4 100 Läufer beim 29. Bietigheimer Silvesterlauf - Tolle Stimmung in der Altstadt und den Enzauen
Sebastian Hallmann und Simret Restle überlegener Silvesterlaufsieger – Wilfried Raatz berichtet
Mit Sebastian Hallmann und Simret Restle bestimmten in überzeugender Manier zwei deutsche Laufasse wie selten zuvor das Renngeschehen beim 29. Bietigheimer Silvesterlauf. Vom Start weg zog der 32jährige Münchener alleine vor der eher unschlüssig lauernden Konkurrenz auf und davon und kam auf der 11,2 km langen Distanz nach 32:48 Minuten und deutlichem Vorsprung vor Christian Glatting (TV Wattenscheid).
Nach sieben Kilometern war das Frauenrennen zwischen der Vorjahressiegerin Melanie Kraus und der Herausforderin Simret Restle zugunsten der gebürtigen Äthiopierin entschieden. Für die letztmals im Trikot der LG Eintracht Frankfurt startenden Simret Restle wurden 37:56 Minuten notiert, die Leverkusener Marathonspezialistin folgte über fünfzig Sekunden später.
Beide Frauen freuten sich trotz der Konkurrenzsituation über ihre Leistung zum Jahresende. „Ich konnte bis Ende Oktober noch keinen Meter laufen, dafür war das heute völlig in Ordnung“, freute sich Melanie Kraus über den Wiedereinstieg nach einem „Seuchenjahr“. Ein Bandscheibenvorfall und ein vereiterter Kiefer waren die Ursache, weswegen die 33jährige gelernte Apothekerin den Marathonstart bei der Leichtathletik-WM in Berlin streichen musste. „Natürlich fehlt mir die Tempohärte, aber es ist einfach nur schön, wenn man nach zwei Monaten Lauftraining wieder so zurückkommen kann!“
Sieben Kilometer lang kämpften Simret Restle und Melanie Kraus Seite an Seite, dann setzte sich die druckvollere Laufweise der Frankfurterin durch. „So habe ich mir das Rennen eigentlich nicht vorgestellt. Als Melanie schon früh mit der Luft zu kämpfen hatte, sah ich meine Chance und bin einfach mein Rennen weiter gelaufen. Es lief einfach super bei mir nach den Enttäuschungen im Cross. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich wegen meines Jobs in St. Moritz einfach wenig Zeit zum Training hatte und eher ausgeruht in das Rennen gehen konnte!“ freute sich Simret Restle.
Auf ein Duell hatte sich eigentlich auch Sebastian Hallmann eingestellt, doch schon nach einem Kilometer war das Rennen praktisch entschieden. „Eigentlich war es anfangs ein Rennverlauf wie immer. Nach einem Kilometer habe ich kurz gezuckt – und überraschend ist niemand mitgelaufen. Es ist nur schade, die acht Sekunden zum Streckenrekord wären sicherlich auch noch drin gewesen. Aber alleine ist das schwer!“ Diesen kleinen Schönheitsfehler nahm Sebastian Hallmann eher mit einem lachenden Auge hin. „Nächste Woche geht es nach Dullstroom in Südafrika ins Trainingslager – und damit in die Vorbereitung auf die Europameisterschafts-Saison!“
Mit seinem zweiten Sieg nach 2007 in Bietigheim sieht sich Sebastian Hallmann auf einem guten Weg in Richtung Europameisterschaften. „Ich möchte für Barcelona zunächst zweigleisig mit 5000 m und 10 000 m fahren, wobei mir die EM-Quali über 10.000 m sogar etwas leichter vorkommt“.
Nach neun Kilometern lag der für das Team TherapieReha Siegele laufende Wattenscheider Christian Glatting nur fünfzig Meter hinter Sebastian Hallmann, konnte aber diesen Rückstand nicht weiter wettmachen. „Mit dem zweiten Rang bin ich sehr zufrieden, zumal ich in den letzten Wochen immer wieder krank war“, so Christian Glatting im Ziel. Um Rang drei gab es gleich vier Läufer, die praktisch gleichauf über die Ziellinie sprinteten. Der für die LG Fulda startende Mittelstreckler Heiko Baier hatte gemäß Chip-Auswertung die Nase hauchdünn vor Filmon Ghirmai und dem in Frankfurt lebenden Marokkaner Youness Ammouta, zwei Sekunden dahinter dann mit Christoph Lohse ein weiterer Wattenscheider Läufer.
Auch Filmon Ghirmai rüstet bereits für die kommende Saison. Auf dem Sprung ins kenianische Trainingslager nach Eldoret weiß der Hindernis- und 10.000 m-Meister mit Arne Gabius und den Schweizern Christian Belz und Philipp Bandi starke Mitläufer um sich, als Silvesterlaufvierter zudem eine um eine Minute stärkere Finalzeit als vor Jahresfrist. „Damit kann ich zufrieden sein. Bis zur EM in Barcelona ist es natürlich noch weit, aber ich bin auf dem richtigen Weg!“ Der für die veranstaltende LG Neckar-Enz startende Zelalem Martel konnte hingegen die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Der talentierte Junior musste wegen Hüftbeschwerden schon die Saison vorzeitig beenden und lief eher seinem Verein zuliebe das Rennen als Elfter durch.
Bei den Frauen überraschte Christina Kröckert (TSV Bayer Leverkusen) auf Rang drei vor der Vorjahreszweiten Veronika Ulrich (LG Telis Finanz Regensburg) und der Berglauf-Spezialistin Carolin Tuch (Chemnitzer LV Megware). Im Feld der „top ten“ auch die aus Heilbronn stammende 1500 m-Meisterin Denise Krebs, die als Achte erstaunliche Ausdauerfähigkeiten verriet.
4 100 SilvesterläuferInnen registrierte man in den Enzauen, darunter auch Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech, der als 2491. nach 1:07:29 ins Ziel vor dem mächtigen Viadukt einlief.
Weitaus ambitionierter der seit einem halben Jahr zum Ersten Bürgermeister gewählte Joachim Kölz, der als 353. nach starken 47:30 Minuten im Ziel notiert wurde.
Wilfried Raatz
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