Schlanker geworden, langsamer auch: Ekatarini Thanou - Nach zwei Jahren Sperre gibt die 32-jährige Griechin überraschend ihr internationales Comeback. Wahrscheinlich werden die Zuschauer pfeifen - wie so oft, wenn Thanou außerhalb ihres Heimatlandes startete.
Pfiffe für das Ende einer langen Flucht – Zweijährige Dopingsperre von Ekatarini Thanou ist abgelaufen. Bei der EM in Birmingham gibt die griechische Sprinterin ihr internationales Comeback. Sebastian Arlt in der BERLINER MORGENPOST
Wiedersehensfreude kommt bei der Konkurrenz nicht auf, wenn Ekatarini Thanou heute Vormittag bei den Hallen-Europameisterschaften im fünften Vorlauf über 60 Meter startet. "Sie ist eben zurück, da muss man mal sehen, was so kommt", sagt die deutsche Sprintmeisterin Sina Schielke (im gleichen Vorlauf wie Thanou) nur und verzieht dabei ihr Gesicht.
Nach zwei Jahren Sperre gibt die 32-jährige Griechin überraschend ihr internationales Comeback. Wahrscheinlich werden die Zuschauer pfeifen – wie so oft, wenn Thanou außerhalb ihres Heimatlandes startete. Sie war vielen schon immer suspekt, und all jene fühlten sich bestätigt, als es kurz vor den Olympischen Spielen 2004 in Athen zum Eklat kam.
Mit Sprintstar Konstantinos Kenteris war sie – nicht zum ersten Mal – vor einer Dopingkontrolle geflohen, danach wurde von dem Duo ein Motorradunfall mit anschließendem Krankenhausaufenthalt inszeniert. Die Spiele hatten ihren großen Skandal, bevor das Feuer überhaupt entzündet wurde.
Einem langen Gezerre zwischen dem Weltverband IAAF und dem griechischen Verband Segas, der Kenteris und Thanou im Gegensatz zur IAAF unverständlicherweise freisprach und nur den Trainer der beiden, Christos Tsekos, für vier Jahre sperrte, folgte erst im Juni 2006 ein von allen akzeptiertes Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs Cas: Kenteris und Thanou, die von der IAAF nach Athen suspendiert worden waren, wurden mit zwei Jahren Strafe belegt, die am 22. Dezember 2006 ablief.
Ein Prozess vor einem ordentlichen Gericht wegen des fingierten Motorradunfalls steht noch im September 2007 an.
Und jetzt ist zumindest Thanou zurück auf der Bahn. "Ich habe die ganze Zeit ernsthaft trainiert, ich mache das ja nicht, um meine Figur zu halten", sagte die Olympiazweite 2000 und Europameisterin 2002 über 100 m vor den Titelkämpfen in Birmingham. Und sie behauptete: "Ich bin immer sauber gewesen." Schließlich habe es nie eine positive Dopingprobe von ihr gegeben. Die Sache mit dem Unfall allerdings sei "eine kindische Entschuldigung" gewesen. "Ich will einfach wieder Wettkämpfe bestreiten, das ist alles."
Bei den nationalen Meisterschaften und einem Meeting in Athen ist Thanou bisher gelaufen, dort kam sie über 60 Meter in 7,22 Sekunden ins Ziel – 1999 war sie noch 6,96 Sekunden gesprintet. Das waren noch Zeiten: Mit einem Kreuz wie ein Möbelpacker trommelte sie da über die Bahn. Doch immer lief der Verdacht mit. Sie flüchtete vor Trainingskontrollen, trat nur bei Großereignissen auf und holte sich die Siegprämien der IAAF gar nicht erst ab, weil sie die geforderten Kontrollnachweise sowieso nicht erbringen konnte.
Wer traut dieser Frau noch? Gern wollte sie übersiedeln und für einen englischen Klub starten, um ihrem Anwalt Grigoris Ioannidis näher zu sein. Doch sie bekam nur Absagen. "Die Bedenken der Klubs waren doch zu groß", gab Ioannidis zu, der in England als Rechtsprofessor lehrt.
Vielleicht bekommt sie ja wenigstens von einer anderen Läuferin etwas Zuspruch: Eine Bahn neben ihr startet heute nämlich die inzwischen 46-jährige Merlene Ottey, die mindestens genau so viele Merkwürdigkeiten umgeben wie Ekatarini Thanou.
Doch das ist wieder eine andere Geschichte.
Sebastian Arlt
Berliner Morgenpost
Sonnabend, dem 3. März 2007