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10
12
2010

Es war vor acht Jahren, dass ihn ein Telefonanruf mit der Bitte erreichten, sieben südsudanesische Kindersoldaten und zwei Waisen in seine Kazi-Mingi („Viel Arbeit)-Farm aufzunehmen.

Robert Hartmanns E-Mail aus dem Läuferland Kenia -„Kip“ Keino und sein soziales Engagement – Teil I.

By GRR 0

Erst in diesem Jahr feierte Kipchoge Keino einen seiner bemerkenswertesten Erfolge. Immerhin ist er siebzig, und man dachte, er hätte das Gebirge seines Lebens mit den vielen hohen Gipfeln schon längst bestiegen und jetzt kämen nur noch ein paar liebliche Hügel, genau richtig für den hoffentlich langen Lebensabend. Längst schon besitzt er seinen festen Platz in den Geschichtsbüchern des Sports und seines Landes.

Keino ist nämlich der Urvater des kenianischen Laufwunders. Er war der Erste und sofort ein Idol, und es ergab sich, dass Kenia nach der Unabhängigkeit im am 12. Dezember 1962 einen Volkshelden brauchte, und hier war er. Der Mittel- und Langstreckenläufer begründete seinen Ruhm durch zwei olympischen Goldmedaillen und zwar in Mexico-City 1968 über 1500 m und in München 1972 über 3000 m Hindernis. Seine Zeit von 3:34,9 Minuten im Aztekenstadion in der Atem raubenden Höhe von 2400 m Höhe entspricht auf Meereshöhe einer Leistung von 3:30 Minuten, womit er seiner Zeit ziemlich genau 25 Jahre voraus war.

In Kenia ist Keino, den sie gern Kip nennen, bis heute der bekannteste Bürger. Das mehr als am Sport besonders auch an seinem sozialen Engagement. Er besitzt keine Geschwister, seine Mutter starb im Kindbett. Solche Erinnerungen brannten sich ein, und vielleicht stand er deshalb schon zu Beginn der siebziger Jahre einer Waisen-Farm vor. Weil er die Kinder auch adoptierte – es sind knapp hundert –, gehört seine Familie zu den größten im Land.

Es war vor acht Jahren, dass ihn ein Telefonanruf mit der Bitte erreichten, sieben südsudanesische Kindersoldaten und zwei Waisen in seine Kazi-Mingi („Viel Arbeit)-Farm aufzunehmen. Der Anruf dauerte zur Verblüffung des jungen Amerikaners, der sie von der Kriegsfron erlöste, nur ein paar Minuten. Da war alles geklärt. Nach ihrer Ankunft erhielten die Jungen eine Schulausbildung, die einige von ihnen in diesem Jahr 2010 bis zur Hochschulreife geführt hat. Seitdem sagen sie „Daddy“ zu ihm.

Als Keino im Jahr 2000 im australischen Olympiaort Sydney mit dem meisten Stimmen der Bewerber zu einem der neuen Mitglieder des Internationalen Olympischen Comitees (IOC) gewählt wurde, war er selbst am meisten überrascht; denn sein Vorgänger Charles Mukora hatte wegen Bestechlichkeit sein Ehrenamt verlassen müssen, und die sonst in ihr Posten-Gescharrer vertieften Sportfunktionäre hatten sich für den frei gewordenen IOC-Sitz noch nicht schnell genug in Stellung bringen können.

Während Keino in diesem Tagen bei der IOC-Session in Südafrika seinen Platz nach neun Jahren als Altersgründen verlässt, steht er noch seinem Nationalen Olympischen Komitee weiterhin vor, zumindest bis London 2012.

 Den Sport hat er fast schon hinter sich gelassen,  das Engagement für die Waisen liegt heute in anderen Händen, die Kindersoldaten sind erwachsen geworden, für sein Nationales Olympisches Komitee baut er einen Nachfolger auf. Aber jetzt schlägt er gerade wieder eine neue Seite in seinem Leben auf: Er gründete in der Nähe der Provinzstadt Eldoret (ca. 300.000 Einwohner) und nahe seiner Farmen zweie Privatschulen.

Es sind die Kipkeino Primary School, also die Grundschule, die vor acht Jahren entstand und die im einem gepflegten Zustand ist, als sei sie erst vor kurzem eröffnet worden und die Kipkeino Secondary School.  Ihre erfolgreichen Absolventen erwerben die Hochschulreife.

Beide Schulen sind ebenerdig und in afrikanischem Stil einer würdigen Bescheidenheit gehalten. Der Baugrund war reichlich vorhanden. Beim jüngsten Ranking der 97 Oberschulen im Westen und Nordwesten Kenias belegte Keinos Schule den ersten Platz. Das verblüffte selbst Keino.

Schließlich war sie erst am 17. Mai eröffnet wurden – IOC-Präsident Jacques Rogge und sein Vizepräsident Dr. Thomas Bach waren bei der Einweihung anwesend.

Robert Hartmann aus Kenia

author: GRR

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