Elzan Bibic triumphierte 2019 in Peuerbach überraschend mit einem Streckenrekord. Der Serbe geht nun als Titelverteidiger an den Start. - Foto: Veranstalter / Huber
Silvesterläufe 2022 am Sonnabend: Klosterhalfen in Barcelona, Dattke in Bozen, Ringer und Petros in Trier
Konstanze Klosterhalfen, Miriam Dattke, Richard Ringer und Amanal Petros gehören zu einer Reihe von deutschen Topläufern, die bei den Leichtathletik-Europameisterschaften im vergangenen August Medaillen gewonnen haben und nun am Sonnabend bei verschiedenen Silvesterläufen an den Start gehen.
Die leistungssportliche Bedeutung dieser Rennen ist aufgrund des Saisonzeitpunktes meist nicht allzu hoch, es geht bei vielen Athleten, so wie auch bei den zahlreichen Breitensportlern, in erster Linie um einen gelungenen und auch stimmungsvollen Jahresabschluss.
Barcelona: Welchen Rekord bricht Konstanze Klosterhalfen?
In Barcelona allerdings – einem Rennen, das in den Jahren zuvor international keine Rolle spielte – fielen vor einem Jahr gleich beide Weltrekorde über 5 km. Und auch in diesem Jahr planen die Spanier wieder hochklassige Läufe und zwei Rekordversuche. Dabei setzen die Organisatoren auch auf eine deutsche Weltklasseläuferin: Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) wird in Barcelona erneut auf Karoline Grovdal treffen. Bei der Cross-EM vor wenigen Wochen war die Norwegerin auf der profilierten Strecke noch knapp vor der deutschen 5.000-m-Europameisterin im Ziel und sicherte sich den Titel. Auf dem flachen Kurs in Barcelona dürfte eher Konstanze Klosterhalfen die besseren Karten haben, sofern sie die starke Cross-Form konservieren konnte.
Die Veranstalter peilen den Europarekord der Holländerin Sifan Hassan an, der bei 14:44 Minuten steht. Konstanze Klosterhalfen ist sehr lange kein 5-km-Straßenrennen mehr gelaufen und hat über diese Distanz eine Bestzeit von 15:34 Minuten, so dass eine deutliche Steigerung sicherlich möglich ist. Auf der Bahn hält sie den deutschen 5.000-m-Rekord mit 14:26,76. Die schnellste deutsche Läuferin aller Zeiten über 5 km ist nach wie vor Irina Mikitenko, die 2000 in Kassel 15:16 gelaufen war. Zumindest diese Bestzeit (der Deutsche Leichtathletik-Verband führt über 5 km noch keine offiziellen Rekorde) müsste am Silvesterabend fallen.
Im Rennen der Männer hoffen die Veranstalter auf Jakob Ingebrigtsen. Der 1.500-m-Olympiasieger und 5.000-m-Weltmeister aus Norwegen lief im Dezember souverän zum Cross-EM-Titel und soll nun versuchen, den vor einem Jahr in Barcelona aufgestellten Weltrekord zu brechen. Berihu Aregawi (Äthiopien) hatte das Rennen 2021 in 12:49 Minuten gewonnen. Der Europarekord des Italieners Yemaneberhan Crippa steht bei 13:14 und der norwegische Landesrekord von Jakob Ingebrigtsen bei 13:28.
Trier: Ringer, Petros, Kimeli und Voigt über 8 km
Mit Richard Ringer und Amanal Petros treffen in Trier über 8 km die beiden führenden deutschen Marathonläufer aufeinander. Doch angesichts der aktuellsten Ergebnisse und des Saisonzeitpunktes für die Marathonläufer muss wohl der belgische Titelverteidiger Isaac Kimeli als Favorit angesehen werden. Der aus Kenia stammende Athlet war bei der Cross-EM vor kurzem Dritter. Marathon-Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen) befindet sich noch mehr am Anfang des Aufbaus für seinen Frühjahrs-Marathon in Hamburg, so dass man nicht zu viel erwarten darf. Der deutsche Marathon-Rekordler Amanal Petros (TV Wattenscheid), der bei der EM Vierter war und Silber mit dem deutschen Marathon-Team gewann, wird erstmals seit über einem Vierteljahr wieder an den Start gehen. Er kommt direkt aus dem Höhentrainingslager aus Kenia, wo er sich langfristig auf den nächsten Marathon vorbereitet. Immer für eine Überraschung gut ist Nils Voigt (TV Wattenscheid), der zuletzt mit Bestzeiten über 15 km (43:18) und 10 km (28:03) überzeugte und in Trier eine sehr gute Rolle spielen kann. Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) und Maximilian Thorwirth (SDF 75 Düsseldorf-Süd) sind ebenfalls im Rennen.
