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06
05
2009

Am 6. Mai 1954 stellte der Engländer einen der markantesten Weltrekorde auf ,Sei stolz ein Engländer zu sein’ titelte eine Londoner Zeitung daraufhin

Roger Bannister Traummeile wird 55 – ein Rückblick auf einen der markantesten Weltrekorde

By GRR 0

Als Norris McWhirter an jenem 6. Mai 1954 an der Iffley Road von Oxford das Ergebnis verkündete, hörten die Zuschauer nur die erste Ziffer: 3. „Ich bin sicher, dass die 59,4 Sekunden kein Mensch mehr verstehen konnte. Das Publikum wollte nur die drei hören“, erklärte McWhirter in einem Interview der BBC. Gut 1000 Zuschauer hatten das kleine, zur Universität Oxford gehörende Stadion in ein Tollhaus verwandelt.

Sie waren Zeitzeuge geworden von einem der denkwürdigsten und markantesten Leichtathletik-Weltrekorde aller Zeiten – der Traummeile. Der Engländer Roger Bannister war die genau 1.609,3 Meter lange Distanz als erster unter vier Minuten gelaufen: 3:59,4 Minuten wurden gestoppt.

Fast 20 Jahre lang hatte man in der Leichtathletik von der Traummeile gesprochen – es war nur die Frage wann und wer es als erster schafft. „Die Vier-Minuten-Meile hatte etwas besonderes, etwas magisches. Es war ihre Symmetrie“, erklärte Norris McWhirter, der auch einer der Mitbegründer des Guinness-Buches der Rekorde war. Eine Meile sind knapp über vier Runden auf der Leichtathletik-Laufbahn. Dazu passten die vier Minuten perfekt. Das 55-jährige Jubiläum der Traummeile am heutigen Mittwoch erlebt Norris McWhirter nicht mehr. Er starb vor längerem an einem Herzinfarkt auf dem Tennisplatz.

Ein anderer wichtiger Begleiter von Roger Bannister lebt seit gut sechs Jahenr nicht mehr: Chris Brasher. Der spätere Olympiasieger über 3000 Meter Hindernis (1956) und Begründer des London-Marathons war an jenem 6. Mai der erste Tempomacher. Trotz windigem und regnerischem Wetter hatte sich der damals 25-jährige Roger Bannister dazu entschlossen, den Weltrekordversuch zu starten. Denn die Zeit drängte. Besonders der Australier John Landy schien in der Lage, als Erster die Vier-Minuten-Marke zu durchbrechen. Die Spannung war so groß, dass Brasher zunächst einen Fehlstart verursachte. Nach dem zweiten Versuch führte er seinen Freund Bannister genau nach Plan bis zur 1000-Meter-Marke. Dann übernahm Chris Chataway die Führungsarbeit für weitere 350 Meter, bevor Bannister zur Traumzeit stürmte.

Der Leichtathletik-Autor Heinz Vogel schrieb in seinem Band „Bahnbrecher der Leichtathletik“: „Das schlug nach den jahrelangen Diskussionen für, wider und um die ,Traummeile’ in aller Welt wie eine Bombe ein. ,Englischer Sieg über die Welt’ oder ,Sei stolz, ein Engländer zu sein’ lauteten die Schlagzeilen führender Londoner Zeitungen. Auf der Tagung der ehrwürdigen Oxford Union Society wurde ein Antrag eingebracht, die Sitzung für 3:59,4 Minuten zu unterbrechen, um Bannisters Rekord zu ehren.

Der berühmte Schwede Gunder Hägg, in der Periode zwischen 1942 und 1946 selbst ein großer Meilenläufer und Inhaber des Weltrekordes mit 4:01,3 bis zu jenem 6. Mai 1954, meinte: ,Ich war überzeugt, dass dieser Brite mit Hirn der erste sein wird, der eine Zeit unter vier Minuten schafft.’“ Roger Bannister studierte zu diesem Zeitpunkt Medizin in Oxford und arbeitete später als Neurologe.

„Diese Traumzeit wartete damals förmlich darauf, gelaufen zu werden. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und in der Lage, das zu schaffen“, erklärte Roger Bannister gegenüber der Nachrichtenagentur AP. „Mein Lauf wurde zu einem Symbol dafür, eine Herausforderung anzunehmen. Ich sehe diesen Weltrekord gerne als eine Metapher nicht nur für den Sport sondern für das Leben und seine Herausforderungen.“

Heute vor 5 Jahren fand in Oxford an der Iffley Road anlässlich des 50. Jubiläums ein Sportfest statt. Roger Bannister war als Zuschauer im Mittelpunkt. Um 18 Uhr, genau zur selben Zeit wie vor 55 Jahren, fiel der Startschuss zu einem international besetzten Meilenrennen.

Die vier Minuten waren in Oxford keine Barriere.

Anmerkung: übernommen aus Wikipedia:

Sir Roger Gilbert Bannister, CBE (* 23. März 1929 in Harrow, Middlesex) ist ein britischer Leichtathlet und Neurologe.

Seine Spezialdisziplin war die Mittelstrecke. Auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 1948 in London hatte er verzichtet. Bei der Europameisterschaft 1950 in Brüssel gewann er im 800-Meter-Lauf die Bronzemedaille. Bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki kam er nicht über einen vierten Platz über 1500 m hinaus.

Danach setzte er sich das Ziel, als erster Mensch die Meile (= 1609 m) unter 4 Minuten zu laufen. Seine Sternstunde schlug am 6. Mai 1954 während seines Studiums in Oxford, wo er auf den Universitätssportgründen an der Iffley Road die Meile in 3:59,4 min lief, die sog Traummeile. Zwar wurde sein Rekord schon vier Wochen später durch den Australier John Landy gebrochen, die Tatsache, der Erste gewesen zu sein, sicherte ihm jedoch einen Namen in den Annalen.

Im gleichen Jahr sicherte er sich in Bern auch die Europameisterschaft über 1500 m und zog sich anschließend vom Wettkampfsport zurück.

Danach machte er Karriere als Neurologe und blieb auch dem Sport in vielen Funktionen erhalten. Von 1971 bis 1974 war er Vorsitzender des Sport Council of Great Britain und 1976 bis 1983 Präsident des International Council for Sport and Physical Recreation. 1975 wurde er von Königin Elisabeth II. geadelt. Er war Direktor der Nationalen Klinik für Nervenkrankheiten in London und Herausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften auf dem Gebiet der Neurologie.

author: GRR

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