GRR – drei Buchstaben, die seit 1995 für die Qualität von Straßenlauf-Veranstaltungen stehen. Die vor über 12 Jahren gegründete Interessensgemeinschaft ist längst ein Taktgeber für die deutsche Laufszene geworden.
Pioniere der Straße – Deshalb muss es unser Ziel sein, die Darstellung des Straßenlaufes in der Öffentlichkeit zu verbessern und unsere gemeinsamen Anliegen und auch Sorgen um die Gesundheit unserer Läufer zu koordinieren – Die Vorstellung der GRR-Mitgliedsläufe und weitere interessante Informationen aus dem GRR Sonderheft 2008 „road races“ in Kooperation mit „aktiv laufen“
Seit fast 50 Jahren rennen sie über die Straßen. Was zuvor undenkbar war, gehört heute mindestens einmal im Jahr zum Staßenbild in vielen deutschen Städten: Hunderte, nicht selten sogar tausende Menschen, die sich „hechelnd“ zwischen Häuserschluchten hindurch zwängen. Mit Nummern auf der Brust rennen sie um die Wette –und niemand wundert sich mehr darüber.
Der Laufsport führte – vor allem als Wettkampf – lange Zeit ein Nischendasein. Fernab der Bevölkerung liefen Enthusiasten auf einsamen Landstraßen, Wald- und Feldwegen oder in Parkanlagen. Der Schritt hinaus aus der selbst gewählten Isolation hinein in die Städte war durchaus ein großer.
Dabei hatten schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Straßenstaffelläufe die Menschen begeistert. Aber die wirklichen Pioniere der Straße begannen erst später. Richtig los ging es Ende der 1970er Jahre. Erstaunlicherweise zunächst über „krumme Distanzen“. Veranstaltungen wie der Paderborner Osterlauf über 25 Kilometer, die „Nacht von Borgholzhausen“ über 10 Meilen oder der „Darmstädter Stadtlauf“ über 7,6 km sind heute vielen Läufern bekannt. Wenig später folgten schon die ersten Marathonläufe in Leipzig, Berlin und Frankfurt.
Recht jung dagegen ist die Interessensgemeinschaft der deutschen Läufe, German Road Races (GRR), die 1995 von einer Handvoll euphorischer Laufveranstalter wie Horst Milde (Berlin), Wolfgang Kucklick (Hamburg), Irmgard Heckelsberger (Frankfurt) und Michael Schulz-Tholen (München) gegründet wurden. „Viele der 1995 angesprochenen Probleme, wie die Anerkennung des Chip-Zeitmess-Systems, die genaue Vermessung der Laufstrecken durch Vorgaben der AIMS/ IAAF und die Durchsetzung von Qualitätsstandards sind inzwischen gelöst und Bestandteile der nationalen und internationalen Regelwerke geworden“, sagt Horst Milde, der Ende der 1970er Jahre als Konditormeister mit eigenem Betrieb praktisch nach Feierabend den Berlin-Marathon mit einer Gruppe Gleichgesinnter „Verrückter“, wie Milde gerne die vom Marathonbazillus infizierten Mitstreiter anerkennend bezeichnet, zu einem der weltgrößten Marathonspektakel entwickelte. Es war in diesen Anfangsjahren oft auch ein Kampf gegen den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), der sich der Stadion-Leichtathletik verschrieben hatte und sich nun mit dem Thema Straßenlauf beschäftigen „musste“. Natürlich gab es allerorten die beliebten Volkslaufveranstaltungen, die aber trotz Engagement der Vereine eher brav und bieder organisiert waren und nach heutiger Sicht in kaum einen geregelten und standardisierten Ablauf zu pressen waren.
Für diese Qualitätskriterien steht GRR
- Veranstaltungsgröße (mindestens 1.000 Teilnehmer im Hauptlauf) und Kontinuität der Veranstaltung (jährliche Durchführung)
- Zwingend erforderliche Bestätigung über die Durchführung eines der Streckenlänge angemessenen, ausreichenden Trainings sowie die Bestätigung über eine durchgeführte medizinische Untersuchung bzw. Beachtung des Gesundheits-Checks (im Pflichtfeld der Teilnahmebedingungen bei Online- bzw. Print-Anmeldungen anzukreuzen) Dienstleister (service- und kundenorientiertes Verhalten von der Anmeldung bis zum Ergebnisdienst)
- Einhaltung der nationalen und internationalen Regeln
- Startnummern-Ausgabe mit Expo und Informationsangeboten
- Pasta- bzw. Kohlenhydratparty
- Zusätzliches Laufangebot für Kinder und Jugendliche
- Integrierung von Handbike- und Rollstuhlwettbewerben
- Durchführung von Dopingkontrollen
- Durchgängige ärztliche und sanitätsdienstliche Betreuung (möglichst mit Defibrillatoren und Funküberwachung bei Notfällen)
- Nothilfe-Pass auf der Rückseite der Startnummer
- Vermessene Strecken nach AIMS/IAAF-Standards (gilt für Bestenlisten relevante Distanzen)
- Verkehrssichere und verkehrsfreie Strecke
- Durchgängige und deutliche Kilometerbeschilderung
- Ausreichende Versorgung an den Erfrischungs- und Verpflegungsständen an der Strecke und im Ziel (vor allem bei „Hitzeläufen“ sind besondere Vorkehrungen zu treffen)
- Ausreichende Sanitäreinrichtungen wie Toiletten, Duschen und Umkleidemöglichkeiten für Männer und Frauen
- Sicherung der Strecke (Abflattern/-gittern zur Vermeidung von Abkürzung)
- Ankündigung von Gefahrenstellen durch großformatige Beschilderung
- Brutto-/Netto-Zeitmessung
- Attraktiver, abgesperrter Start- und Zielbereich
Natürlich hat sich die Zielsetzung der GRR im Laufe der Jahre verändert, geblieben ist die Sorge um die Weiterentwicklung des organisierten Veranstaltungswesens in Deutschland.
