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2025

Dichtes Gedränge auf und neben der Strecke bei der Premiere des Marathon München by Brooks. - Foto: Veranstalter/ Norbert Wilhelmi

Rekord-Wochenende: 28.500 Premierenläufer in München! Nationale Topläufer schnüren bei der Laufstatt-Premiere die Laufschuhe – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

 Nina Voelckel, Sebastian Hendel, Laura Hottenrott und Domenika Mayer mit schnellem Tempolauf durch München

 Die Sonne kam ganz zu Letzt bei einem ereignisreichen Lauf-Wochenende in München und strahlte dabei mit den Machern des neuen Marathons quer durch die bayerische Landeshauptstadt.

Mit dem Start des unter dem Titel letztlich firmierenden MARATHON MÜNCHEN by Brooks ist ein leidiges Schauspiel mit Dramen vor und hinter dem Vorhang beendet. Mit dem durch die kommunale Genehmigungsbehörde ausgesprochenen Aus für den langjährigen Marathon-Chef Gernot Weigl begann ein für eine Sportstadt wie München unwürdiges Gezeter mit und ohne juristische Scharmützel.

Ein Zwischenhoch mit der nur für kurze Zeit als Ausrichter wähnenden LG Stadtwerke München folgte, ehe letztlich die Entscheidung der Stadt München nach erneuter Prüfung der Bewerbungskonzepte für die Laufstatt Event eGmbH und dem Dreigestirn Fabian Schäfer, Laura Bauer und Anton Martic fiel. Vor gut drei Monaten!

Mit dem Motto „Make it yours. Run Munich“ entschieden sich letztlich 28.500 LäuferInnen für das Laufstatt-Konzept mit einigem Bewährten, aber auch so manchem Neuen. Und die Macher heimsten Lob von vielen Seiten ein. Selbst die Politik wollte da nicht hintenanstehen.

So buhlten Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann um den besten Platz vor der versammelten Fotografenschar. Und erkannten mehr oder weniger wortgleich bei den Münchnern die Marathon-DNA. So viele Zuschauer wie kaum zuvor, so eine vorsichtige Schätzung, seien letztlich auf der Strecke zum Jubeln gekommen – ein möglicher Fingerzeig für ein „Ja“ zur Olympiabewerbung der weißblauen Metropole.

„Wir sind überwältigt von diesem großartigen Zuspruch der 150.000 Münchnerinnen und Münchener an der Strecke, die unsere Läuferinnen und Läufer zu Höchstleistungen angespornt haben“, so Laufstatt-Geschäftsführer Fabian Schäfer. Und zog ein überzeugendes Fazit: „Unsere Premiere war ein voller Erfolg – ein Zeichen, dass München bereit ist für den nächsten Schritt als moderne Laufmetropole“.

Und Rennleiterin Laura Bauer fasste ihre Eindrücke aus dem Führungsfahrzeug kurz und prägnant zusammen: „Mega! An vielen Plätzen ging wirklich die Post ab!“ und dankte zudem den Partnern, den 1200 Volunteers, den Behörden und natürlich den Läufern: „Ohne euch wäre dieses Event nicht das geworden, was es ist: Großartig!“

Die Macher des neuen Marathons hatten es offensichtlich verstanden, schlummerte Reserven zu mobilisieren. „Unser Schwerpunkt war, die Stadt zu aktivieren. Wir hatten so viele Cheering Zones wie nie zuvor!“, ergänzte Pressechef Anton Martic seine Kollegen.

Die Läufer vor allem zeigten sich beeindruckt von den vielen Zuschauern und der ausgelassenen Stimmung entlang der Strecke. Denn diese hatte mit den weltbekannten Sehenswürdigkeiten wie Marienplatz, Siegestor und Englischer Garten absolute Highlights, mit dem Werksviertel wurde zudem eine neue Passage in den 42,195 km langen Rundkurs eingepflegt.

