Dass wohlhabende Kenianer – darunter sind etliche Läufer – Waffen zur Selbstverteidigung besitzen, dürfte nicht ungewöhnlich sein
Sammy Wanjiru auf der falschen Bahn – Angebliche Morddrohung und Crash
Er wollte in diesem Jahr den London-Marathon gewinnen und dann in Berlin den Marathon-Weltrekord brechen. Doch die Schlagzeilen, die Kenias Läuferstar Sammy Wanjiru zurzeit schreibt, sind ganz andere: Eine angebliche Morddrohung gegen seine Frau sowie eine Haushälterin, ein tätlicher Angriff gegen einen Angestellten und illegaler Waffenbesitz sind die Vorwürfe, gegen die sich Sammy Wanjiru im März vor Gericht verantworten muss.
Am vergangenen Freitag kam noch ein schwerer Autounfall hinzu. Dabei hatte der Marathon-Olympiasieger von Peking 2008 großes Glück, dass er mit leichten Verletzungen davonkam.
Ob überhaupt und in welcher Form Sammy Wanjiru am 17. April in London am Start stehen wird, erscheint angesichts seiner derzeitigen Probleme sehr fraglich. Der erst 24-Jährige wäre nicht der erste kenianische Läuferstar, dessen Leben nach großen Erfolgen und entsprechendem Reichtum aus der Bahn läuft. Vor einigen Jahren galt Evans Rutto nach Siegen beim Chicago- und beim London-Marathon als der Mann der Zukunft über die klassische Distanz.
Doch Alkoholprobleme machten aus dem Supertalent einen Mitläufer. Zwischen 1996 und ’98 brach Daniel Komen sechs Weltrekorde – bis heute ist seine 3.000-m-Zeit von 7:20,67 Minuten unerreicht. Doch dann verlor der große Gegenspieler von Haile Gebrselassie mit Anfang 20 die Konzentration, tauchte unter und schaffte trotz eines späteren Versuches nie wieder den Anschluss an die Weltspitze.
Alkohol und Misswirtschaft machten aus Kenias früherem 10.000-m-Weltrekordler Henry Rono in den 90er Jahren sogar einen Obdachlosen.
Eigentlich hat Sammy Wanjiru eine Entwicklung hinter sich, die nicht dafür spricht, dass er so schnell auf die schiefe Bahn geraten könnte. Der Olympiasieger ist ein gebildeter Mann. Mit 16 Jahren zog Sammy Wanjiru nach Japan, wo er ein Stipendium bekam und einige Jahre lebte. Japanisch und Englisch spricht er fließend.
Doch nun soll Sammy Wanjiru Ende Dezember in seinem Wohnsitz in Nyahururu – die Stadt liegt etwa zwischen Nairobi und Eldoret – seine Frau Tereza Njeri, mit der er zwei kleine Kinder hat, und seine Haushälterin mit einer Kalaschnikow bedroht haben. Mit dem Gewehrkolben habe er zudem einen seiner Wachleute verletzt. Ob das Gewehr, dessen Besitz für Privatpersonen illegal ist, geladen war, ist nicht klar. Kenianische Medien berichten, ein Magazin habe die Polizei, die unter anderem Wanjirus Tresor beschlagnahmt habe, nicht gefunden.
Dass wohlhabende Kenianer – darunter sind etliche Läufer – Waffen zur Selbstverteidigung besitzen, dürfte nicht ungewöhnlich sein. Überfälle auf prominente Athleten gab es immer wieder. Auch Wanjirus Familie wurde im Herbst 2008, relativ kurze Zeit nach dem Olympiasieg, von einer bewaffneten Bande überfallen.
Nach einer Nacht in einer Gefängniszelle am 29. Dezember kam Sammy Wanjiru gegen Zahlung einer Kaution von umgerechnet rund 2.700 Euro wieder frei. Der zweifache World Marathon Majors-Sieger bestreitet die Vorwürfe und ließ über seinen Anwalt mitteilen, es handele sich um eine Intrige. Am 14. März soll die Verhandlung vor Gericht beginnen.
Nachdem die kenianische Zeitung ,The Nation’ zunächst berichtet hatte, dass sich Wanjiru und seine Frau wieder versöhnt hätten, hieß es einige Tage später in dem Blatt, dass Tereza Njeri nun doch die Scheidung einreichen wolle und ihren Anteil vom Vermögen des Gatten einfordere. Ein weiterer Prozess könnte dann auf Sammy Wanjiru zukommen.
Glück im Unglück hatte der aktuelle Chicago-Marathon-Sieger dann am vergangenen Freitag. In der Nähe der Stadt Nakuru (nordwestlich von Nairobi) wollte Sammy Wanjiru am Steuer seines Geländewagens einem Schlagloch ausweichen. Als ihm zugleich ein Lastwagen entgegenkam, verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug, das sich dann abseits der Straße mehrfach überschlug und stark beschädigt wurde.
Wanjiru erlitt bei dem Crash nur leichte Verletzungen und verzichtete auf einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus von Nakuru.
race-news-service.com