Ron Clarke ist tot – Michael Gernandt in der Süddeutschen Zeitung

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By GRR 0

Rekordläufer ja, Siegläufer nein. Kein international renommierter Langstreckler ist so oft gestolpert über dieses ungeschriebene Gesetz der Leichtathletik wie Ron Clarke.

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Mitte der 1960er-Jahre stellte der Australier auf den Distanzen zwischen 2 Meilen und dem Stundenlauf (u.a. 5000 m 13:16,4 und 10.000 m 27:39,4) 19 Weltrekorde auf, aber nie gewann er ein internationales Championat.

Bronze über 10000 m bei den Spielen 1964 in Tokio, im Jahr bevor er vor allem in Europa zur Rekordjagd blies – mehr war auf höchstem Niveau nicht zu holen für den Mann, der nicht langsam laufen, aber auch nicht spurten konnte.

1968 beim Olympia in Mexiko City geriet Clarke ins Zentrum einer Diskussion, die von Medizinern bereits Monate vor den Spielen heftig angeheizt worden war: Riskieren Ausdauersportler in 2200 m Höhe ihre Gesundheit, gar ihr Leben?

Ihre Sorge schien berechtigt zu sein: Denn Favorit Clarke brach im Ziel des 10.000-m-Finals, in dem er die Konkurrenz mit seinem Tempodiktat nie hatte beeindrucken können, bewusstlos zusammen.

Nach der Clarke-Ära versuchten Flachlandläufer ihre physiologischen Nachteile gegenüber der dann aufkommenden, in der Höhe lebenden Konkurrenz aus Ostafrika mit Höhentraining auszugleichen.

Unter den Folgen des Kollapses soll Clarke jahrelang gelitten haben.

Am Mittwoch (17.6.) ist der Australier im Alter von 78 Jahren in Melbourne gestorben.

Michael Gernandt in der Süddeutschen Zeitung, Mittwoch, dem 17. Juni 2015