„Die Cheering Zones waren der Wahnsinn“, so schier euphorisiert Halbmarathonsieger Sebastian Hendel, der durch seinen Marathonstart 2023 exzellente Vergleiche ziehen kann. „So eine Stimmung hatte ich nicht erwartet“ zeigte sich auch Halbmarathonsiegerin Laura Hottenrott angetan vom „München-Feeling“. Beide bekannten allerdings, dass die Strecke vor allem durch die Passagen im Olympiapark alles andere als flach war, zudem durch viele Kurven und Kanten das Tempo reduzierten. Doch beide lieferten entsprechend ihrer Spitzenposition in der deutschen Langstreckenszene klasse Zeiten mit 1:04:01 bzw. 1:12:08 Stunden ab.

„Die Zeit hätte durchaus etwas schneller sein können“, kommentierte mit einem leichten Unterton Sebastian Hendel seine Endzeit. „Nachdem ich wie viele andere in Berlin angesichts der Hitze auf der zweiten Streckenhälfte gebüßt hatte, bin ich nun froh, so stabil durchgekommen zu sein. Ich wollte allerdings so lange wie möglich im 3-Minuten-Tempo laufen, aber das habe ich schon nach dem Olympiapark aufgeben müssen. Schade, dass der Niederländer stets im Windschatten gelaufen war und keine Hilfe war!“

Elf Sekunden hinter dem SCC-Läufer folgte dichtauf der in den Niederlanden lebende Abdirahman Mohamed. Für Sebastian richtet sich das Augenmerk allerdings noch in diesem Jahr erneut in Richtung Marathon, wenn in Valencia die nächste Bestmarke fallen soll.

Mit dem Überraschungs-WM-Finalisten von Tokio Niklas Buchholz war ein weiterer Promi am Start. Auch wenn aus dem freitags noch im Pressetalk angekündigten Duell mit Sebastian Hendel nichts wurde, aber eines bewahrheitete sich für den Hindernis-Spezialisten, es wurde nämlich das befürchtete „Drama“. Als Achter beendete der angehende Grundschullehrer sein Halbmarathondebüt in 1:08:19. Und bekannte: „Da geht natürlich noch einiges, denn nach Tokio habe ich vier Wochen praktisch Pause gemacht und steige am Montag in das Wintertraining ein!“

Mit dem Ziel, den inzwischen schon über zwanzig Jahre alten Münchener Rekord (1:13:02/ Susanne Hahn) zu verbessern, drückte Laura Hottenrott stetig auf das Gaspedal. „Nach den doch vielen Bergläufen wollte ich als Vorbereitung auf den Frankfurt-Marathon wieder einmal schnell auf der Straße laufen. Und das ist mir geglückt, auch wenn es ohne Gruppe schwierig ist, eine gute Zeit zu laufen!“ zeigte sich die von der Berglauf-WM in Canfranc/ Spanien gerade zurückgekehrte Kasseler Läuferin aber mit dem Ergebnis zufrieden. Aber nicht nur das, ein vorläufiges Saisonfazit folgte auf dem Fuß: „Das war mein bestes Jahr überhaupt mit guten Marathonergebnissen auf der Straße und am Berg! Aber da kann noch etwas kommen. Nach Frankfurt plane ich auch noch mit Valencia, auch wenn ich wieder keinen Startplatz im Elitefeld bekomme…!“ Für sie gilt es, weitere Pflöcke in Richtung Europameisterschaften und letztlich Olympische Spiele in Los Angeles zu schlagen.

Hinter Laura Hottenrott lief Lara Keine als Zweite nach 1:13:13 Stunden ins Ziel. Die 26jährige vom OSC Hamm zeigte sich als hartnäckige Verfolgerin ihrer prominenten Gegnerin, schließlich hat sie heuer bereits mit 16:09 (5000 m), 33:23 (10 km) und 1:11:25 (Halbmarathon) starke Endzeiten aufzuweisen. Unter den mit Abstand folgenden Frauen übrigens auch Thea Heim, die nach langer Verletzungspause wieder mit einem auch sie weitgehend zufriedenstellenden Resultat als Fünfte in 1:18:33 auftauchte.

