. Wir instrumentalisieren dadurch das Laufen für andere, das eigentlich Wesentliche für uns selbst kommt zu kurz.
Und genau darum geht es dann noch einmal in anderer Hinsicht in Nummer 29, wo Mike Kleiß von der „Weltmeisterschaft der verdammten Eitelkeiten" schreibt, von einem völlig kranken virtuellen Kampf in den sozialen Netzwerken, die unentwegt mit Läuferdaten geflutet werden. Warum?
Mike Kleiß wird deutlich: „Wir müssen uns in der Tat fragen, ob wir die Eigenverantwortung für uns selbst an Technik, Experten und Ratgeber abgegeben haben". Wir verlängern damit die Abhängigkeit und den Druck des Alltags auf das, was wir originär aus freien Stücken genießen wollen, nämlich einfach nur laufen gehen!
Mike Kleiß bricht deswegen eine Lanze für die von ihm sog. Lebensläufer unter den Läufern: „Die, die mit Spaß, Mut und vor allen Dingen mit der richtigen inneren Haltung laufen. Die, die nicht brüllen müssen, die das Posing hinter sich haben. Lebensläufer sind für mich die echten Läufer".
So läuft es.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Mike Kleiß: Laufwunder. Wie sie dein Leben verändern. Gütersloher Verlagshaus: Gütersloh 2016. 224 S.; € 17,99
PS: Mike Kleiß gehört zu den Autoren, die am Sonntag, dem 17. September 2017 beim "29. Literatur-Marathon" des BERLIN-MARATHON in der "Kunstfabrik SCHLOT" bei John Kunkeler ab 17 Uhr in der Invalidensr. 117 (in den Edisonhöfen) in Berlin-Mitte dabei sind.
siehe:
Promi-Auflauf beim 29. Literatur-Marathon in Berlin am 15. September im 'Schlot'
hme.
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