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25
11
2006

\"Schließlich wird von mir als Vize-Europameisterin auch einiges erwartet, wenn ich am Start wäre\"

Sabrina Mockenhaupt Zweite in Darmstadt – und verzichtet auf einen EM-Start im italienischen San Giorgio – Michael Schering überraschend starker Dritter hinter den beiden Kenianern Keitany und Kipchilat

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Für die hartgesottenen Crossläufer macht erst Regen einen Parcours richtig kernig. Und genau das fanden die 1100 Teilnehmer des Darmstadt-Cross, der damit am Sonntag bei der 22. Auflage ein Zulauf wie nie zuvor zu verzeichnen hatte, auf der ideal gelegenen Lichtwiese vor. Dauerregen hatte das tückische Wiesengelände am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt noch schwieriger gemacht, als es ohnehin schon zu belaufen ist. Das Auftreten der deutschen Crosselite war auf der früheren Flugwiese Darmstadts allerdings weniger für die anwesenden Lauftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zum Abheben.
„Ohne einige unserer Leistungsträger wird die Nominierung für die Cross-Europameisterschaften im Männer- und Frauenbereich sehr schwer“, gesteht Langstrecken-Bundestrainer Detlef Uhlemann ein, zumal durch die Premiere der U 23-Meisterschaften weitere Mannschaften für die Cross-Europameisterschaften am 10. Dezember im italienischen San Giorgio bei Mailand benannt werden sollen. „Bei den U 23-Junioren und Jugendlichen sieht es allerdings schon wieder anders aus, da haben wir heute zumeist kompakte Felder gesehen, die zu Hoffnungen Anlass geben!“

Obgleich die letztjährige Cross-Europameisterschaftszweite Sabrina Mockenhaupt gegen die Kenianerin Caroline Chepkwony eine starkes Rennen zeigte, wird die für den Kölner Verein für Marathon startende Siegerländerin diesmal dem europäischen Cross-Höhepunkt Mitte Dezember in Italien fernbleiben. „Nach der vierteljährigen Verletzungspause im Frühjahr wird man nachdenklich. Meine Saison war nicht zuletzt durch den Halbmarathon beim Ford Köln-Marathon doch noch sehr lang, deshalb habe ich nach einer Trainingspause noch nicht den Leistungsstand des Vorjahres. Schließlich wird von mir als Vize-Europameisterin auch einiges erwartet, wenn ich am Start wäre.

Mit dem Ergebnis heute kann ich zwar sehr zufrieden sein, doch bei der EM habe ich einen Ruf zu verlieren!“ Sie warb dicht umringt im Zieleinlauf um Verständnis für ihren Startverzicht. „Ich war jedes Jahr dabei, natürlich bin ich wieder einmal dabei. Ich muss einfach vorsichtiger sein und mehr auf meinen Körper hören“. Und denkt bereits an eine starke Hallensaison – und die Weltmeisterschaften in Osaka im Jahr 2007. Das schwächt natürlich eine deutsche Frauenmannschaft für das europäische Querfeldein-Championat. „Über die Nominierung muss ich erst einmal eine Nacht schlafen“, gesteht Uhlemann gedenk der schwierigen Konstellation. Zumal auch die deutsche Crossmeisterin Susanne Hahn in Darmstadt zwar den deutschen Hochschulmeistertitel über die 5 500 m-Distanz gewinnen konnte, aber als Fünfte überraschend gegen ihre Freundin Birte Bultmann eine Niederlage einstecken musste. Die Braunschweigerin hinterließ allerdings als Vierte hinter der Kenianerin Susan Kurui einen starken Eindruck.

Für eine starke U 23-Nationalmannschaft empfahlen sich mit der 3000 m-Hindernismeisterin Verena Dreier (8.) und der letztjährigen deutschen Cross-Jugendmeisterin Ingalena Heuck (9.) zwei junge Läuferinnen, die sich couragiert in Szene setzen konnten.

Während im Langstreckenrennen der Männer über 9 100 m die beiden Kenianer Elijah Keitany und Philiemon Kipchilat an der Spitze ein „eigenes Rennen“ liefen, entbrannte um Rang drei ein interessantes Duell. Hier hatte sehr zur Freude von Bundestrainer Uhlemann der Leipziger Michael Schering die Nase gegen den stark auftrumpfenden Schweizer Stéphane Joly vorne. Im Kampf um Rang fünf setzte sich mit Oliver Mintzlaff ein alter Haudegen durch, der bereits seit vielen Jahren gerade im Cross stets zu starken Auftritten bereit ist.

Als Fünfter kündigte der Freiburger trotz großer beruflicher Inanspruchnahme als Puma-Marketingmanager seine neuerlichen Ambitionen für einen EM-Start in San Girogio an. „Welche Alternativen hat der DLV denn, wenn man mich als Zweiter der offiziellen Europameisterschafts-Qualifikation nicht berücksichtigen will!“ Im unnachahmlich kämpferischen Einsatz hatte der 31jährige Mintzlaff auf der Zielgeraden den nicht minder überzeugenden Junioren-Crossmeister Steffen Uliczka niedergespurtet. Nur wenige Sekunden zurück auf Rang acht mit dem 20jährigen Christian Glatting eine weitere Hoffnung für die U 23-EM-Mannschaft, dichtgefolgt von dem nach Achillessehnenproblemen wieder erstarkten Cross-Mittelstreckenmeister Dominik Burkhardt dank starker Schlussphase.

Packend auch die Cross-Sprints über 600 m, bei denen sich mit Ktrin Trauth und Martin Conrad die aktuellen deutschen Juniorenmeister über 800 m durchsetzen konnten.

Wilfried Raatz

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