Shericka Jackson kann es auch allein - 2020 Tokyo Olympic Games Tokyo, Japan July 29-August 8, 2021 Photo: Andrew McClanahan@PhotoRun Victah1111@aol.com - www.photorun.NET
Schneller Sprint in Rom: Shericka Jackson kann es auch allein – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Staffel-Olympiasiegerin Shericka Jackson mausert sich zu einer WM-Favoritin im Sprint. In Rom ließ die Jamaikanerin über 200 Meter namhafte Konkurrenz hinter sich. Jetzt hofft sie auf den großen Coup.
Shericka Jackson scheint von der Mannschaftsspielerin endlich zur Favoritin auf einen Titel im Sprint bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft zu werden. Die Jamaikanerin besiegte am Donnerstag beim Diamond-League-Meeting im Olympiastadion von Rom über 200 Meter, im wohl am prominentesten besetzten Rennen des Abends, in 21,91 Sekunden die jamaikanische Doppel-Olympiasiegerin im Sprint von Rio de Janeiro 2016 und von Tokio 2021, Elaine Thompson-Herah (22,25), 200-Meter-Weltmeisterin Dina Asher-Smith aus Großbritannien (22,27) und die zweimalige Olympiasiegerin über 400 Meter von den Bahamas, Shaunae Miller-Uibo (22,48).
Im vergangenen Jahr wurde sie in Tokio Olympiasiegerin mit der jamaikanischen Sprint-Staffel, in der sie gemeinsam mit Briana Williams lief und in der Thompson-Herah ihre fünfte und Shelly-Ann Fraser-Pryce ihre dritte olympische Goldmedaille gewannen.
Über 100 Meter vervollständigte sie den Triumph der jamaikanischen Sprinterinnen mit Platz drei hinter Thompson-Herah und Fraser-Pryce. Ihre Chance auf eine weitere Medaille verspielte sie, als sie im Halbfinale über 200 Meter schon vor dem Ziel austrudeln ließ, überholt wurde und sich nicht für den Endlauf qualifizieren konnte. Sie tröstete sich damit, sagte sie, dass Gott offenbar andere Pläne hatte als sie.
Schon bei der WM von Doha 2019 gehörte sie der siegreichen jamaikanischen Sprintstaffel an. Bei den Olympischen Spielen von Rio 2016 wurde sie mit der 4x 400-Meter-Staffel Zweite und allein auf der Stadionrunde Dritte. Auch bei den Weltmeisterschaften von Peking 2015 und Doha 2019 lief sie auf dieser Distanz auf Platz drei; in Doha gewann sie zudem mit der 400-Meter-Staffel die Bronzemedaille.
„Ich muss diese Goldmedaillen kriegen“
In diesem Jahr wolle sie nun endlich solo einen Titel gewinnen, kündigte die 27-Jährige in Rom an, müsse dazu aber zunächst die Trials in Kingston (Jamaika) bestehen. „Wenn alles gut geht, will ich eine Goldmedaille auf meinen Namen holen“, sagte sie: „Ich habe viele Einzel-Medaillen über 400 und 100 Meter, aber ich muss diese Goldmedaillen kriegen, einerlei über welche Strecke.“
Shericka Jackson ist eine von nur zehn Läuferinnen auf der Welt, die bestimmte Zeiten über bestimmte Strecken unterbot: für die über 100 Meter unter elf Sekunden (10,76 aus dem Endlauf der Olympischen Spiele von Tokio), unter 22 Sekunden für die 200 Meter (21,81, gelaufen beim Diamond-League-Finale von Zürich 2021), und über 400 Meter (49,47 von der WM in Doha 2019) eine Zeit unter 50 Sekunden. In diesem Jahrtausend ist dies, vor ihr, nur der Amerikanerin Allyson Felix und Shaunae Miller-Uibo gelungen.
Malaika Mihambo kam im Weitsprung von Rom lediglich auf 6,79 Meter. Die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin musste sich damit der Ukrainerin Maryna Bekh-Romanchuk geschlagen geben, die 6,85 Meter erreichte.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Freitag, dem 10. Juni 2022