Am Samstag stand Ingalena Schomburg-Heuck noch als Fitness-Coach beim Warm-up für den 5 km langen Friendship Run, einem barrierefreien Lauf im Olympiapark, auf der Bühne, am Sonntag spulte Ingalena Schomburg-Heuck die halbe Marathondistanz auf der Straße in 1:40:45 als Neunte mit bemerkenswerter Bravour ab. Großartige 13.500 Anmeldungen verzeichnete die Laufstatt Events eGmbH beim Halbmarathon, doppelt so viele als beim namensgebenden Marathon.

Und damit sind wir beim Marathon.

Für die vorauslaufenden Männer wie Gabriel Lautenschlager, Florian Bochert, Dominik Stadelmann und Co. sollte es ein einsames Rennen angesichts der spärlich besetzten Spitze mit Läufern unter der 2:20 Stunden-Marke, bei den Frauen jedoch bildete sich um die Topfrauen Nina Voelckel und Kristina Hendel eine stattliche Gruppe, für die die Pacemaker Manuel Kruse (für Nina) und Johannes Motschmann (für Kristina) für eine Renngestaltung nach Plan sorgten.

Dieses reizvolle Duell war jedoch nach knapp zwanzig Kilometer im Englischen Garten beendet, als Kristina Magenprobleme bekam und von diesem Zeitpunkt „eher durchjoggte“ wie sie bekannte. Die 2:36:40 sind freilich nicht das, was die Deutsch-Kroatin bei ihrer Rückkehr nach München vorhatte. Bei den Europameisterschaften 2022 stand sie nämlich im deutschen Aufgebot und wurde als Teameuropameisterin zusammen mit Miriam Dattke, Domenika Mayer, Deborah und Rabea Schöneborn, und Katharina Steinruck geehrt, in der Einzelwertung wurde sie vor drei Jahren Zwanzigste. Doch zurück zum aktuellen Marathon.

„Wir sind praktisch bis 10 km Schulter an Schulter gelaufen“, bekannte Nina im Gespräch. „Den ersten Tempovorstoß bin ich nicht mitgegangen und habe mein eigenes Ding gemacht. Wenig später waren wir dann wieder in der Gruppe – bis Kilometer 20“. Mit ihrem Pacer Manuel Kruse, der übrigens bei den deutschen Meisterschaften in Hannover nur knapp Rang drei verpasste, lief die Polizistin aus Kassel einem klaren Sieg entgegen und wurde sogar zeitgleich mit Manuel Drittschnellste im Gesamteinlauf. „Ein cooles Event“ strahlte die 26jährige vom Laufteam Kassel. „Aber es wurde leider nicht die Zeit, die ich wollte. Die Strecke war schon anspruchsvoll und nicht einfach zu laufen“.

Mit ihrer in Hannover als Vierte erreichten 2:29:43 Stunden steht sie in Deutschland heuer schon auf Rang sechs, mit Tendenz aufsteigend. Ein Start bei den Europameisterschaften 2026 in Birmingham sieht der Schützling des renommierten Sportwissenschaftlers Kuno Hottenrott durchaus ein realistisches Ziel sein wird. Schließlich muss sie leistungsmäßig einen weiteren Quantensprung machen, um einen der zwanzig Förderplätze bei der hessischen Polizei zu behalten. Für Birmingham wird man sich allerdings dann an den Namen Reuter gewöhnen müssen, denn in vierzehn Tagen möchte sie ihren Freund Fabian Reuter heiraten.

Dritte wurde übrigens mit Anja Röttinger eine der leistungsstärksten Läuferinnen im Süden Deutschlands, inzwischen in der W40 angekommen. Die Freiburger Ärztin freute sich über starke 2:42:08 Stunden, die sie über weite Strecken im Alleingang erreichen konnte.

