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03
2015

Leichtaltletik Berlin 16.09.2006 Olympisches Dorf 1. Jesse Owens Gedaechtnislauf Foto Camera 4 Die Persoenlichkeitsrechte abgebildeter Personen sind vom Verwender selbst zu klaeren

Planung, Bau und Nutzung des Olympischen Dorfes von 1936 in Elstal bei Berlin – Emanuel Hübner in der DOSB Presse

By GRR 0

Einleitung

Die Olympischen Spiele des Jahres 1936 nehmen eine besondere Position in der olympischen Geschichte ein: Erstmals fanden sie in einer Diktatur statt, und sie werden bis heute kontrovers diskutiert. Gleichzeitig bedeuteten sie den Durchbruch für die Olympischen Spiele als Mega-event.

Als grundlegendes Manko fällt bei einem Blick auf die bisher erfolgte wissenschaftliche Beschäf-tigung mit den Olympischen Spielen von 1936 auf, daß fast ausschließlich nur eine Auswertung des Aktenmaterials erfolgt ist – soweit überhaupt Archive besucht wurden –, welches vom Orga-nisationskomitee selbst und von Institutionen auf höchster administrativer Ebene (einige Reichs-ministerien und Hitlers Reichskanzlei) angelegt worden ist. Eine Auswertung von Material, das auf unteren Verwaltungsebenen entstanden ist, stellte dagegen bislang ein Desiderat dar.

Unter den baulichen Hinterlassenschaften der Olympischen Spiele von 1936 fand das Reichs-sportfeld schon früh eingehende Behandlung. Fast vollkommen unberücksichtigt blieb dagegen lange Zeit das zugehörige Olympische Dorf, obwohl es doch mit dem Reichssportfeld im Sommer 1936 eine funktionale Einheit bildete.

Der Hauptgrund für die weitgehende Nichtbeachtung des Olympischen Dorfes dürfte vor allem in der militärischen Nachnutzung bis 1991/1992 zu finden sein, die verhinderte, daß die Anlage – anders als das Olympiastadion – durchgängig von der Öffentlichkeit genutzt werden und sich im kollektiven Gedächtnis verankern konnte.

Ziele der Arbeit

Das Dissertationsprojekt zum Olympischen Dorf von 1936 hatte zum Ziel, die Abläufe der Pla-nung und des Baues sowie die Nutzungsgeschichte dieser Anlage zu rekonstruieren. Auf diese Weise sollte ein Baustein für die Erforschung der Olympischen Spiele von 1936 insgesamt geliefert und zugleich ein Beitrag zu ihrer Versachlichung geleistet werden.

In Anbetracht der Defizite, die der Forschungsstand aufweist, mußte diese Darstellung vornehmlich auf der Basis von Quellenrecherchen erfolgen und ist als Grundlagenforschung zu betrachten.

Das Forschungsprojekt ist dabei im besonderen der Frage nachgegangen, wie solch ein Groß-bauprojekt, wie es das Olympische Dorf mit über 50 ha Grundfläche eines darstellt, unter den Bedingungen der Diktatur konkret durchgeführt werden konnte. Die Anlage nimmt dabei in mehr-facher Hinsicht eine singuläre Position ein: Es ist kein anderes Bauprojekt aus der Zeit des Dritten Reiches bekannt, in das über 100 deutsche Städte aktiv mit eingebunden werden sollten und sich als Folge davon Kommunalverwaltungen in ganz Deutschland mit diesem einen Vorhaben befaßten oder besser: befassen mußten.

Auch hinsichtlich der üblichen Gestaltung von Kasernenanlagen steht das Olympische Dorf, das von vornherein als eine solche geplant war, mit sei-ner aufwendigen Gestaltung und Ausstattung sowie seinem Flächenverbrauch einzigartig da. Zudem dürfte selten ein einzelnes Bauprojekt – gerade aufgrund der Einbindung der Kommunen – einen solch großen Widerhall in der Lokalpresse in ganz Deutschland gefunden haben.

