Vor der Wende nutzte er einen genehmigten Verwandtenbesuch im Westen zu einem Start beim Berlin-Marathon, den er anonym bestritt, aber trotzdem auf das Titelbild von SPIRIDON geriet mit dem Slogan: „Ein Berliner freut sich, dass er in seiner Heimatstadt Marathon laufen kann.“
Roland Winkler – Als Opa noch EurOPAmeister – VON MANFRED STEFFNY in SPIRIDON
Roland Winkler ist nicht nur Läufer und Triathlet, sondern auch Veranstalter. Er war als Race Director bei mehreren Marathonläufen im Ausland bei den Premieren dabei, in Ägypten, in Mauritius u.a.m., auch den Hellersdorf Marathon hat er mit aus der Taufe gehoben. Seit 1990 ist er mit seinem Team verantwortlich für den Start des BERLIN-MARATHON. Bei dem einzigartigen Berliner Team-Marathon- jeweils im Januar des Jahres – ist er seit Jahrzehnten als erfolgreicher Organisator (und als Läufer) aktiv.
Im Triathlon mit 62 Jahren schaffte Roland Winkler endlich einen Titel. In Frankfurt bei der Ironman-Europameisterschaft wurde er Sieger der M60. Als Marathonläufer war ihm 1972 eine Olympiateilnahme nicht vergönnt, weil die Normen in der DDR zu hart waren. Nun erfüllte er sich einen Traum: die Teilnahme bei der Ironman-WM auf Hawaii.
Die erste Karriere war schon 1972 vorbei. Roland Winkler, ein ausgezeichneter Marathonläufer, fiel beim harten Ausleseprinzip des Deutschen Verbandes für Leichtathletik durch die Ritze. Er war nur 2:17 gelaufen, 3 min zu langsam für eine Olympiateilnahme in München.
Trotz weiterer starker Leistungen über 1.500 m mit 3:48 min, 5.000 m 13:57, min und 10.000 m in 29:10 min war dies das Aus für den Leistungssportler des SC Dynamo Berlin, für den er sechs Jahre als privilegierter Läufer starten durfte. „Ich wurde ausdelegiert wegen Perspektivlosigkeit“, erklärte Winkler.
Die zweite Karriere war dann der Ultralauf. Denn gelaufen wurde natürlich weiter. Den gebürtigen Sachsen zog es seit 1975 zum Rennsteig, wo der Supermarathon auf wechselnden Distanzen zwischen 65 km und 75 km ausgetragen wurde. 1976 gewann Winkler nach seinem ersten Auftritt 1975 dort und blieb in der Folge dabei. Mit wechselnden Ergebnissen sollte er 34 Mal in Folge am Rennsteiglauf teilnehmen. Daneben lief Winkler auch die 100 km und musste sich da trotz ausgezeichneten 6:45 h (DDR-Bestleistung) auf die 10-km-Runde in Grünheide beschränken, denn Auslandsstars waren nur im befreundeten sozialistischen Ausland möglich.
Als er einmal auf eigene Faust zum Friedensmarathon nach Moskau reiste, gab es auch da Schwierigkeiten mit der Stasi. Doch der reiselustige Winkler war kaum aufzuhalten. Vor der Wende nutzte er einen genehmigten Verwandtenbesuch im Westen zu einem Start beim Berlin-Marathon, den er anonym bestritt, aber trotzdem auf das Titelbild von SPIRIDON geriet mit dem Slogan: „Ein Berliner freut sich, dass er in seiner Heimatstadt Marathon laufen kann.“
In all den Jahren war er ein regelmäßiger SPIRIDON-Leser. Mit verschiedenen Tricks wurde die verbotene Westliteratur nach Ost-Berlin geschmuggelt. Mit der Öffnung der Grenzen erwachte neue Wettkampffreudigkeit. Den 100. Marathon lief Winkler in New York, organisierte sogar Läufe in Afrika, behielt aber neben den zahlreichen Auslandsstart seine Serien am Rennsteig und beim Harzgebirgslauf bei.
Mit 60 Jahren hatte Winkler eine dritte Karriere im Sinn: den Ironman-Triathlon. Dabei kam ihm zugute, dass er seine sportliche Laufbahn mit sechs Jahren als Schwimmer in einer Leipziger BSG begonnen hatte. 2-4 Mal in der Woche nahm er am Schwimmtraining teil, nahm auch an Kurzwettbewerben bis zu seinem 19. Lebensjahr teil. „Daneben legte ich gute athletische Grundlagen durch vielseitigen Schulsport mit u.a. Turnen, Radfahren und Ballspielen“, betont Winkler.
