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03
04
2007

Herburger ist athletischer Dichter und dichtender Athlet zugleich. Er lebt und liebt die strukturelle Ähnlichkeit von Laufen und Schreiben mit langen Strecken auf der Straße und am Schreibtisch

Schriftsteller und Langstreckenläufer Günter Herburger 75 Jahre alt

By GRR 0

Es gibt nicht viele deutschsprachige Schriftsteller der Gegenwart, deren Werk direkt mit sportlicher Aktivität in Verbindung gebracht wird: Der in München lebende Günter Herburger, der am 6. April seinen 75. Geburtstag feiert, gehört auf jeden Fall dazu. Herburger schreibt nicht über irgendeinen, sondern immerzu über seinen eigenen aktiv betriebenen Sport:

Herburger entwickelte sich in den 1980er Jahren zu einem passionierten Langstreckenläufer mit Distanzen auch über den Marathon hinaus und brachte es dabei immerhin auf eine respektable Bestzeit (noch ohne real-time-chip) von 3:04:42 Std. über die Distanz von 42,195 km bei einem Marathon in Berlin. Seine Lauferfahrungen hat er seitdem in mehreren Büchern verarbeitet.

In Läuferkreisen weit verbreitet und von der Literaturkritik als ein „faszinierender Lebens-Lauf“ gewürdigt wurde seine Triologie mit den Bänden „Lauf und Wahn“ (Frankfurt 1988), „Traum und Bahn“ (München 1994) sowie „Schlaf und Strecke“ (München 2004).

Herburger ist athletischer Dichter und dichtender Athlet zugleich. Er lebt und liebt die strukturelle Ähnlichkeit von Laufen und Schreiben mit langen Strecken auf der Straße und am Schreibtisch: „Ich habe festgestellt, dass ein Marathon etwa dieselbe Dramaturgie wie ein Roman beinhaltet: Aufbau, Krisen, Verwerfungen, ekstatisches Glück, dann auch Öde, Stumpfsinn“. Beim allmorgendlichen Training im Englischen Garten in München entwirft er seine Poetik des Laufens.

Dabei bewegt er sich schreibend und laufend durchaus auf dem schmalen Grat von Sein und Schein, von Fakten und Fiktionen – auch mit diesem Ergebnis: „Am Himmelfahrtstag erschlug ich frühmorgens zum ersten Mal einen Hund, der ledig auf der Strecke umherschweifend, mich angegriffen hatte. Oder war es nur ein Wutausbruch am Schreibtisch gewesen?“.

Das Werk von Günter Herburger umfasst mittlerweile über 50 Bücher, Hörspiele und Filmdrehbücher, darunter auch die bei Kindern seh beliebten „Birnebücher“. Für sein Schaffen erhielt Herburger, der Sanskrit, Philosophie und Theaterwissenschaften studiert hat, mehrere Auszeichnungen, darunter 1991 den Peter-Huchel-Preis und zusammen mit Günter Wallraff 1979 den Gerrit-Engelke-Preis. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, gehörte einst zu der Gruppe 47 und gilt als Erzähler der Gruppe der sog. „Neuen Realisten“ zugehörig.

Dr. Detlef Kuhlmann

author: GRR

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