Saint Ralph – Ich will laufen - Drama, Komödie | Kanada 2004 - Cinefacts ©odeonfilms
Saint Ralph – Ich will laufen – Drama, Komödie | Kanada 2004 – Cinefacts
-
| INHALTSANGABE
- Der 14-jährige Ralph Walker besucht in den fünfziger Jahren eine Ordensschule. Ständig fällt er wegen kleiner Sünden auf, muss zur Beichte und Strafarbeiten erledigen. Sein Vater ist im Krieg gestorben, seine Mutter liegt im Krankenhaus. Eines Tages fällt sie ins Koma. Ralph hört die Krankenschwester sagen, dass nur ein Wunder sie wieder wecken kann.
Als er dann noch von einem Lehrer hört, es wäre ein Wunder, wenn jemand von seiner Schule den Boston Marathon gewönne, steht Ralphs Ziel fest: genau dieser berühmte Marathon! Sein Sieg wird seine Mutter wieder aufwachen lassen.
- Ralph trainiert eisern mit Hilfe eines Ratgebers für Läufer. Seine Ausdauer überzeugt auch Pater Hibbert, der sein Trainer wird. Auch andere Helfer gesellen sich hinzu: sein Freund Chester, sein erster Mädchenschwarm Claire.
- Doch der Schuldirektor verbietet Ralph und seinem Trainer die Fahrt nach Boston.
-
| FILMKRITIK
- Der arme Ralph ist bereits ein halber Waise, dann fällt auch noch seine Mutter ins Koma. Wenn sie nicht wieder aufwacht, muss der Junge in ein Heim. Doch Ralph ist kein Leidender. Vielmehr ist der Pubertierende leichtfüßig wie ein Sprinter. Er lebt in der aufregendsten aller Lebenszeiten und ist ständig dabei, die Leute mit Witz, einer Unzahl von seltsamen Ideen und ihrer hartnäckigen Umsetzung auf sich aufmerksam zu machen.
Das Leben in der Ordensschule wäre wirklich grauenhaft, hätte Ralph nicht diese unschuldig-kreative Art, sich über einige Gebote hinwegzusetzen. Der kanadische Regisseur und Drehbuchautor Michael McGowan persifliert mit frischem Witz den Kontrollzwang und die ständige Angst vor Sünde an dieser Schule. Von Anfang an bezaubert dieser Humor, wenn Ralph zum Beispiel bei der wöchentlichen Beichte sagt, er habe 22 fleischliche Sünden begangen.
Ralph wird brilliant gespielt von Adam Butcher als Kind, das den Erwachsenen langsam davonläuft, weil es sich seine eigenen Wahrheiten zusammenreimt. Zunächst passiert ihm ein schreckliches Missgeschick im Schwimmbad, das ihn zum Gespött des ganzen Ortes macht. Dann bringt er auch noch mit leicht missratenen Komplimenten das Mädchen Claire ins Staunen. Doch das Koma seiner Mutter lässt Ralphs Fantasie und Willenskraft zu Hochtouren auflaufen. Er bringt Musik und stark riechende Sachen ins Krankenzimmer, um die Erinnerung seiner Mutter zu stimulieren.
Und dann diese zähe Ausdauer, mit der der 14-Jährige ein tägliches Laufpensum aufnimmt. Alle Ratschläge aus einem Buch befolgt, wie rückwärts laufen, bei Vollmond laufen. Und das, obwohl Pater Hibbert sagt, der Autor sei verrückt geworden. Wenn dieser kindliche Ralph über Wiesen mit hohen Gräsern dahinprescht, sieht er aus wie ein junges Fohlen, das seine künftige Kraft zu spüren beginnt. Sowohl Adam Butcher als auch der Regisseur haben eigene Erfahrungen als Läufer in Aufnahmen umgesetzt, die ihre Begeisterung spüren lassen.
Am spannendsten ist der Kontrast zwischen Ralphs unbeschwerter, offener Natur und der religiösen Schwere, die ihm ständig eingeimpft wird. Er nimmt das auch alles sehr ernst, mit dem Wunder, mit den drei Voraussetzungen dafür, die da lauten: Glauben, Gebet, Reinheit. Akribisch muss jedes dieser schwierigen Unterziele erreicht werden, wobei die seltsamsten, lustigsten, skurrilsten Ideen entstehen in den Köpfen von Ralph und seinen jugendlichen Helfern. Beim Trainieren will Ralph sogar von den Märtyrern lernen.
„Saint Ralph“ serviert keine billige Erfolgsstory und drückt auch nicht auf die Tränendrüse, vor allem aber bleibt der Film erfrischend frei von moralischen Absichten. Die ganze Geschichte gehört dem Jungen und seiner Pubertät in einem bis zur Lachhaftigkeit widrigen Umfeld. Trotz allen Spaßes, den es hier reichlich gibt: Manche wenige Szenen rühren einen auch unvermittelt und heftig zu Tränen. Eine außergewöhnlich stimmige, witzige, aber auch anrührende Geschichte über einen Jungen, dessen frischen Gesichtsausdruck man lange nicht vergessen wird.
-
| FAZIT
- Außergewöhnliche, leichtfüßige Komödie über einen 14-jährigen Ordensschüler, der als Marathonläufer ein Wunder vollbringen will.
-
| BEWERTUNG
- Dieser Film erreichte auf einer Skala von 0 – 5 Punkten (5 = sehr gut) folgende Wertung
- Gesamtwertung:
- Autor: Bianka Piringer
Quelle: Cinefacts