Sein Lauftalent wurde mit 16 Jahren entdeckt, als er 1.000 m in 2:43 min lief und von da an gefördert wurde. Es folgten nach seiner Buchführung in 45 Laufjahren bis jetzt 195.000 Lauf-km, die er ohne wesentliche Verletzungen durchstand.
„Drei Jahre lang war ich schon Triathlet, zwischen 1963 und 1966, obwohl die Sportart noch nicht erfunden war, sogar in der richtigen Reihen folge: nachmittags Schwimmtraining, danach Fahrt mit dem Rad quer durch Leipzig und abends Lauftraining auf dem Sportplatz oder im Gelände.“
Beruflich ließ sich Winkler zum Sportlehrer ausbilden und ging nach Berlin, war drei Jahre auch Athletiktrainer für Eiskunstlauf. Neben dem Lauftraining stand als Ausgleich Schwimmen und Radfahren auf dem Programm.
Mitte der 80er Jahre erreichte die Triathlonwelle auch die DDR. Nur durfte man nicht eine amerikanische Modetorheit nachmachen, so heiß das Ganze Ausdauer-Dreikampf oder kurz A3K. Winkler machte bei einigen Wettkämpfen mit und wurde 1990 bei der ersten und einzigen DDR-Meisterschaft sogar DDR-Vizemeister in der M40 im Mitteltriathlon.
„Es gab einen Traum für mich und das war Hawaii“, erzählt Winkler. 2003 startete er dann tatsächlich beim Ironman in Zürich und erreichte „mit recht lockerer Vorbereitung“ 11:11 Stunden und den vierten Platz der M55. „Ich war von diesem Erlebnis begeistert. Zu meinem 60. Geburtstag fasste ich den Entschluss, ernsthaft die Hawaii-Quali in Angriff zu nehmen“, erklärte er. Das neue Fahrrad stand schon da, es war ein Geburtstagsgeschenk der Familie.
2007 war Winkler für Frankfurt zu spät dran mit der Meldung, doch 2008 klappte es. Ein- bis zweimal Schwimmtraining in der Woche reichten, das Wassergefühl war da, dazu kamen fast tägliche, doch wie er selbstkritisch meint, zu kurze Radfahrten und daneben das normale Lauftraining zwischen 50 und 100 km in der Woche mit relativ vielen Wettkämpfen, auch im Kurztriathlon.
In Frankfurt im Juli 2008 musste er dann einen von zwei „Slots“ für Hawaii in der M60 für Hawaii erkämpfen. Verletzungsfrei und sich topfit fühlend sprang er in den Langener Waldsee. Die große Unbekannte war die Stärke der Gegner in seiner Altersklasse. Nach dem Schwimmen im Neo hatte er ein sehr gutes Gefühl, lag mit ausgezeichneten 59:36 min für die 3,8 km mit großem Vorsprung in der M60 weit vorne. „Das Radfahren war nicht so schwer wie erwartet, machte Spaß und mit der Zeit von 5:37 h war ich zufrieden.“
Dann aber kam der Marathon, der wurde für den früheren Spitzenläufer noch schwierig. „Es lief nicht so flüssig wie erhofft, aber als mir nach etwa 25 km ein sicherer Vorsprung signalisiert wurde, konnte ich diesen Lauf ohne letztes Risiko und kontrolliert zu Ende bringen. Die letzten 200 m auf dem roten Teppich vor dem Römer waren emotional wahnsinnig ergreifend.“
Nun war er Europameister in der M60, hatte sich für Hawaii qualifiziert. EurOPAmeister, wie er betont, denn wenige Tage später bescherte ihm seine Tochter einen Enkel.
10:46:15,1 Stunden war die gute Endzeit, doch zeigt der Blick auf die Marathonzeit von 4:01:04 h, wo hier bis Oktober in Kona die Verbesserungsmöglichkeiten liegen.
Manfred Steffny in SPIRIDON
PS: Roland Winkler wurde beim diesjährigen Hawaii Ironman 9. (M 60 -64) von 38. Startern in einer Zeit von 11:53:59 – Herzlichen Glückwunsch OPA!
Der einzigartige 31. Team-Marathon findet am 17. Januar 2009 statt – Start ist um 11.00 Uhr im Plänterwald. Drei Läufer müssen von Anfang bis zum Ende den vollen Marathon gemeinsam laufen.