Bei den Olympischen Spielen hatte Raúl Spank im Hochsprungfinale als Nobody einen nie erwarteten fünften Platz belegt. Es war die einzige große Überraschung, die die deutsche Leichtathletik in Peking zu bieten hatte.
Raúl Spank – Jörg Wenig berichtet
Dresden. Am vergangenen Montag sah es so aus, als würde die Hallensaison für Raúl Spank im wahrsten Sinne auf Eis gelegt. Der Newcomer der deutschen Leichtathletik war auf den glatten Straßen in Dresden ausgerutscht und zog sich dabei eine Prellung im Bereich des Kreuzbeins zu. Unter Schmerzen floppte der 20-jährige Hochspringer des Dresdner SC dann im Training 2,18 m.
Doch die Physiotherapie half, und so konnte Raúl Spank am Freitagabend beim Springermeeting in Dresden vor heimischem Publikum zu neuen Höhenflügen starten.
Bei den Olympischen Spielen hatte Raúl Spank im Hochsprungfinale als Nobody einen nie erwarteten fünften Platz belegt. Es war die einzige große Überraschung, die die deutsche Leichtathletik in Peking zu bieten hatte. Doch dabei soll es für Raúl Spank, der in einem Interview mit der Fachzeitschrift ,Leichtathletik’ kritisiert hatte, dass viele deutsche Athleten bei Olympia einfach nur damit zufrieden waren, dabei gewesen zu sein, nicht bleiben.
Das zeigte er auch am Freitagabend in Dresden: Besser hätte er in das Jahr mit den Weltmeisterschaften in Berlin kaum starten können. Raúl Spank gewann den Hochsprung mit 2,30 m und bezwang dabei unter anderen den Weltmeister von 2005, Yuri Krimarenko. Der Ukrainer wurde mit 2,27 m Zweiter.
„Es ist nicht leicht, die Saison vor heimischem Publikum zu beginnen. Da ist die Erwartungshaltung groß“, erklärte Raúl Spank, der sich auf ungewöhnliche Weise auf den Abend vorbereitet hatte: „Ich war heute sechs Stunden in der Uni. Neben dem Sport noch zu studieren, ist auch ein Grund für meinen Erfolg. Denn man hat noch etwas anderes im Kopf.“
Abends erreichte der Student der Wirtschaftswissenschaften dann die zweitbeste Höhe seiner Karriere – nur bei Olympia sprang er zwei Zentimeter höher –, stellte eine persönliche Hallen-Bestleistung auf und egalisierte den Meeting-Rekord, den sein Vorbild Stefan Holm (Schweden) vor einem Jahr gesprungen war. Nebenbei übertraf er auf Anhieb auch die Qualifikationshöhe für die Hallen-Europameisterschaften in Turin Anfang März.
„Mein Ziel in dieser Hallensaison ist zunächst, mich bei 2,30 Metern zu stabilisieren. Gelingt mir das, dann ist im Sommer auch eine Steigerung auf 2,35 oder 2,36 möglich, wenn alles zusammen passt“, sagte Raúl Spank, der bei der Hallen-EM das Finale erreichen möchte und in Berlin im Sommer um eine Medaille kämpfen will. „Ich möchte mich bei der WM gegenüber Peking verbessern, aber Platz vier ist natürlich nicht der Rang, den man sich zum Ziel nimmt“, fügte der 20-Jährige hinzu, der bei Olympia als Fünfter die beste deutsche Platzierung im Männer-Hochsprung seit Dietmar Mögenburgs Goldmedaille 1984 erreichte.
Damals war Raúl Spank noch nicht einmal geboren. Deswegen taugen Dietmar Mögenburg oder Carlo Thränhardt auch nicht mehr als Vorbilder für den Dresdner. Dies sind der Olympiasieger von 2004, Stefan Holm, und der Weltrekordler Javier Sotomayor (Kuba). Der Schwede hat bereits eine Autogrammkarte von Raúl Spank. „Beim Meeting in Eberstadt schrieb ich Autogramme und Stefan wollte eine Karte haben. Er sagte, falls du 2012 bei Olympia gewinnst, ist es gut, sie zu haben.“
In London vorne zu sein, ist das ganz große Ziel von Raúl Spank.
Jörg Wenig