Pionier der Lauftreffs – Zum Tode von Carl-Jürgen Diem „Lauftreffs sind keine Renntreffs“, lautete sein Credo: „Die Lauftreff-Bewegung wird überall dort, wo das Anfängerkonzept stimmt, bleiben.“ ©METRO GROUP Marathon Düsseldorf
Pionier der Lauftreffs – Zum Tode von Carl-Jürgen Diem
Am 10. August 2015 – knapp zwei Monate vor seinem 80. Geburtstag – ist der Wissenschaftler, Laufpionier und Buchautor Carl-Jürgen Diem in Berlin gestorben. 50 Jahre war er für seine Passion unterwegs und eine prägende Kraft der deutschen Laufbewegung.
Als Leiter des Darmstädter Lauftreffs, einer der ersten und größten in Deutschland, hinterließ der umtriebige und streitbare Geist von 1975 bis 1996 markante Spuren. In der Stadt, in der Region und in Deutschland, wo er 1985 bis 1990 als Bundeslauftreffwart die Bewegungskultur beflügelte.
Ein halbes Dutzend Bücher (Ratgeber), angefangen 1981 mit den „Tipps für Lauftreff-Anfänger“, dem „Laufschuh“ – Diem testete zuvor für die Stiftung Warentest Sportschuhe – bis zum „Walking“ spiegeln die Entwicklung des Lauf- und Freizeitbooms wider.
Das Erfolgsgeheimnis der Lauftreffs hat der leidenschaftliche Läufer und akribische Wissen-schaftler so formuliert: „Mein Konzept für die Anfänger-Betreuung: Wenn der Anfänger sich entschieden hat zu kommen, muss ich ihn so betreuen, dass er es schaffen kann.“
Deshalb entwickelte er den Bewegungstakt mit bis zu 20 Gehpausen während der Laufstunde. Auch Laktat- (Milchsäure) und Belastungstests führte er durch. Einen wichtigen Impuls sah er in der Schulung der Gruppenleiter. Diese gilt es, für das Schrittmaß gerade von Neulingen zu sensibilisieren.
„Lauftreffs sind keine Renntreffs“, lautete sein Credo: „Die Lauftreff-Bewegung wird überall dort, wo das Anfängerkonzept stimmt, bleiben.“
Er beließ es nicht beim Laufen – in Darmstadt dreimal wöchentlich – in freier Natur, unabhängig und unbürokratisch von Vereinen und Verbänden. Der Physiker kultivierte die Bewegung, stellte das Gruppenerlebnis über Eigennutz.
Der Lauftreff übernahm soziale Verantwortung mit Spenden-Aktionen (mehrere Zehntausend Euro), pflanzte 1991 hunderte Bäume nach dem Orkan Wiebke, richtete verwilderte Brunnen im Wald wieder her.
Auch als Vorsitzender des Ortsgruppe Darmstadt der Deutschen Olympischen Gesellschaft (1991 bis 1997) setzte Diem in seiner zweiten Heimat kreativ Impulse (Trainerehrung).
Als Last, Frust und stetes Ärgernis empfand der Sohn berühmter Eltern – Carl Diem und Lieselott Diem gründeten nach dem Krieg die Deutsche Sporthochschule in Köln – den hartnäckigen „Rufmord“ am Vater, einem Sportführer, der unter anderem 1913 das Sportabzeichen kreierte.
Berichte und Nachforschungen prangerten beharrlich dessen Nähe zu den Nationalsozialisten an. Straßen, Sporthallen und Preise wurden daraufhin umbenannt. Darunter litten die Kinder. Diem jr. führte einige Prozesse – ohne Erfolg.
Carl-Jürgen Diem stets auf körperliche Fitness bedacht, vermochte seine Passion in den letzten Jahren nicht mehr auszuüben. Wegen eines Bandscheiben-Leidens war er seit 2011 auf den Rollstuhl angewiesen.
Dennoch, seine Lebensfreude und Neugier waren ungebrochen. Vor allem die vier Enkel bereiteten ihm in seiner Heimat Berlin Freude.
Dorthin zogen die Eltern 2008 zurück, weil die beiden Kinder mit ihren Familien dort zu Hause sind. In vielen Aufsätzen und Gedanken beschäftigte er sich mit Leistungs- und Fitness-Aspekten. Noch 2014 gab er eine persönlich gehaltene Chronik zum 40. Geburtstag des Darmstädter Lauftreffs heraus. Vermächtnis einer Lebensleistung.
„Man lebt zweimal, das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung“, zitiert die Familie in ihrer Traueradresse den französischen Schriftsteller Honore de Balzac.
Calle Diem bleibt für viele Weggefährten der Freund, Wegbereiter und streitbare Anwalt einer unabhängigen, naturnahen und spaßbetonten Laufbewegung.
Hans-Peter Seubert – DOSB
Hier die Online-Petition zum Unterstützen gegen die DLV-LAUFMAUT:
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
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