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„Rehasport ist für mich ein Geschenk zu mehr Lebensfreude“
„Früher war ich eine echte Couch-Potato“, sagt Dr. Burkhard Boenigk aus Königsbrunn. Als Manager in der Industrie war er weltweit unterwegs. Lange Arbeitstage und eine ungesunde Ernährung bestimmten seinen Alltag.
„Ich habe schlecht gelebt, hatte Übergewicht – und im Spannungsdreieck zwischen Bett, Schreibtischstuhl und Fernsehsessel habe ich kaum einen Meter zu viel zurückgelegt. Bis mir mein Arzt die gelbe Karte gezeigt hat“, beschreibt Boenigk den Moment, der sein Leben von Grund auf verändern sollte.
„Ich hatte alle Anzeichen für ein metabolisches Syndrom, das heißt eine Kombination aus mehreren Erkrankungen und Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen. Mein Arzt nahm mich schließlich zur Seite und zeigte mir in einem ernsten Gespräch ziemlich schonungslos auf, was passiert, wenn ich meinen Lebensstil nicht sofort ändere. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar.“
Spät, aber nicht zu spät habe er die Kurve bekommen, betont Boenigk. Anfangs wusste er nicht so recht, was er machen sollte. Bis er das Laufen für sich entdeckte. Über einen TV-Bericht erfuhr er über die Möglichkeiten der Lauftherapie und wusste sofort: Das ist es!
Boenigk begann eine Ausbildung am Deutschen Lauftherapiezentrum. Parallel kündigte er seine Anstellung als Technischer Direktor und machte sich mit einem Ingenieurbüro selbstständig, um mehr Zeit für sich und seine Sport-Projekte zu haben. Dass er diesen Umschwung in seinem Lebenswandel geschafft habe, sieht er als großes Glück. Auch wenn es dafür erst gesundheitliche Rückschläge brauchte und schwierige Phasen zu durchleben gab, sagt Boenigk in der Rückschau. Denn die Belastung war hoch. „Ich hatte im Job viel Verantwortung, womit viel Stress verbunden war. Das führte irgendwann dazu, dass mein Körper in die Knie ging.“
2015 erlitt Boenigk mehrere Schlaganfälle, ein Jahr später erhielt er eine Krebsdiagnose. „Nach den Schlaganfällen habe ich schließlich die Notbremse gezogen. Ich suchte dann nach etwas, was ich zusätzlich zu meiner Tätigkeit als Lauftrainer machen kann, um diesen Stress abzubauen. Denn letztlich waren Stress und meine schlechte Lebensweise für meine Erkrankungen verantwortlich. Mir war nicht klar, dass es eine direkte Verbindung gibt zwischen Stress, psychischer Anstrengung und organischer Reaktion“, gibt Boenigk zu, der mit Hilfe von körperlicher Bewegung nun ein gesünderes und glücklicheres Leben führt, wie er betont. „Ich hatte nicht auf der Rechnung, was der Sport für die Seele tut.“
Die eigene Erfahrung und das Wissen um die positiven Effekte von körperlicher Bewegung gibt er inzwischen an betroffene Menschen weiter. Der Sport ist für Burkhard Boenigk zu einem wichtigen Lebensmotor geworden. Nicht nur, weil er während der Rehabilitation ein wichtiger Baustein für seine eigene Genesung war, als ausgebildeter Trainer nutzt er sein Wissen inzwischen auch, um anderen zu helfen. Früher war er selbst Teilnehmer beim Rehabilitationssport, seit 2017 ist er als Übungsleiter beim TV Augsburg tätig und leitet Rehabilitationssportgruppen für Menschen nach Schlaganfällen oder mit orthopädischen Erkrankungen. „Es bereitet mir große Freude. Noch dazu ist die Arbeit im Rehasport eine super Gelegenheit, dem Sport etwas zurückzugeben, was er mir geschenkt hat. Er hat mein gesamtes Leben grundlegend verändert. In der Weise, dass ich den Sport nicht mehr in mein Leben eingebaut habe, sondern mein Leben um den Sport herum gebaut habe.“
Boenigk, seit 2015 Lauftherapeut DLZ®, besitzt inzwischen zahlreiche Übungsleiter-Lizenzen und bildet sich fortwährend weiter. Schwerpunkte sind gesunde Ernährungsstrategien und Verfahren zur Stresskompensation. Genau das, wonach er suchte, und was ihm letztlich half. Heute, mit 71 Jahren sagt er, sei er so fit und sportlich aktiv wie nie zuvor in seinem Leben.
Dass er inzwischen selbst Menschen helfen und ihnen aufgrund seiner eigenen Geschichte auch ein guter Ansprechpartner sein kann, erfülle ihn mit großer Freude, sagt Boenigk. „Ich möchte ihnen nicht nur ein Sport-Angebot schaffen, sondern auch etwas für deren Seele tun. Daher bin ich auch so gerne im Rehasport aktiv.“
Nicht selten erlebe er in seinen Kursen Betroffene, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Probleme ein mehr oder weniger stark vermindertes Selbstwertgefühl haben. „Es ist mein innerliches Bedürfnis, diesen Menschen zurück in einen selbstbestimmteren Alltag zu helfen. Durch meine eigene Geschichte weiß ich sehr genau, wie sich Menschen nach einer Krebserkrankung fühlen oder wie es ist, einen Schlaganfall zu durchleben“, betont Boenigk. Seinen Schlaganfällen habe sich ein Burnout angeschlossen mit einer Depressionsphase, die über ein Jahr gedauert hat. Umso wichtiger sei eine geschärfte Empathie. „Es ist wichtig, auf jeden Einzelnen einzugehen, kleine Ziele zu setzen. Wenn es den Menschen gelingt, immer wieder Meilensteine zu erreichen, stellt sich bei ihnen auch ein Mehr an Selbstvertrauen ein. Dieser Effekt sorgt dafür, dass sie sich an neue Dinge wagen, vor denen sie sich vorher noch gefürchtet hatten.“
Burkhard Boenigk hatte sich selbst im letzten August einer neuen Herausforderung gestellt. In zehn Tagen ist er den gesamten Lech abgelaufen, 330 Kilometer, von der Quelle bis zur Mündung. „Das war körperlich anstrengend, aber Balsam für die Seele. Sport verhilft zu einer gesteigerten Lebensfreude. Das ist für mich ein Geschenk, das darauf wartet, abgeholt zu werden.“
Quelle: Deutscher Behindertensportverband e.V.
National Paralympic Committee Germany
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