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04
01
2007

In einem Bericht für die nächste Sitzung des Sportausschusses heißt es: "Aktuell steht auf nationaler Ebene die Fragestellung an, ob sich der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) in Berlin ansiedelt." Der Senat will dem Verband nun eine Unterbringung auf dem Gelände des Olympiaparks am Olympiastadion anbieten

Senat will Leichtathleten nach Berlin holen – Sportverband soll von Darmstadt zum Olympiastadion ziehen – Gilbert Schomaker in der BERLINER MORGENPOST

By GRR 0

Im Berliner Senat gibt es Überlegungen, einen großen Sportverband nach Berlin zu locken: Der Deutsche Leichtathletikverband, der mehr als 900 000 Mitglieder zählt, soll von einem Umzug seiner Zentrale nach Berlin überzeugt werden.
Bisher sitzt der Verband mit seinem Haus der Leichtathletik in Darmstadt.

In einem Bericht für die nächste Sitzung des Sportausschusses heißt es: „Aktuell steht auf nationaler Ebene die Fragestellung an, ob sich der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) in Berlin ansiedelt.“ Der Senat will dem Verband nun eine Unterbringung auf dem Gelände des Olympiaparks am Olympiastadion anbieten – und wirbt offenbar mit finanziellen Entlastungen für den Sportverband.
„Dort bestünde die Möglichkeit, die Belastungen für den DLV unter Anwendung der Berliner Sportförderkriterien auf ein Drittel zu reduzieren“, heißt es in dem vierseitigen Bericht, der sich mit der Entwicklung des Areals rund um das Olympiastadion befasst.

Von Seiten des DLV ruhen die Umzugsplanungen, laut Senat.
Allerdings schöpft man in Berlin neue Hoffnung. „Mit der Vorbereitung auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 sind jedoch Ansatzpunkte gegeben, mit der Organisationsvorbereitung einen Schwerpunkt des DLV nach Berlin zu verlagern, dem möglicherweise der Umzug des gesamten Verbandes folgen könnte“, beschreibt der Senat seine Schritt-für-Schritt-Taktik.

Die Vorsitzende des Sportausschusses im Abgeordnetenhaus, Karin Seidel-Kalmutzki (SPD), verwies darauf, dass der DLV schon bei der Bewerbung für die Leichtathletik-WM in Helsinki Andeutungen über einen möglichen Umzug gemacht habe. „Jeder Verbandsumzug ist eine Bereicherung für die Stadt. Wir müssen daran arbeiten, die Voraussetzungen dafür zu optimieren“, sagte sie.
Der letzte Versuch, einen wichtigen Sportverband nach Berlin zu locken, schlug fehl. Im Jahr 2003 entschied sich das Nationale Olympische Komitee (NOK) für einen Verbleib in Frankfurt, obwohl Berlin die mietfreie Überlassung seiner ehemaligen Landesvertretung an der Wilhelmstraße für 30 Jahre in Aussicht gestellt hatte.

Allerdings stößt das Vorhaben, Sportverbände am Olympiastadion anzusiedeln, auf Probleme, weil das Geld für den Umbau der Gebäude fehlt. Viele Häuser sind in einem maroden Zustand. „Aufgrund dieser eingeschränkten Bedingungen sind in den letzten Jahren vornehmlich Mieter zum Zuge gekommen, die finanzielle Aufwendungen selbst übernommen haben“, heißt es in dem Senatsbericht weiter.
Als Beispiele werden Hertha BSC und die Sauerland Event GmbH genannt.
Und so schließt der Bericht, dass man erst investieren muss, um Verbände nach Berlin zu holen. „Um die Präsenz des Sports in der Hauptstadt, vorzugsweise auf dem Gelände des Olympiaparks, stärken zu können, bedarf es der Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel.“

Auch wegen dieser Geldknappheit käme ein Umzug des Deutschen Leichtathletikverbandes im Jahr 2009 oder später in Frage. Denn erst für die Jahre 2008 und 2009 stehen jeweils 1,5 Millionen Euro in den Haushaltsplanungen zur Verfügung, um die Infrastruktur auf dem Olympiagelände verbessern zu können.
Aus der Berliner Morgenpost vom 2. Januar 2007

Umzugsgedanken

Gilbert Schomaker über das Vorhaben des Senats, den Leichtathletikverband nach Berlin zu locken

Es wird wieder ein großes Fest werden, so viel ist sicher: Mit den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 im Olympiastadion kann sich Berlin nach der Fußball-WM wieder in der ganzen Welt als eine begeisterte Sportmetropole präsentieren. Wenn der Senat darüber nachdenkt, in diesem Zuge den Deutschen Leichtathletikverband für einen Standortwechsel nach Berlin gewinnen zu wollen, dann ist das nur lobenswert.

Wenn man aber, wie der Senat weiter plant, das Olympiagelände zu einem Sitz der Sportverbände machen will, dann wird die Hauptstadt nicht umhin kommen, Geld auszugeben. Denn viele Gebäude sind nicht oder nur eingeschränkt bürotauglich. Der Senat sollte aber auch eine Alternative bereithalten. Nicht zwangsläufig müssen sich Sportverbände am Olympiastadion ansiedeln. Es gibt auch noch viele leer stehende Büros in der Hauptstadt.

Für einen Umzug spricht die Nähe zur Bundespolitik. Aber für viele Verbandsfunktionäre mit Familie spielen bei derartigen Umzugsentscheidungen auch Schulen und Ausbildungsplätze eine Rolle. Das sollte der Senat nicht vergessen.
Aus der Berliner Morgenpost vom 2. Januar 2007

Verbände auf dem Olympiagelände
Erfolge
Seit 1994, nach der Übernahme des bisher von den Briten verwalteten Teils des Olympiageländes, hat der Senat eine Vielzahl von Berliner Verbänden dort ansiedeln können. Dazu gehören unter anderem das Sportmuseum Berlin, der Behinderten Sportverband e. V., Berlin Thunder Football Team, Berliner Basketball-Verband, der Deutsche Schachbund, Hertha BSC, der Landesverband des Pferdesports sowie das Organisationskomitee Leichtathletik-WM 2009.

Fehlschläge
Dagegen vermochte es der Senat nicht, die Abwanderung der Führungsakademie des Deutschen Sportbundes und des Deutschen Olympischen Instituts zu verhindern. Grund dafür waren die stark gekürzten Zuschüsse für die Einrichtungen. Ohne Erfolg blieben auch die Versuche, den Deutschen Baseball- und Softball-Verband, den Deutschen Alpenverein und den deutschen Ruderverband am Olympiastadion anzusiedeln. (Quelle: Senatsbericht) sco

Gilbert Schomaker
BERLINER MORGENPOST
Dienstag, 2. Januar 2007

author: GRR

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