Das 5-km-Feld der Frauen ist vergleichsweise nicht so stark besetzt. Marathon-Spezialistin Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) geht als Titelverteidigerin an den Start. Sie wird erstmals seit ihrem EM-Marathonrennen, wo sie in ein Loch auf der Straße getreten war und trotz eines lädierten Fußes noch auf Platz 15 gelaufen war, wieder starten. Deborah und Rabea Schöneborn (beide SCC Berlin), die wie Katharina Steinruck zum deutschen Marathon-Team gehörten, das bei der EM die Europa-Cup-Wertung gewann, laufen ebenso in Trier wie Lea Meyer (ASV Köln). Die 3.000-m-Hindernisläuferin hatte bei der EM sensationell Silber gewonnen. Die Hindernis-Europameisterin von 2018, Gesa Krause (Silvesterlauf Trier), tritt aufgrund ihrer Schwangerschaft kürzer, wird aber trotzdem starten. Auch einige internationale Läuferinnen sind im 5-km-Feld.
Beim Bietigheimer Silvesterlauf über 11,1 km sind währenddessen Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) und Alina Reh (SCC Berlin) die Favoriten.
Peuerbach: Titelverteidiger Bibic startet, hochklassiges Frauen-Duell möglich
Mit Elzan Bibic kehrt der Titelverteidiger und Streckenrekordler zum Silvesterlauf in Peuerbach zurück. Der Serbe hatte das Rennen vor drei Jahren überraschend gegen kenianische Konkurrenz gewonnen und dabei über die 6,8-km-Distanz mit 18:29,05 Minuten einen Kursrekord aufgestellt. Gelingt Elzan Bibic beim bedeutendsten österreichischen Silvesterlauf erneut eine Überraschung? Als Favoriten sind die Kenianer Emmanuel Kipruto und Isaac Too anzusehen, die flotte 10-km-Bestzeiten von 27:24 beziehungsweise 27:40 Minuten aufweisen, sowie deren Landsmann Vincent Rono.
Mit Sebastian Hendel (LG Braunschweig) ist ein Läufer im Rennen, der zuletzt im Oktober bei seinem Marathon-Debüt in München mit 2:10:37 Stunden überzeugte. Er wird erstmals nach dem Marathon wieder starten. Seine Frau Kristina Hendel (LG Braunschweig), die im Sommer zum siegreichen deutschen Marathon-EM-Team gehörte, kehrt nach einer längeren Wettkampfpause ebenfalls in Peuerbach zurück. Sie laborierte an einem Oberschenkel-Problem. Im 5,1-km-Rennen der Frauen zeichnet sich ein afrikanisches Top-Duell ab: Äthiopiens Vize-Weltmeisterin über 3.000 m Hindernis, Werkuha Getachew, die mit ihrer Landesrekordzeit von 8:54,61 Minuten die viertschnellste Hindernis-Läuferin aller Zeiten ist, trifft auf Edinah Jebitok. Die erst 21-jährige Kenianerin hat über 10 km bereits eine Bestzeit von 30:44 Minuten.
Krankheitsbedingt absagen musste Hanna Klein (LG Stadtwerke Tübingen). Wie der Race-Direktor des Silvesterlaufes von Peuerbach, Carsten Eich, mitteilte, litt sie nach ihrem starken vierten Platz bei der Cross-EM unter Fieber. Für Carsten Eich, der diesen Silvesterlauf in den 90er Jahren sechsmal gewonnen hatte, ist die Veranstaltung am Sonnabend übrigens eine Premiere: Nachdem er über viele Jahre hinweg bereits die Elitefelder zusammengestellt hatte, fungiert er nun erstmals auch als Race-Direktor.
Bozen: Miriam Dattke trifft auf hochklassige Konkurrenz
Margaret Kipkemboi will zum dritten Mal den hochkarätigen Silvesterlauf in Bozen gewinnen. – Foto: BoClassic / Daniele Mosna
Oftmals war der Silvesterlauf im Südtiroler Bozen das hochklassigste Rennen am letzten Tag des Jahres. Neun Olympiasieger, 32 Weltmeister und 29 Europameister sind bei den bisherigen 47 Auflagen des Laufes an den Start gegangen. Auch dieses Mal wird bei dem Klassiker wieder ein Top-Feld erwartet. Bei den Männern hoffen die Veranstalter dabei auf den Italiener Yemaneberhan Crippa. Der 10.000-m-Europameister, der zudem in München Dritter über 5.000 m war, ist bereits sechsmal beim „BoClassic“ gelaufen, hat jedoch noch nie einen Podest-Platz erreicht. Er trifft am Sonnabend über 10 km unter anderen auf den Kenianer Amos Kipruto, der im Oktober den London-Marathon gewann.
Die Frauen laufen in Bozen über 5 km durch die Altstadt. Hier trifft die 5.000-m-Weltmeisterin von 2019 und zweimalige „BoClassic“-Siegerin (2019 und 2020), Margaret Kipkemboi (Kenia), auf die Titelverteidigerin Dawit Seyaum. Die Äthiopierin verbesserte vor einem Jahr den Streckenrekord auf 15:22 Minuten und gewann bei der WM im Juli Bronze über 5.000 m.
Zum hochklassigen Elitefeld zählt auch Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg), die sich nach ihrem starken vierten Platz beim EM-Marathon vor kurzem mit einem überzeugenden sechsten Rang bei der Cross-EM zurückmeldete.