Athletenunterbringung bis einschließlich 1932

Das Olympische Dorf – ca. 14 Kilometer westlich von Berlin gelegen – war die Gemeinschafts-unterkunft des Großteils der ca. 4.000 männlichen Teilnehmer der Berliner Spiele. (Die 350 weiblichen Teilnehmer wurden in Studentenwohnheimen nahe beim Olympiastadion untergebracht.) Die Aufgabe des Dorfes sollte nach dem Willen der Organisatoren – wie schon vier Jahre zuvor bei der entsprechenden Einrichtung in Los Angeles – über die einer reinen Beherbergungsstätte weit hinausgehen.

Seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen waren die Teilnehmerzahlen von wenigen hundert auf mehrere tausend gestiegen. Es entstand dadurch immer mehr die Notwendigkeit, neben der Organisation der Wettkämpfe auch die Unterbringung der Aktiven und ihrer Begleiter durch das jeweilige Organisationskomitee zentral zu regeln. Das Exekutivkomitee des IOC hatte 1921 festgesetzt, daß jedes Organisationskomitee dazu angehalten wäre, den Athle-ten Unterkünfte zur Verfügung zu stellen und Schlafmöglichkeiten mit Verpflegung zu einem festen Tagessatz bereitzustellen.

Auf der jährlichen Sitzung des IOC 1930 in Berlin schlug das Organisationskomitee für die Sommerspiele 1932 eine „Olympic Village“ genannte Gemein-schaftsunterkunft vor. Das IOC befürwortete diese Art der Unterbringung, da gerade während der Weltwirtschaftskrise viele Nationen eine kostengünstige Unterkunftsmöglichkeit gesichert wissen wollten.

Der Gedanke, nach den Ereignissen des Ersten Weltkriegs Sportler aus vielen, teils einst verfeindeten Nationen gemeinsam unterzubringen, begeisterte zunächst nicht alle.

Zudem wurde u.a. befürchtet, daß durch diese Art der Unterbringung Trainingsgeheimnisse aufgedeckt werden könnten.

Im Sommer 1932 entstand am Stadtrand von Los Angeles eine Siedlung aus ca. 500 temporär errichteten Holzgebäuden. Hier konnten ca. 2.000 Personen untergebracht werden. (Die lediglich 127 weiblichen Teilnehmer wurden in einem Hotel in Los Angeles einquartiert.) Die Einrichtung dieses Dorfes wurde zu einem großen Erfolg. Gerade sie habe sehr zum Gelingen dieser Spiele beigetragen, so nach den Spielen die einhellige Meinung. Die deutschen Sportfunktionäre begut-achteten alles sehr genau und wollten für 1936 auf diesen Erfahrungen aufbauen.

Besonders die treibende Kraft der deutschen Olympiavorbereitungen, der Generalsekretär des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen (DRA), Carl Diem, zeigte sich seit seinem ersten Besuch Olympischer Spiele, 1906 in Athen, von dem Sinn und Nutzen einer Gemeinschaftsunterkunft überzeugt und von dem Olympischen Dorf bei Los Angeles begeistert.

Planungen für die Athletenunterbringung 1936

1931 hatte das IOC Berlin zum Austragungsort der Sommerspiele 1936 gewählt. Für den Präsi-denten des DRA, Theodor Lewald, und seinen Generalsekretär bot sich damit die Gelegenheit, einen jahrzehntelang gehegten Wunsch zu verwirklichen. Beide hatten bereits die für 1916 in Berlin geplanten und dann weltkriegsbedingt ausgefallenen Olympischen Spiele mit vorbereitet. In den 1920er Jahren hatten sie dann die erneute Bewerbung Berlins maßgeblich vorangetrie-ben.

Im Januar 1933 gründete sich das Organisationskomitee für die Sommerspiele 1936, zu dessen federführenden Protagonisten Lewald als Präsident und Diem als Generalsekretär ge-wählt wurden. Es bestand seitens des DRA zunächst der Plan, in der Nähe des Berliner Messegeländes ein Olympisches Dorf zu errichten.

Im Frühjahr 1933 zeigte sich jedoch, daß kostendeckend ein solches nicht zu finanzieren war; die Gesamtausgabe für die Spiele sollten ungefähr so hoch ausfallen wie die zu erwartenden Einnahmen. Statt dessen wurde nun die Reichswehr gebeten, ein bestehendes Militärlager westlich von Berlin für die Athletenunterbringung zur Verfügung zu stellen. Dieses gehörte zu dem Truppenübungsplatz Döberitz.

