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03
09
2017

(v.l.): Thea Heim, Anna Hahner, Corinna Harrer, Sabrina Mockenhaupt ©Wilfried Raatz/ wus-media

Sabrina Mockenhaupt überrascht sich selbst mit dem 45. Meistertitel – Amanal Petros im Spurt vor Simon Boch und Philipp Pflieger – Arne Gabius vorzeitig aus dem Rennen – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Von wegen langweilig – die Deutschen 10 km-Meisterschaften in Bad Liebenzell boten Spannung pur bis auf die Ziellinie. Und es waren die Titelkämpfe der Rückkehrer.

Sabrina Mockenhaupt holte sich nur sechs Wochen nach zwei Operationen im Gesäßbereich in einem spannenden Rennen etwas überraschend ihren 45. Meistertitel an der Nagold vor der nach dem Olympischen Marathon in Rio wieder ins Wettkampfgeschehen eingestiegenen Anna Hahner und Corinna Harrer.

Bei den Männern ging es nicht minder eng zu: Im packenden Finale setzte sich Amanal Petros knapp gegen Simon Boch, Philipp Pflieger und dem wegen einer Operation um den Olympiastart gekommenen Hendrik Pfeiffer durch und wäre fast im Eifer des Gefechts an der Zielkurve vorbeigelaufen.

Der nach längerer Verletzungspause wieder startende Arne Gabius sorgte dabei gleich zu Beginn des Rennens für einen Aufreger, da er als der vermeindliche Favorit schon nach 2,5 km wegen Magen-Darm-Problemen ausgestiegen war.

Den Auftakt bei den mit 720 Meldungen gut besetzten Deutschen Meisterschaften in Bad Liebenzell, das ein Jahr nach den Halbmarathon-Titelkämpfen wiederum Austrag einer DLV-Meisterschaft war, machten die Männer (und Jung-Senioren).

Aus einer kompakten Spitze mit dem Titelverteidiger Florian Orth, dem 10.000 m-Meister Simon Boch, dem U23-Vize-Europameister Amanal Petros, Marathon-Olympiastarter Philipp Pflieger, Hendrik Pfeiffer und Arne Gabius sowie Sebastian Hendel und Thorben Dietz blieben in der Schlussrunde noch Orth, Pflieger, Boch, Petros und Pfeiffer übrig, die sich in einem dramatischen Finale nichts schenkten.

Das bessere Ende dann für Amanal Petros, der zunächst fast an der Zielkurve vorbei gelaufen war und geistesgegenwärtig noch reagieren konnte – und den harten Sprint gegen Simon Boch bestand. Mit 29:02 lag er im Ziel gerade eine Sekunde voraus. „Ich war heute im Kopf stark und bin überglücklich, Deutscher Meister zu sein!“ gestand der U23-EM-Zweite von Bydgoszcz (Polen), dem damit eine erfolgreiche Revanche gegen Simon Boch gelang, dem er noch Anfang Mai auf der Bahn unterlegen war.

Und dieser freute sich trotz der hauchdünnen Niederlage. „Ich bin vielleicht etwas zu früh in die Offensive gegangen“, bemängelte er, zeigte sich aber zugleich hochzufrieden: „Mir ist erstmals eine komplette Saison verletzungsfrei gelungen!

Vorrangig Philipp Pflieger hatte sich an der Spitze gezeigt und vielleicht durch seinen flotten Startkilometer von 2:52 mit dafür gesorgt, dass Arne Gabius sehr schnell aus dem Rennen gegangen war. „Ich habe diese Woche noch gut trainiert, hatte aber heute Magen-Darm-Probleme und deshalb keinen Druck aufbauen können!“

Rang vier schaffte Hendrik Pfeiffer in 29:12 Minuten, der damit wie Simon Boch Hausrekord erreicht Für den Vorjahresmeister gab es trotz 29:19 nur Rang fünf, aber im Verbund mit Boch und Pflieger den Mannschafts-Meistertitel. Ein starkes Rennen lieferte auf Rang 6 der U23-Zweite (hinter Amanal Petros) Sebastian Hendel von der LG Vogtland in 29:26 Minuten ab.

„Ein geiler Titel“ freute sich Sabrina Mockenhaupt diebisch über den Gewinn der 45. Meisterschaft ihrer superlangen Karriere. Denn viele hatten die kleine Siegerländerin im Dress des Lauf Team Haspa Hamburg-Marathon nach der schwierigen Operation im Gesäßbereich schon abgeschrieben, aber nicht mit der kampfstarken „Mocki“ gerechnet. Ganz in ihrem Metier ließ sie sich vom Start weg in der ersten Reihe zusammen mit Corinna Harrer, Anna Hahner und Laura Hottenrott sehen – und forcierte in der Schlussrunde derart, dass sie die lange Hauptstraße durch Bad Liebenzell schon mit einem kleinen Vorsprung durchlaufen konnte.

„Es war schon sehr hart“, gestand sie und zog sogleich mit markigen Worten über ihre Kritiker und das DLV-eigene Online-Magazin vom Leder, dass es sich „gewaschen“ hatte. Weil man sie schlichtweg mehr oder weniger deutlich bereits abgeschrieben hatte.

„Mocki ist schon ein Fuchs“, zeigte sich Anna Hahner über den meisterschaftsreifen Auftritt ihrer Konkurrentin anerkennend – und war sichtlich zufrieden mit ihrem eigenen Rennen. Noch am Vorabend war sie noch mit ihrer Zwillingsschwester im Fernsehen mit einer einarmigen Liegestützaktion zu sehen. 

Mit 33:45 Minuten lag sie sieben Sekunden hinter Sabrina Mockenhaupt zurück, hielt aber erstaunlicherweise die spurtstarke Corinna Harrer in Schach, die drei Sekunden dahinter auf dem Bronzeplatz einkam.

Eindrucksvoll die Plätze vier und fünf: Mit 34:07 kehrte Franziska Reng nach einer Fraktur des Wadenbeins zurück in die Laufszene, gefolgt von Thea Heim (34:10) – damit war der LG Telis Finanz Regensburg eine exzellente Revanche gegen dem Lauf Team Haspa Marathon Hamburg geglückt, die vor Jahresfrist beim Heimspiel an der Binnenalster 10 km-Mannschaftsmeister geworden waren.
 
Wilfried Raatz

author: GRR

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