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2023

Festschrift für Alexander zu dessen 85. Geburtstag - Verlag tredition (208 S.) – Hardcover ISBN 978-3-347-58670-3, Softcover ISBN 978-3-347-58666-6 „Prof. Weber and the Paderborn Model of Running Therapy“

Prof. Alexander Weber and the Paderborn Model of Running Therapy – „Lebensschule Laufen“

By GRR 0

Das Buch „Prof. Weber and the Paderborn Model of Running Therapy“ ist eine von zwei Neuerscheinungen zur Lauftherapie von Wolfgang W. Schüler, Lauftherapeut und Autor bzw. Herausgeber zahlreicher Bücher zum gesundheitsorientierten Laufen.

Es handelt sich um eine Festschrift, gewidmet Professor Dr. Alexander Weber, der im Juni 2022 seinen 85. Geburtstag beging. Zuvor war ihm vom Forum für Sportgeschichte Berlin der Horst-Milde-Award verliehen worden. Dieser Ehrenpreis wird zur Würdigung besonderer Lebensleistungen für den Laufsport vergeben.

Der Autor setzt mit dieser Festschrift die Reihe „International Studies on Running Therapy“ fort. Der erste Band „Dr. Kostrubala and the Invention of Running Therapy“ war 2020 als Festschrift zum 90. Geburtstag von Thaddeus Kostrubala, Wegbereiter der US-amerikanischen Lauftherapie, erschienen. Wie dort ist der Text des neuen Werks in den Sprachen Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch verfasst. Dadurch wird zum einen die Verbindung zwischen beiden Bänden deutlich, zum anderen wird so die internationale Bedeutung des von Alexander Weber entwickelten Paderborner Modells der Lauftherapie hervorgehoben. Gleichzeitig wird durch die Darstellung in vier Sprachen der internationale Austausch zum Thema Lauftherapie erleichtert. Optisch wird der Bezug zum ersten Band durch das sich ähnelnde Design hergestellt.

Im hinteren Teil des 208 Seiten umfassenden Buches hat der Autor eine Vielzahl von zumeist farbigen Fotos zusammengestellt. Dadurch erhalten die Leser nicht nur einen Überblick über das Schaffen von Professor Weber, sondern bekommen auch einen visuellen Eindruck vom Läufer und Menschen Alexander Weber. Anhand der Bilder wird zudem das Deutsche Lauftherapiezentrum e. V. (DLZ) vorgestellt, dessen Gründer und Leiter er war. Abgerundet wird das Buch von einer ausführlichen Bibliografie zu den Weber‘schen Publikationen zur Lauftherapie und von einer Übersicht zu den Publikationen über Weber und das DLZ aus der Feder von Wolfgang W. Schüler selbst.

Zu Beginn seiner Ausführungen stellt Schüler die Laufanfänge von Alexander Weber und dessen Beweggründe dar. Weber, Pädagoge und Psychologe, der gerade die Dreißig überschritten hatte, lief zunächst aus gesundheitlichen Gründen. Mit der Zeit stellte er weitere Wirkungen des Laufens an sich fest: „Beim Laufen kamen mir gute Ideen zugeflogen“, zitiert ihn Schüler.

Die vom Autor beschriebenen Laufanfänge Webers verdeutlichen, dass Selbsterfahrung und Reflexion den Anstoß für alles Weitere gegeben haben. Der Wissenschaftler Weber, seinerzeit Professor an der Gesamthochschule Paderborn, war neugierig geworden und begann Untersuchungen und Studien durchzuführen, um die Wirksamkeit des Dauerlaufs näher zu beleuchten. Dabei standen vor allem und erstmals die psychischen Aspekte im Fokus. Hervorzuheben sind die Untersuchungen an Volkslaufteilnehmern und Hausfrauen sowie die Studien zum Laufen mit Alkoholkranken und Psychosomatikern. Bei den Teilnehmern der Laufprogramme wurden beispielsweise weniger Angst, weniger depressive Gestimmtheit, größere emotionale Ausgeglichenheit, höhere Selbstachtung, ein günstigeres Selbstkonzept und größere Widerstandsfähigkeit in Stress-Situationen beobachtet. Es ist das große Verdienst von Weber, wissenschaftliche Belege für diese Wirksamkeiten des Laufens erbracht zu haben. Schüler wiederum stellt die Untersuchungsergebnisse in chronologischer Reihenfolge, prägnant und aussagekräftig dar.

