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03
05
2009

Überzeugender Auftritt unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Nebenplatz des Weserstadions – Überaschungscoup durch Filmon Ghirmai

Sabrina Mockenhaupt läuft WM-Norm über 10.000 bei den Deutschen Meisterschaften im Alleingang – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Es sah spielerisch locker aus, wie Sabrina Mockenhaupt ihre 25 Runden herunterspulte zur WM-Norm. „Das täuscht. Es war schon hart, alleine die ganze Strecke zu laufen“, bekannte die 28jährige Siegerländerin im Trikot des Kölner Verein für Marathon.

„Acht Runden vor Schluss habe ich schon daran an einige Ausstiege in früheren Rennen gedacht. Das war aber heute kein Thema, auch wenn es schon schwer war, das Tempo konstant hoch zu halten. Aber es ist schon ein beruhigendes Gefühl, wenn man weiß, dass man zehn oder zwölf Sekunden Polster hat“.

Es ist schon imponierend, wie Sabrina Mockenhaupt ähnlich wie Irina Mikitenko „ihren“ Weg in Richtung Berlin gestaltet. Zuerst die starke Vorstellung als Siegerin des Berliner Halbmarathons – und nun die WM-Norm auf der längsten Bahndistanz. Dies allerdings praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Nebenplatz 11 des Bremer Weserstadions, in dem sich allenfalls 200 Teilnehmer und Betreuer verloren. Zur Entscheidung, ob sie bei den Weltmeisterschaften in Berlin den 10 000 m oder vielleicht doch dem Marathonlauf den Vorzug geben würde, wollte die kleine Siegerländerin keinen Kommentar abgeben.

Aber es war ohne Frage auffällig, mit welcher Leichtigkeit sie die 31:27,56 Minuten herunterlief. „Ich laufe gerne die 10.000 m, aber auch auf der Straße. Es motiviert mich, wenn ich sehe, wie Irina Mikitenko ihr Ding macht. Ich habe mir am vergangenen Sonntag den London-Marathon angeschaut und war richtiggehend heiß auf das Rennen heute!“

Die Konkurrenz war allerdings in keiner Phase des Rennens in der Lage, auch nur im Ansatz ein ähnlich hohes Tempo aufzunehmen. Schon nach einer Stadionrunde hatten Simret Restle, Birte Bultmann und die anderen Starterinnen bereits 100 Meter und mehr Rückstand, nach 3400 m war das gesamte Feld erstmals überrundet, nach 8 800 m bereits ein zweites Mal. Drei Minuten (!) hinter „Mocki“ lief mit Simret Restle (LG Eintracht Frankfurt) nach 34:27,05 die Vizemeisterin ins Ziel Hinter der Drittplatzierten Birte Bultmann (TV Wattenscheid) kam schon die Juniorenmeisterin Susi Lutz (LG Telis Finanz Regensubrg) ins Ziel, die mit 35:00,52 über die 25-Runden-Distanz debütierte.

Ein starkes Rennen lief dicht gefolgt auch die 20jährige Anna Hahner (PSV Grün-Weiss Kassel), vor wenigen Wochen mit dem Nachwuchs-Förderpreis der Straßenlauf-Veranstalter German Road Races ausgezeichnet, aber auch die dritte Juniorin, Christiana Kröckert (TSV Bayer Leverkusen/ 35:18,31).
    
Den zweiten Titel für die LG Telis Finanz Regensburg holte zum Auftakt der Veranstaltung Corinna Harrer im 5000 m-Lauf der Weiblichen Jugend in 16:48,95 Minuten.

Alleine der Meister hat alles richtig gemacht, so ließe sich das Ergebnis des Männerrennens umschreiben. „Ich habe Glück gehabt, dass ich immer wieder herangekommen war. Letztlich war es für mich ein einfacher Titelgewinn“, kommentierte dann auch Filmon Ghirmai seinen Überraschungscoup im Bremer Weserstadion mit einem Spurtsieg in 29:40,06 Minuten. „Wenn Fili eine Runde vor Schluss dran ist, dann gewinnt nur er“, prophezeite Langstrecken-Bundestrainer Detlef Uhlemann in einem ganz auf Taktik angelegten Rennen, das alleine durch einen schnellen Schlußkilometer Endzeiten unter 30:00 Minuten brachte.

So kam es letztlich auch, denn aus dem Windschatten heraus überspurtete der Tübinger Hindernisspezialist den Vorjahresmeister Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München) auf der Zielgeraden. „Einmal wollte ich 10.000 m laufen. Und dann ist es gleich ein deutscher Meistertitel geworden!“

Im Vorjahr hatte Hallmann im 10.000 m-Meisterschaftsrennen in Menden zwar gegen Juniorenmeister Zelalem Martel verloren, durfte sich aber mit dem Männertitel trösten, in diesem Jahr lagen war die besten Junioren hinter ihm, dafür musste er die Spurtniederlage gegen Filmon Ghirmai hinnehmen. „Ich habe versucht, gegen den Wind wegzukommen. Das ist mir leider nur bedingt gelungen. Alle anderen konnte ich auf den letzten beiden Kilometern loswerden, bis auf einen. Mir war natürlich klar, dass ich im Spurt gegen Fili keine Chance haben würde!“

Neben dem neuen Meister Ghirmai überraschte auch der im Vorjahr wegen einer Verletzung pausierende Carlo Schuff (PST Trier) mit Rang drei und 29:49,18 Minuten. „Ich bin mit Köpfchen gelaufen und war in der Endphase einfach dabei. Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet!“ freute sich der 29jährige Trierer. Auf Rang vier dann der letztjährige Juniorenmeister Zelalem Martel (LG Neckar-Enz), der allerdings schon nach acht Kilometern aus der Spitzengruppe herausgefallen war.

Grund zum Jubel hatten aber auch die beiden schnellsten Junioren Rico Schwarz (ASV Erfurt) und Musa Roba (TV Gelnhausen), die mit 29:53,19 bzw. 29:54,30 Minuten unter der Norm für die U 23-Europameisterschaften in Kaunas blieben.
 
Wilfried Raatz

 

author: GRR

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