Der Berlin-Marathon-Elfte Johannes Motschmann beendete übrigens seine Pacer-Tätigkeit für Kristina Hendel nach vierzig Kilometer „im lockeren Trab“ und schmiedet bereits die nächsten Pläne. Und diese sind nicht gerade von Pappe. Schon in zwei Wochen trifft er auf den exzellenten Oftstarter Hendrik Pfeiffer beim Halbmarathon in Dresden – und dies inmitten der finalen Vorbereitungen auf seinen nächsten Marathon in Phoenix/ Arizona. Ob dann schon die 2:10er Marke fallen wird?

Praktisch vom Start weg lag mit Gabriel Lautenschlager der spätere Sieger in Front. Lange Zeit auf Sichtweite folgte Florian Bochert auf Rang zwei. An dieser Reihenfolge änderte sich bis zum Ziel nichts mehr. 2:18:28 Stunden wurden für den Würzburger Arzt im Dress des MTV Bamberg gestoppt. „Eigentlich war es nicht mein Ziel, die gesamte Strecke alleine an der Spitze zu laufen, sondern eher den Lauf durch München zu genießen“.

Bei der Premiere des Marathon München by Brooks ist ein starker Promi-Faktor offensichtlich. Während sich Domenika Mayer im 10 km-Lauf mit der Belgierin Julie Voet duellierte, konnte sich die vielfache 800 m-Meisterin Christina Hering schon erholen, die Münchenerin lief in einem erlesenen Promi-Sportler-Quartett mit Steffen Weinhold (Handball), Florian Vogel (Schwimmen) und Sideris Tasiadis (Kanu) den finalen 10 km-Abschnitt des mit über 2400 Teams besetzten Marathonstaffel.

„Ich habe mich meiner Spurtqualitäten erinnert“, gestand Domenika verschmitzt. Die deutsche Marathonmeisterin gewann letztlich in 32:15 Minuten und sechs Sekunden vor der Belgierin. „Ich glaube, das ist sogar eine meiner schnellsten 10 km-Zeiten!“ Hinter der Dänin Alberte Kjaer Stounberg kam Kiara Nahen in 33:10 Minuten auf den vierten Rang.

Bei den Männern dominierten die „Brooks-Athleten“ das Rennen. Der Franzose Antonin Marquant gewann nach 28:54 Minuten vor dem Belgier Sander Vercauteren (29:22) und dem Italiener Nicolo Bedini (29:38). Für die Deutschen Leander Fink (30:05) und Marius Abele (30:38) blieben die besten Ränge neben dem Podium.

Open Air-Feeling gab es übrigens ab Freitagmittag beim Runners Festival auf dem Hans-Jochen Vogel-Platz im Olympiapark, die nicht nur namentlich die Expo abgelöst hat, sondern auch mit weiteren Attraktionen für ein entspanntes Treiben sorgte, das bestens angenommen wurde. Zeitweise gab es in den Gängen der Aussteller kaum ein Durchkommen. Nicht auszudenken allerdings, wenn das Wetter nicht mitgespielt hätte….

Beste Stimmung herrschte am Samstag bei den Kids-Läufen über 1,5 km und 3,0 km, die mit 1100 Kids für einen weiteren Höhepunkt im Festival-Programm sorgten. Mit dem elfjährigen Richard setzte sich dabei ein junges Triathlon-Talent im Trikot des SC DHfK Leipzig durch, der mit dem Gewinn des Mitteldeutschen Triathlon-Cup schon in seiner Lieblingssportart erste Erfolge feiern durfte.

Falls die Olympiabewerbung von München erneut von Erfolg gekrönt ist, dann könnte Richard vielleicht wieder an der Startlinie stehen, dann gewiss aber auf einem spektakulären Rundkurs am Olympiaberg.

Wilfried Raatz

 

 

author: GRR