Im Anschluss wird die Gründung des Deutschen Lauftherapiezentrums e. V. (DLZ) durch Alexander Weber und weitere Personen im Jahr 1988 (zunächst unter dem Namen Zentrum für Lauftherapie e. V.) beschrieben. Ein Institut, das sich den prophylaktischen und therapeutischen Möglichkeiten des Laufens widmete, gab es bis dahin in Europa noch nicht. An diesem Institut, beheimatet im ostwestfälischen Bad Lippspringe, wurden ab 1991 erstmals Lauftherapeuten ausgebildet und damit ein neues (neben-) berufliches Tätigkeitsfeld eröffnet.

Der Autor stellt ebenso dar, wie Weber und Mitstreiter das Paderborner Modell der Lauftherapie zu einer „Systemischen Lauftherapie“ weiterentwickelten. Hierbei steht die ganzheitliche Gesundheitsvorsorge im Vordergrund. Neben Bewegung und gesunder Ernährung werden Entspannung und der Aufbau guter sozialer Beziehungen angestrebt. Gleichzeitig wurde das DLZ-Ausbildungssystem zu einer sog. „Lebensschule Laufen“ erweitert, indem neben der Weiterbildung zum Lauftherapeuten auch solche zum Laufgruppenleiter und zum Laufpädagogen (Laufcoach) angeboten wurden.

Der Jubilar Prof. Dr. Alexander Weber

Die Festschrift „Prof. Weber and the Paderborn Model of Running Therapy“ beschreibt ausführlich all diese Entwicklungen. Dabei gelingt es Wolfgang W. Schüler, die Leser mit auf diesen Weg zu nehmen. Als Insider des DLZ – dort ausgebildeter Lauftherapeut, langjähriger Dozent und Kommissionsleiter – liefert er Informationen aus erster Hand und schafft es, die Inhalte auch Außenstehenden nahezubringen, verständlich und klar strukturiert. Die Festschrift stellt nicht nur eine Zusammenfassung und Würdigung des Beitrags von Alexander Weber als Impulsgeber und Wegbereiter der Lauftherapie dar, sondern unterstreicht auch die Bedeutung seiner Erkenntnisse für die Zukunft. Nach dem Vereinsbeschluss zur Auflösung des DLZ im Jahr 2022 gewinnt das Buch umso größere Bedeutung, als es all dies in seinen verschiedenen Facetten dokumentiert, eine über 40 Jahre währende, erfolgreiche Entwicklungsarbeit festhält und dem „kollektiven Gedächtnis“ zuführt.

Das Buch ist eine spannende und kurzweilige Zeitreise. Es ermöglicht eine selbstvergewissernde Rückschau und kann ebenso als Aufforderung zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Lauftherapie verstanden werden. Zu hoffen bleibt, dass der Weber’sche Funke noch auf viele überspringt. Es sieht ganz danach aus: mittlerweile gibt es in Deutschland mehrere Ausbildungsträger zur Lauftherapie.

Ich empfehle das Buch nicht nur allen ausgebildeten und in Ausbildung befindlichen Lauf- und Sporttherapeuten sowie Lauftreff- und Übungsleitern, sondern gerade auch all jenen Läufern, die am gesundheitsorientierten Laufen interessiert sind, ja vielleicht schon einmal überlegt haben, selbst an einem Weiterbildungskurs zum Lauftherapeuten teilzunehmen.

Gelesen und besprochen von Ralph Schmitt

Wolfgang W. Schüler (2022): Prof. Weber and the Paderborn Model of Running Therapy. Festschrift commemorating his 85th birthday in four languages: English – Español – Français – Deutsch (International Studies on Running Therapy, Vol. 2, edit. by Wolfgang W. Schüler). Hamburg: Verlag tredition (208 S.) – Hardcover ISBN 978-3-347-58670-3, Softcover ISBN 978-3-347-58666-6

Der Rezensent

Ralph Schmitt, geb. 1969, ist seit seiner Schulzeit Läufer. 2002/03 absolvierte er die Ausbildung zum Lauftherapeuten am DLZ. Er war leistungsorientierter Hobbyläufer (Marathonbestzeit von 2:37:18 Std, erzielt in Berlin) und läuft mittlerweile überwiegend zur Erhaltung seiner körperlichen und psychischen Fitness. Er hat Lauf(therapie)kurse mit Jugendlichen durchgeführt und richtet sein Augenmerk heute auf das Laufen im Sportunterricht. Er ist Schulleiter an einer Förderschule in Bayern.

 

author: GRR