Ob seitens des IOC der Bedarf für eine Gemeinschaftsunter-kunft überhaupt bestand, sollte auf dessen nächster Sitzung im Juni 1933 in Wien geklärt wer-den. Während eine solche Gemeinschaftsunterkunft 1930 zunächst noch nicht unumstritten gewesen war, wurde in Wien der Wunsch nach ihr allerdings einhellig befürwortet. Nachdem die Reichswehr umgehend der Bitte des Organisationskomitees entsprochen hatte, schien für dieses die Unterbringungsfrage gelöst.

Ende Januar 1933 erfolgte in Deutschland eine neue Regierungsbildung. Hitler wurde Reichs-kanzler. Er sagte Lewald bereits im März seine volle Unterstützung für die Olympiavorbereitun-gen zu. In den ersten Monaten des Jahres mischte sich das NS-Regime in diese Vorbereitungen noch nicht allzu stark ein. Aufgrund politischen Drucks löste sich jedoch der DRA im Mai auf, und das Sportwesen in Deutschland wurde gleichgeschaltet.

Im Juli mußten zudem zwei ranghohe Angehörige des Reichsinnenministeriums in das Organisationskomitee aufgenommen werden: Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten und Staatssekretär Hans Pfundtner.

Nach der Selbstauflösung des DRA besaßen Lewald und Diem nur noch ihre Posten im Organi-sationskomitee, auf denen sie von Seiten des NS-Regimes belassen wurden, um die Ausrichtung der Olympischen Spiele nicht zu gefährden. Beide waren sich dieses Umstandes bewußt, wollten aber die schon so lang angestrebte Austragung der Spiele nicht gefährden. Sie waren zudem der Meinung, die Versuche unerwünschter politischer Einflußnahme abwehren und statt dessen sogar das Potential, welches das NS-Regime bot, für ihre Zwecke nutzen zu können.

Planungen für ein Olympisches Dorf in Döberitz

Als Diem im Sommer 1933 den Official Report, d.h. den Rechenschaftsbericht des Organisati-onskomitees von Los Angeles, erhielt, war er von der darin enthalten Schilderung des Olympi-schen Dorfes sehr beeindruckt und wandte sich umgehend an seinen alten Sportvereinskamera-den, den Oberst Walter von Reichenau. Dieser amtierte zu jener Zeit als Chef des Ministeramtes im Reichswehrministerium, was der Stellung eines Staatssekretärs entsprach.

Diem wies ihn auf die Wichtigkeit einer adäquaten Gemeinschaftsunterkunft hin: In einer solchen erfülle sich erst die olympische Idee, und die ärmeren Länder mit ihrem Wunsch nach kostengünstiger Unter-kunft wären auch zufrieden. Die USA hätten 1932 gut vorgelegt, und man wolle sich in der Art der Unterkunft doch wohl nicht übertreffen lassen. Offensichtlich ist es dann Reichenau gewe-sen, der eigenmächtig die Idee eines völlig neu zu bauenden, vom Reichswehrministerium zu finanzierenden Olympischen Dorfes entwickelte und den Reichswehrminister Werner von Blomberg von dieser Idee überzeugen konnte. Blomberg wiederum holte persönlich von Hitler die Genehmigung ein, daß das Reichswehrministerium in Döberitz eine Kaserne errichten dürfe, die zunächst als Olympisches Dorf genutzt werden würde.

Auf der jährlichen Sitzung des IOC im Mai 1934 in Athen konnte die deutsche Delegation zur Zufriedenheit der IOC-Mitglieder bereits erste Planungsergebnisse für das Olympische Dorf präsentieren. Das Dorf sollte dabei auf einem teils bewaldeten Geländestück des Truppenübungsplatzes Döberitz errichtet werden. Die zumeist einstöckigen ca. 130 Wohnhäuser sollten in den bestehenden Waldbestand hineingebaut werden. Daß die Anlage direkt an einem Truppenübungsplatz entstehen sollte, störte die IOC-Mitglieder nicht.

