2013 IAAF World Outdoor Championships Moscow, Russia August 10-18 Photo: Andrew McClanahan@PhotoRun vicath1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
Russische Leichtathletik – Nicht nur schwarze Schafe – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Jelena Isinbajewa wird unterm Zuckerhut nicht nur ihr Comeback als Stabhochspringerin geben. Die junge Mutter, zweimalige Olympiasiegerin, siebenmalige Weltmeisterin und vielfache Millionärin wird bei Olympia 2016 in Rio auch für einen Platz im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) kandidieren. Wie bitte?
Die russischen Leichtathleten sind doch vom Weltverband IAAF ausgeschlossen. Ungerecht, grundlos und unehrlich gegenüber denjenigen, die wie sie mit dem Skandal nichts zu tun haben, klagt nun Jelena Isinbajewa. Sie fordert Hilfe vom IOC und von der IAAF. Nicht sie dürfe im Kollektiv mit bestraft werden, sondern es solle allein die schwarzen Schafe treffen.
Damit spricht sie paradoxerweise nicht für einzelne Athleten, sondern macht sich zum Sprachrohr ihres sanktionierten Verband.
Denn die Unabhängige Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur hat mehr als deutlich belegt, dass die Präsidenten des russischen und des Weltverbandes, Valentin Balachnitschev und Lamine Diack, gemeinschaftlich ein System unterstützten, in dem Trainer und Wissenschaftler systematisch Athleten dopten und erpressten.
Vor allem um die Struktur des Missbrauchs und des Betruges geht es in dem Bericht – um das Versagen von Verbänden und Dopingbekämpfung. Sowie fehlender staatlicher Verantwortung. Es wäre grotesk, dies in Schuld und Unschuld einzelner Sportler teilen zu wollen.
These von Einzeltätern
Nur individuelle Schuld dürfe sanktioniert werden, behauptet dagegen Jelena Isinbajewa. Strafe müsse sein, einerlei, wo gedopt wird. Diese These von Einzeltätern, die – jeder für sich allein – sich am großen, schönen Ganzen versündigten, ist von gestern. Folgte man ihr, müssten einzelne Sportler den Kopf hinhalten für systematische Manipulation, insbesondere in autoritären Staaten. Auch Opfer von Erpressung und Missbrauch würden damit verantwortlich gemacht im Reiche Putins.
Fehlen die russischen Leichtathleten in Rio, dürften Frau Isinbajewa viele Stimmen fehlen bei ihrer Kandidatur für die IOC-Athletenkommission. Fehlen die russischen Leichtathleten, und mit ihnen die Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa, würde dies aber auch die Machthaber treffen, die sich mit den Erfolgen der einzelnen Athleten schmücken und die anders nicht zu sanktionieren sind.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Donnerstag, dem 10. Dezember 2015
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