Rey kommt nach Hamburg zurück, Maisch im Rennen um Olympia-Ticket
Mit dem Hamburg-Marathon wird am Sonntag das größte deutsche Frühjahrsrennen über die 42,195-km-Distanz gestartet. 23.230 Läufer haben gemeldet, die Veranstalter gehen von gut 20.000 Startern aus. Spitzensportlich im Mittelpunkt werden der spanische Seriensieger Julio Rey und der Kenianer Wilfred Kigen stehen. Im Rennen der Frauen hofft Europameisterin Ulrike Maisch (LAV Rostock) die Qualifikation für Peking zu schaffen.
Bereits viermal hat der Spanier Julio Rey den nach Berlin zweitgrößten deutschen Marathon gewonnen: 2001, 2003, 2005 und 2006. Bei seinem Sieg vor zwei Jahren stellte der inzwischen 36-Jährige mit 2:06:52 Stunden einen spanischen Rekord sowie eine Kursbestzeit auf. Beide Rekorde sind nach wie vor aktuell. Man darf gespannt sein, in welcher Form der Spanier am Sonntag sein wird. Gleiches gilt für Wilfred Kigen. Eine Reihe von Kigens kenianischen Landsleuten hatten während der Unruhen in Kenia nicht wie gewohnt trainieren können. Wilfred Kigen war bei seinen letzten Rennen in Deutschland stets in Topform und hat vor einem Jahr in Hamburg nur ganz knapp im Sprintduell gegen Rodgers Rop verloren. Kigen stellte dabei mit 2:07:33 Stunden eine persönliche Bestzeit auf. Im Oktober gewann er dann zum dritten Mal in Folge den Frankfurt-Marathon.
Nicht der Sieg sondern die Olympianorm ist das Ziel zweier deutscher Läufer am Sonntag in Hamburg: Martin Beckmann (LG Leinfelden Echterdingen) hat bisher eine Bestzeit von 2:15:04 Stunden, die er 2004 in Berlin lief. Diese müsste er in Hamburg um mindestens 2:04 Minuten steigern, um das Ticket nach Peking zu lösen. Das wird kein leichtes Unterfangen, zumal er bei seinem Sieg bei den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften Anfang April in 66:08 Minuten seine Bestzeit über die halbe Distanz deutlich verpasste. Zudem sind für Hamburg Temperaturen von bis zu 20 Grad vorhergesagt.
Noch weiter weg scheint das Ziel Peking für Falk Cierpinski (SG Spergau) zu sein. Der Sohn des zweifachen Marathon-Olympiasiegers Waldemar Cierpinski hatte sich in Berlin im vergangenen September auf 2:19:06 Stunden gesteigert. Doch in Hamburg müsste sich der frühere Triathlet nun um über sechs Minuten verbessern, um zu Olympia zu kommen. Allerdings wurde er von seinem Vater innerhalb der letzten eineinhalb Jahre behutsam an die Marathonstrecke herangeführt, so dass deutliche Steigerungen vielleicht möglich sind.
Nur die Olympianorm erreicht zu haben, wird bei den Frauen nicht ausreichen, um nach Peking zu fliegen. Schon vor ihrem London-Triumph stand Irina Mikitenko als Marathonstarterin bei Olympia fest. Somit sind nur noch zwei Plätze frei. Nach ihrem überzeugenden Rennen in der Hitze von Osaka, wo sie bei der WM Rang 20 belegte, und dem Triumph beim Frankfurt-Marathon in 2:28:56 Stunden hat Melanie Kraus (Bayer Leverkusen) die besten Karten. Sie startet in einer Woche beim Düsseldorf-Marathon.
„Die Olympia-Norm von 2:31 Stunden wird nicht reichen, da schon vier deutsche Frauen schneller gelaufen sind“, sagt Ulrike Maisch, die 2006 in Göteborg bei den Europameisterschaften sensationell Gold gewonnen hatte. Damals lief sie auch ihre Bestzeit von 2:30:01 Stunden. „2:29 Stunden sind sicher nötig, um am Ende in Peking dabei zu sein. Ich traue mir auch 2:28 zu“, erklärte die Rostockerin, die in der Folge von Göteborg aufgrund von Fußproblemen über ein Jahr lang keinen Marathon mehr laufen konnte. In Frankfurt meldete sie sich dann im vergangenen Oktober mit 2:32:41 und Rang sechs zurück.
Sollte sich Ulrike Maisch qualifizieren, blickt sie aufgrund der klimatischen Bedingungen skeptisch nach Peking. „Im August wird es dort sehr heiß, 30 bis 35 Grad. Alle haben zwar
die gleichen Bedingungen, aber für mich ist es viel zu warm. Ich mag es, wenn es wie bei der EM in Göteborg 15 Grad sind. Ich denke mit Schrecken an die Bedingungen, die uns erwarten. Und dennoch will ich bei Olympia laufen.“
Text: race-news-service.com