Nach der Athener IOC-Sitzung begannen nun im Frühjahr 1934 die Detailplanungen. Als haupt-verantwortlicher Architekt wurde Werner March bestimmt, der auch für das Reichssportfeld in Berlin verantwortlich zeichnete. Zusammen mit seinem Bruder Walter, Georg Steinmetz und dem Gartengestalter Heinrich Friedrich Wiepking-Jürgensmann bildete er die sog. Arbeitsgemein-schaft Olympisches Dorf. Unterstützt wurde diese Arbeitsgemeinschaft von Mitarbeitern des Reichswehrministeriums.

Die geltenden Militärbaurichtlinien wurden dabei nur teilweise befolgt. So wurde z.B. von den für Kasernen geforderten zwei bis drei Geschossen für Unterkunftsgebäude abgewichen. In Detailfragen, in denen es z.B. um die Gestaltung der Türen oder die Konstruktion von splittersicheren Etagenböden ging, läßt sich ihr Einfluß jedoch klar belegen.

Bauphase

Im Herbst 1934 begannen die bauvorbereitenden Erdarbeiten. Neben der Entwurfsplanung für die Gebäude wurde auch ein großer Aufwand bezüglich der gärtnerischen Anlagen betrieben. Im Februar 1935 erfolgte die von Wiepking-Jürgensmanns Büro erstellte Ausschreibung der gärtnerischen Arbeiten, die anschließend u.a. in Form von Lebendbaumverpflanzungen – erstmals in großem Maßstab – ausgeführt wurden.

Mitte April 1935 wurden die Aufträge an private Bauunternehmer vergeben. Aufgrund des Zeitdrucks wurde umgehend mit der Errichtung der Mannschaftsgebäude begonnen. Der Bau der großen Wirtschaftsgebäude begann dagegen erst ab Mitte Juni.

Neben dem Baubeginn für die Wohngebäude lief ab Mitte April 1935 unabhängig davon ein Teil-projekt zur künstlerischen Ausschmückung der Unterkunftsgebäude an. Am 16. April 1935 schrieb das Organisationskomitee über 100 Stadtverwaltungen in ganz Deutschland an: Das Olympische Dorf würde im Mittelpunkt des Erlebnisses für die aktiven Teilnehmer stehen.

Je 26 Sportler sollten in einem Haus aus Stein wohnen. Die Häuser würden nicht einfach nur durchnummeriert werden, sondern jedes sollte nach einer deutschen Stadt benannt werden. Es sollte zudem mit Stadtbildern, Wappen oder Schmuckgegenständen dieser Stadt ausgestattet werden. Das Organisationskomitee frage nun an, ob die Stadtverwaltung den Wunsch habe, daß ein Haus im Olympischen Dorf den Namen „ihrer“ Stadt tragen solle.

Die Auswahlkriterien für die angeschriebenen Städte können heutzutage nur noch indirekt erschlossen werden. Entscheidend war ihre historische, kulturelle und/oder wirtschaftliche Bedeu-tung. Hierbei kann das Organisationskomitee aber eigentlich nur diejenigen Städte angeschrie-ben haben, deren Beteiligung es sowieso vorsah. Denn nur so war eine gleichmäßige Verteilung der namengebenden Städte über die Landkarte des Deutschen Reiches gesichert. Das Organisationskomitee ging zunächst von einer breiten Zustimmung der Kommunen zu diesem Projekt aus, wie die zwischen Carl Diem und einzelnen Stadtverwaltungen geführte Korrespondenz zeigt.

Das Organisationskomitee sah für die Hausbenennung eine Gegenleistung durch die Stadtverwaltungen vor: die Übernahme der Kosten für einen Künstler zwecks Anfertigung von drei gemalten Wandbildern, die Kosten für die leihweise Überlassung von 3 x 26 Satz Bettwäsche mit eingesticktem Stadtwappen und die Kosten für die Stiftung von ca. 24 großformatigen Photo-graphien mit Stadtansichten. Wer der Urheber dieses Gedankens gewesen ist, die deutschen Kommunen in die Ausgestaltung der Gebäude des Olympischen Dorfes mit einzubinden, ist unbekannt.

