Frühjahrswaldlauf 1912 im Berliner Grunewald - Foto: ©Gerd Steins
Querfeldein hat lange Tradition – Vor 111 Jahren fand in Berlin die 1. Deutsche Waldlauf-Meisterschaft statt. Gerd Steins berichtet
Der Cross-Country-Lauf (Querfeldeinlauf, Waldlauf, Traillauf) stammt ursprünglich aus England und entwickelte sich aus dem „Steeplechase“. Bereits seit der Mitte des 19. Jh. führten Studenten der Universität Oxford Wettläufe in der freien Natur durch und 1866 nahm der Londoner Athletik-Klub das Cross-Country-Laufen in sein Programm auf.
Der erste nachweisbare Cross-Country-Lauf in Deutschland wurde am 26.5.1900 auf der Strecke Grünau-Eichwalde ausgetragen. Anstelle einer geplanten Schnitzeljagd organisierte der Berliner Sport-Club Marcomannia einen Cross-Country-Lauf mit Vorgabe über 4.000m.
Kurz darauf organisierte der Sport-Club Komet auf Initiative von O. Gronert am 29.7.1900 im Berliner Vorort Hohenneuendorf über eine Distanz von 8,5 km den nächsten Cross-Country-Lauf (später Querfeldeinlauf, seit 1910 Waldlauf).
An diesem Lauf beteiligten sich sechs Läufer aus vier Berliner Vereinen: SC Komet, SC 1895/96, SC Marcomannia, Turngemeinde in Berlin. Es siegte der Favorit Johannes Böge (SC Komet) in 35:11,2 Minuten.
Mit der Gründung des Verbandes Berliner Athletik-Vereine (1904) kam es zu einer raschen Popularisierung der Cross-Lauf-Veranstaltungen in Berlin. Seit 1905 veranstaltete der Verband regelmäßig Frühjahrs- und Herbstwaldläufe, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuten. Die Frühjahrsläufe wurden als Mannschaftslauf ausgetragen, die Herbstläufe waren Mannschafts- und Einzelwettbewerbe.
Die Vereine nutzen die Waldläufe gezielt für Werbezwecke. Besondere Beachtung fanden die Läufe, bei denen große Gruppen von Läufern in den Trikots ihrer Vereine in vorgeschriebenem Tempo durch den Wald liefen.
Am 5.10.1913 wurde in Berlin die 1. Deutsche Waldlaufmeisterschaft ausgetragen. Start und Ziel der Veranstaltung war das Deutsche Stadion. Die ca. 7,5 km lange Strecke führte durch den Spandauer Forst.
Die Berliner Sportvereinigung gewann die Mannschaftswertung mit 176 Pkt. (F. Blankenburg, Jander, Schneider, W. Blankenburg, Faust, Liebscher) und in der Einzelwertung siegte Fritz Blankenburg in 39:18,5 min ebenfalls von der Berliner Sportvereinigung.
Am 8.11.1964 erneuerte Horst Milde vom Sportreferat der FU-Berlin mit dem „Ersten Berliner Cross-Country-Lauf auf dem Teufelberg“ die Berliner Querfeldein-Tradition nach 1945 und begründete damit die „Volksläufe“ in Berlin.
Der 50. Berliner Crosslauf fand am 26.10.2013 über 10 km außerhalb Berlins in der Döberitzer Heide statt. SCC Events plant 2022 wieder in den Grunewald zurückzukehren.
Gerd Steins
Präsident Förderverein für das Sportmuseum – Marathoneum
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