Die Äthiopierin Balcha Alemu Almaz diktierte bei den Frauen das Tempo,
Pichlmaier und Pyka beim Gutenberg Mainz vorne – Mockenhaupt gewinnt in Berlin
Mohamed Msenduki Ikoki aus Tansania strahlte im Ziel. Er erwies sich beim Mainzer Gutenberg-Marathon als gewiefter Taktiker und hatte nicht zuletzt deshalb Erfolg. Bis Kilometer 30 hielt sich Ikoki im Kampf um den Sieg noch deutlich zurück, um dann eindrucksvoll in der neuen Streckerekordzeit von 2:11:01 Stunden zu gewinnen.
Die bisherige Rekordmarke hielt der Ukrainer Andrej Naumov seit 2008 mit 2:11:10. In der Karnevalshochburg passt die neue Streckenbestzeit von 2:11:01 bei der 11. Auflage des Gutenberg-Marathons natürlich perfekt. Die Kenianer Koskei Kipkirui (Vierter in 2:14:25) und Richard Chepkwony (Dritter in 2:13:38) hatten ebenso das Nachsehen wie der sehr starke Roman Prodius aus Moldawien, der mit 2:12:31 Stunden die drittschnellste Zeit erzielte.
Im Kampf um die Deutsche Meisterschaft ließ sich der auf Rang sieben einlaufende Dennis Pyka in einem schwachen Feld nichts vormachen. Der bereits 38-jährige Regensburger gewann mit acht (!) Minuten Vorsprung in 2:20:09 Stunden vor dem Wattenscheider Bastian Kranz und dem eigentlichen Cross-Spezialisten Philipp Nawrocki. Trotz keineswegs idealen Bedingungen lief Pyka nur eine Minute über seinem Hausrekord von 2:19:14 ins Ziel.
Die Äthiopierin Balcha Alemu Almaz diktierte bei den Frauen das Tempo, dahinter lief eine Dreiergruppe, zu der neben der Weißrussin Sviathlana Kouhan und der Kenianerin Mildred Chebosis Kiminy auch lange Zeit die Meisterschafts-Favoritin Bernadette Pichlmaier gehörte. In einer furiosen Aufholjagd machte Sviathlana Kouhan den 90-Sekunden-Rückstand wieder wett und lag im Ziel mit 2:34:08 Stunden zeitgleich mit der Äthiopierin, allerdings um einen Hauch geschlagen auf Rang zwei. Trotz eines Sturzes kam Mildred Chebosis Kiminy noch als Dritte in 2:35:41 ins Ziel.
Die durchaus vorhandene Chance auf eine Spitzenzeit und dem damit verbundenen Ticket zu den Europameisterschaften war für die Titelverteidigerin Bernadette Pichlmaier nach zwei Dritteln der längsten olympischen Laufdistanz vorbei. Dennoch holte sie sich erneut den deutschen Meistertitel, allerdings mit einer für sie letztlich enttäuschenden Endzeit von 2:40:58 Stunden, nachdem sie bei Halbzeit mit 1:16:51 Stunden fast noch auf EM-Kurs lag.
„Natürlich träumt man davon, aber es war dann doch einfach zu kalt“, sagte die 41-Jährige. 10 Grad und zumeist Regen machten vielen Athleten doch zu schaffen. Den bayerischen Triumph machten sieben Minuten hinter der für die LAG Mittlere Isar laufenden Titelverteidigerin die beiden Regensburgerinnen Fakja Hofmann (2:48:23) und Steffi Volke (2:51:49) perfekt.
Vier deutsche Meisterschaften hat inzwischen der DLV in den Gutenberg-Marathon integriert. Ob es zu einer fünften Übernahme durch die Mainzer kommen wird, ist angesichts der geringen Attraktivität zumindest im Spitzenbereich fraglich. Die deutschen Asse, soweit überhaupt als solche zu bezeichnen, nehmen attraktive Angebote im Ausland an oder suchen sich die schnellen Strecken bei deutschen Veranstaltungen aus (Frankfurt, Düsseldorf, Berlin).
Eine Jagd auf den Meistertitel bleibt somit für die zweite Reihe der deutschen Marathonläufer. „Wir sind im Gespräch mit dem DLV und dem Vermarkter DLP“, erklärten die Mainzer Organisatoren. Es könnte jedoch ein leiser Abschied werden, denn mit Hannover, Kassel und Münster stehen neue Bewerber in den Startlöchern. Ob diese allerdings bereit sind, die vom Verband geforderten Garantieleistungen zu erbringen, das steht auf einem anderen Blatt.
Die deutsche Nummer zwei im Marathon hinter Irina Mikitenko, Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) startete tags zuvor beim Frauenlauf in Berlin. Hier gewann sie souverän im lockeren Tempo mit 33:24 Minuten. Allerdings lief Sabrina Mockenhaupt praktisch konkurrenzlos. Zweite wurde Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München/34:33), Rang drei belegte Carmen Siewert (Greifswalder SV/35:52). Für Sabrina Mockenhaupt war es bereits der vierte Sieg beim Frauenlauf im Tiergarten nach 2005, 2007 und 2009. Mit alles zusammen 15.424 gemeldeten Teilnehmerinnen verzeichnete der größte deutsche Frauenlauf einmal mehr einen Teilnehmerinnen-Rekord.
race-news-service.com/Wilfried Raatz
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