Die Stadtverwaltungen reagierten auf den Brief des Organisationskomitees sehr zurückhaltend. Sie taten dies auch sonst bezüglich der Olympiavorbereitungen. Nur ca. 20 von 141 Kommunen sagten die Eigenfinanzierung eines Künstlers zu. Schließlich blieb von den Wünschen des Organisationskomitees nur die Überlassung der Photographien mit Stadtansichten übrig.

Selbst dieser Bitte kamen einige Stadtverwaltungen nur nach mehrfachem Nachfragen durch das Organisati-onskomitee nach. Um die Ausmalung der Wohngebäude sicherzustellen, mußte schließlich der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung einspringen und die deutschen Kunstschulen damit beauftragen, die Gebäude im Olympischen Dorf auszumalen.

Im Frühjahr 1936 führten dann ca. 200 Studenten und ein Dutzend freier Künstler diesen Auftrag nach eigenen Entwürfen aus. Insgesamt betrachtet, muß das Vorhaben, deutsche Stadtverwal-tungen in die Gestaltung des Olympischen Dorfes mit einzubinden, für das Organisationskomitee ernüchternd verlaufen sein. Bezüglich des Verhaltens der Kommunen ist allerdings ihre finanzielle Situation zu berücksichtigen. Nicht wenige unterlagen aufgrund ihrer Haushaltslage dem Gesetz zur Erhaltung und Hebung der Kaufkraft vom 24. März 1934. Dieses verpflichtete die Kommunen zu sparsamster und wirtschaftlicher Finanzhaushaltung.

Unter hohem Zeitdruck gelang es, das Olympische Dorf hinsichtlich der Baumaßnahmen bis Ende April 1936 fertigzustellen. Die meisten als Wandschmuck gedachten Photographien trafen dagegen erst im Sommer ein. Mitte Juni bezogen mit einigen deutschen Leichtathleten die ersten Bewohner das Dorf. Kurz darauf folgten mit Japanern und Australiern die ersten Ausländer.

Die Zeit nach den Olympischen Spielen 1936

Nach den Olympischen Spielen diente die Anlage, wie vorgesehen, in zwei Bereiche unterteilt dem deutschen Militär: Ein Teil behielt den Namen „Olympisches Dorf“ und diente der Offiziersausbildung der Infanterie. Der andere diente unter dem Namen „Olympia-Lazarett“ als Reserve-lazarett. Ab 1945 nutzte die Rote Armee die gesamte Anlage als Kaserne und ab den 1960er Jahren verstärkt als Unterbringungsort für Familienangehörige von Rotarmisten. Hierzu wurde ein Großteil des Baubestandes der 1930er Jahre beseitigt und teils durch mehrgeschossige Plattenbauten ersetzt.

Nach dem Abzug der Roten Armee bzw. der GUS-Truppen aus dem Standort Döberitz 1991/ 1992 hätte die deutsche Bundeswehr sämtliche Kasernen übernehmen können, entschied sich aber im Falle des Olympischen Dorfes – wohl auch aufgrund des Bauzustandes – dagegen.

Seit 1992 steht daher die gesamte Anlage, seit 1993 unter Denkmalschutz, leer. Mehrere in den 1990er Jahren geplante Bauvorhaben, die teils von einem Abriß der erhaltenen Bausubstanz ausgingen, wurden nicht realisiert. 2009 erfolgte die Aufnahme des Olympischen Dorfes in das Förderprogramm für „National wertvolle Kulturgüter“ der Bundesrepublik Deutschland, in dessen Rahmen von 2009 bis 2013 umfangreiche Sicherungsarbeiten durchgeführt worden sind.

Die Erinnerung an das Olympische Dorf wird stets – wie schon z.Zt. seiner Errichtung und olympischen Nutzung – ambivalent bleiben. Das Dorf ist durch die besitzende Stiftung für die Öffentlichkeit zur Besichtigung freigegeben worden.

Dies kann dazu beitragen, daß die Erinnerung und die Diskussion über dieses Relikt der Olympischen Spiele 1936, über diese in mehrfacher Hinsicht einmalige Anlage, wachgehalten wird und ihr Bestand gesichert bleibt.

Die Dissertation wird im Frühjahr 2015 im Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn, publiziert.

Quelle: Emanuel Hübner in der DOSB Presse

author: GRR

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