Tausende bevölkern bei Laufwettbewerben landauf landab die Straßen, sorgen für eine ausgelassene und friedliche Atmosphäre und halten zugleich eine vielköpfige Helferschar für Tage und Wochen in hektischer Betriebsamkeit. Nur das Verhältnis zum DLV ist nach wie vor ungeklärt. Dabei muss es gerade für den Verband ein wichtiges Anliegen sein, die fast 50 Veranstalter ins Boot zu holen, die mit rund 400.000 Teilnehmern ein Drittel der Gesamtbeteiligung aller Straßenläufe in Deutschland ausmachen.
Der fünfköpfige Vorstand der GRR, satzungsgemäß als Sprecher betitelt, ist aktuell mit Horst Milde (Berlin), Wilfried Raatz (Darmstadt/ Mannheim), Bernd Düngen (Duisburg), Derk Kogelheide (Berlin) und Sascha Wiczynski (Paderborn) besetzt. Sie beklagen vornehmlich die Tatsache, dass die Straßenläufe in der Öffentlichkeit, den Medien, bei den Teilnehmern und der Bevölkerung eine riesige Resonanz und Anerkennung erfahren, weit mehr als dies für die Stadion-Leichtathletik gilt, aber bei den Fachverbänden auf nationaler und regionaler Ebene fast nicht zur Kenntnis genommen werden.
„Deshalb muss es unser Ziel sein, die Darstellung des Straßenlaufes in der Öffentlichkeit zu verbessern und unsere gemeinsamen Anliegen und auch Sorgen um die Gesundheit unserer Läufer zu koordinieren“, unterstreicht Horst Milde. Zuletzt hat sich GRR stark bei der Entwicklung eines Fragebogens engagiert, der für alle Teilnehmer bei GRR-Veranstaltungen als Gesundheits-Check bindend bestätigt werden soll.
Aktuell sind 49 Veranstaltungen Mitglied bei GRR, mit dem Südtirol-Marathon, Wachau-Marathon, Halbmarathon Meran und dem TUI Marathon Palma de Mallorca sogar vier Veranstalter aus Italien, Österreich und Spanien. German Road Races geht es inzwischen um weitaus mehr, als nahezu perfekte Veranstaltungen mit Qualitätsstandards zu organisieren. Angesichts der unverkennbaren Schwäche im Laufbereich haben sich die deutschen Veranstalter verstärkt um die Heranführung und Förderung von Jugendlichen bemüht. Inzwischen finden bei nahezu allen GRR-Läufen Angebote für Kinder und Jugendliche statt. Bei der neunten Jahres-Mitgliederversammlung 2004 in Mainz wurde erstmals der GRR-Förderpreis für talentierte Nachwuchsläufer vergeben, 2006 kam der GRR-Trainerpreis hinzu, um vor allem den unermüdlichen Einsatz der zumeist ehrenamtlich arbeitenden Trainer zu würdigen.
Zu einem Portal für Läufer hat sich innerhalb von wenigen Monaten die GRR-Webseite entwickelt, die zu einer informativen Fundgrube für Läufer aller Leistungs- und Interessensgruppierungen geworden ist und aktuelle Nachrichten aus dem nationalen und internationalen Laufgeschehen anbietet.
Einige der nächsten Termine auf einen Blick
06.04.2008 Marathon Deutsche Weinstraße
06.04.2008 5. Freiburg-Marathon
20.04.2008 20. Intern. Würzburger Residenzlauf
27.04.2008 11. RENTA Oberelbe-Marathon
27.04.2008 20. iWelt-Marathon Würzburg
04.05.2008 Berlin läuft… 25 km
04.05.2008 6. METRO Group Marathon Düsseldorf
04.05.2008 18. TUIfly Hannover Marathon
04.05.2008 8. Regensburg Marathon
24.05.2008 5. MLP Marathon Mannheim
25.05.2008 8. Heilbronner Trollinger Marathon
01.06.2008 25. Rhein-Ruhr Marathon Duisburg
22.06.2008 15. Stuttgarter Zeitung-Lauf
24.06.2008 31. Darmstädter Stadtlauf
29.06.2008 14. hella Halbmarathon
02.08.2008 6. Rostocker Marathon Nacht
23.08.2008 28. Internationaler Nürburgring-Lauf
13./ 14.09.08 11. Wachau-Marathon
14.09.2008 7. Münster Volksbank Marathon
14.09.2008 19. PSD Alsterlauf Hamburg
21.09.2008 26. FIDUCIA Baden-Marathon Karlsruhe
21.09.2008 9. Neumarkter Stadtlauf
21.09.2008 4. Ulm-/Neu-Ulmer Einstein-Marathon
05.12.2008 15. Südtirol Marathon Neumarkt
12.10.2008 23. München Marathon
12.10.2008 46. RWE-Marathon
19.10.2008 5. TUI Marathon Palma de Mallorca
19.10.2008 5. Magdeburg-Marathon
26.10.2008 2. Lucerne Marathon
Weitere Termine der GRR-Mitglieder finden Sie hier.
Der Beitrag ist entnommen dem GRR Sonderheft 2008 "road races" in Kooperation mit "aktiv laufen".